Europäische Behörde EFSA ignoriert Hinweise auf krebserzeugende Wirkung von Glyphosat
(ots) - Heute veröffentlichte die Europäische Behörde für
Lebensmittelsicherheit (EFSA) ihre Risikobewertung des
Pestizidwirkstoffes Glyphosat. Dabei handelt es sich um das weltweit
am häufigsten eingesetzte Pflanzengift. Obwohl die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Pflanzengift Glyphosat im März
diesen Jahres als "wahrscheinlich krebserregend beim Menschen"
eingestuft hatte, ignoriert die EFSA diese Erkenntnisse und sieht es
als "unwahrscheinlich" an, dass Glyphosat eine krebserregende Gefahr
für den Menschen darstellt".
"Die Einschätzung der EFSA ist unverantwortlich", kommentiert
Sophia Guttenberger, Referentin für Gentechnik und Verbraucherschutz
am Umweltinstitut. "Besteht der begründete Verdacht, dass ein Stoff
krebserregend ist und die Fruchtbarkeit schädigt, muss er sofort aus
dem Verkehr gezogen werden. Doch anstatt die Verbraucherinnen und
Verbraucher zu schützen, werden einseitig die Interessen der
chemischen Industrie bedient."
Die Bewertung der EFSA kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, denn
die derzeit geltende Zulassung von Glyphosat läuft Mitte 2016 aus.
Über eine Neuzulassung entscheidet endgültig die Europäische
Kommission. Die Risikobewertung der EFSA stellt jedoch eine wichtige
Grundlage für diese Entscheidung dar.
Im Vorfeld hatte das Umweltinstitut gemeinsam mit der
Verbraucherschutzorganisation foodwatch eine Online-Aktion gestartet,
über die sich rund 115.000 Menschen aus Deutschland, Frankreich und
den Niederlanden an die EFSA gewandt hatten. Sie forderten die
Behörde dazu auf, die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation
bei der Risikobewertung zu berücksichtigen.
"Zwar konnten wir erreichen, dass die EFSA die Berichte der
Weltgesundheitsorganisation in ihre Risikobewertung hat einfließen
lassen", so Sophia Guttenberger, "aber die heute vorgelegte Bewertung
beweist einmal mehr, dass die EFSA nicht unabhängig von
wirtschaftlichen Interessen agiert. Ihre Einschätzung missachtet das
in der EU geltende Vorsorgeprinzip". Die EFSA stützt sich in ihrer
Bewertung weitgehend auf einen Bericht des deutschen Bundesinstituts
für Risikobewertung (BfR). Unabhängige Wissenschaftler wie der
Epidemiologe Prof. Dr. med. Greiser haben dem BfR erst kürzlich
schwerwiegende Fehler bei der Auswertung von Studien nachgewiesen.
Foodwatch und das Umweltinstitut fordern deshalb, das
Bewertungsverfahren für die Zulassung von Pestiziden grundsätzlich
auf den Prüfstand zu stellen.
Weitere Informationen:
Das heute veröffentlichte "Peer Review" der EFSA finden SIe hier:
http://www.efsa.europa.eu/de/efsajournal/pub/4302
Pressekontakt:
Umweltinstitut München
Landwehrstr. 64a
80336 München
Sophia Guttenberger
sg(at)umweltinstitut.org
Referentin für Gentechnik und Verbraucherschutz
Tel: 089 - 30 77 49 24
Fabian Holzheid
fh(at)umweltinstitut.org
Vorstand, Pressesprecher
Tel: 089 - 30 77 49 19
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Datum: 12.11.2015 - 12:18 Uhr
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