Glyphosat-Bericht der EFSA zeugt von Ignoranz. Täglich beim Menschen zu akzeptierende Dosis wurde um 0,2 Milligramm angehoben
(ots) - Für den Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) ist der aktuelle Glyphosat-Bericht der
europäischen Lebensmittelbehörde EFSA ein Beleg für die unglaubliche
Ignoranz der Behörde gegenüber den Gesundheitsrisiken des
Wirkstoffes. Besonders verwerflich sei, dass die täglich akzeptierte
Dosis für die Aufnahme des Wirkstoffes durch den Menschen von 0,3
Milligramm auf 0,5 Milligramm pro Kilo Körpergewicht angehoben werden
solle.
"Trotz der Einstufung von Glyphosat durch Krebsforscher der
Weltgesundheitsorganisation als wahrscheinlich krebserzeugend hat die
EFSA leider verharmlosende Bewertungen des Wirkstoffes durch das
deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kritiklos
übernommen", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Inzwischen sei
klar, dass wichtige Hinweise zur Krebsgefahr in der BfR-Bewertung zu
Glyphosat unberücksichtigt geblieben seien.
Jetzt laufe es wohl auf eine Verlängerung der EU-Zulassung des
Wirkstoffes um mindestens zehn Jahre hinaus, befürchtet die
BUND-Pestizidexpertin Heike Moldenhauer. "Offenbar wollte sich kein
EU-Mitgliedstaat mit den Glyphosat-Herstellern und den
Bauernverbänden anlegen und den Glyphosat-Einsatz unterbinden",
vermutet Moldenhauer.
"Würde Glyphosat verboten, wäre die industrialisierte
Landwirtschaft, die ohne den massiven Einsatz von Spritzmitteln nicht
auskommt, grundsätzlich infrage gestellt. Monsanto als der weltweit
größte Glyphosat-Produzent verlöre sein wichtigstes Geschäftsfeld.
Der Konzern macht die Hälfte seines Gewinns mit Glyphosat und mit an
Glyphosat angepasstem Gentech-Saatgut. Das Unternehmen hat keinen
Ersatz dafür und keine Alternativen entwickelt und würde bei einem
Verbot schwer ins Schlingern geraten", sagte Moldenhauer.
Der BUND-Vorsitzende Weiger wies darauf hin, dass die
Massentierhaltung in Deutschland und der EU auf ihr derzeit
wichtigstes Futtermittel verzichten müsste, wenn Glyphosat-resistente
gentechnisch veränderte Sojabohnen nicht mehr aus Nord- bzw.
Südamerika importiert werden könnten. "Zu der Frage `Welche Form der
Tierhaltung akzeptiert unsere Gesellschaft?` kommt jetzt eine
weitere: `Welche Form des Ackerbaus akzeptieren wir?`", sagte Weiger.
"Das ist ein schwarzer Tag für den Verbraucher. Monsanto wird es
freuen, dass die EFSA sogar höhere Dosen erlaubt, was die Menschen an
Glyphosat täglich zu sich nehmen dürfen. Künftig darf noch mehr davon
auf den Feldern ausgebracht werden und in die Nahrungsmittelkette
gelangen. Die EU-Mitgliedstaaten und damit auch Bundesagrarminister
Christian Schmidt müssen den EFSA-Bericht zurückweisen. Glyphosat ist
wahrscheinlich krebserzeugend, deshalb muss sein Verbot so schnell
wie möglich kommen", forderte der BUND-Vorsitzende Weiger.
Weitere Informationen zu Gefahren durch Glyphosat und der
Einschätzung der WHO-Experten finden Sie unter: http://www.bund.net/t
hemen_und_projekte/chemie/pestizide/wirkstoffe/glyphosat/
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Datum: 12.11.2015 - 16:05 Uhr
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