3sat-Doku "Tabu Kernforschung" warnt vor Verlust an Kernforschungskompetenz
(ots) -
Donnerstag, 29. Oktober 2015, 20.15 Uhr
Erstausstrahlung
Der Atomausstieg bis 2022 ist beschlossen. Der Rückbau der
Kernkraftwerke wird aber noch Jahrzehnte dauern, die Verwahrung des
Atommülls sogar Jahrtausende. Die Dokumentation "Tabu Kernforschung"
von Thomas Hies und Judith Schneider stellt fest, dass im Zuge des
Atomausstiegs in Deutschland weniger Kernforschung betrieben werde
und kaum noch Kernforscher ausgebildet werden. Kernenergietechnik und
Reaktorforschung seien fast zu Tabuthemen der Wissenschaft geworden.
Dabei sei das Wissen um Nukleartechnik nach wie vor wichtig, ein
Mangel an Atomphysikern und Strahlungsexperten ein Risiko.
Der Atomausstieg in Deutschland wird von einem breiten
gesellschaftlichen Konsens getragen. Kein anderes Land hat so rasch
und so rigoros auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima reagiert. Die
30 anderen Kernenergie betreibenden Staaten wollen ihre Anlagen bis
zum technischen Lebensende von mindestens 40 Jahren weiterlaufen
lassen. Eine Mehrheit dieser Länder baut sogar neue Atomkraftwerke.
Allein in China sind derzeit 28 Anlagen im Entstehen. Sieben davon
wurden nach Fukushima neu begonnen. Und weitere sieben Länder,
darunter Saudi-Arabien, die Türkei und Vietnam, haben trotz Fukushima
entschieden, erstmals in die Kerntechnik einzusteigen.
Deutsche Expertise ist bei diesen Unternehmungen kaum noch
gefragt. Die Zahl der Studierenden in den Nuklearwissenschaften nimmt
ab, Forschungsmittel werden gekürzt und Professuren fallen weg. Nur
noch in wenigen Forschungszentren beschäftigen sich hierzulande
Wissenschaftler mit Kerntechnik. Die Vorlesung "Reaktortechnik III"
von Hans-Josef Allelein, Professor für Reaktorsicherheit an der RWTH
Aachen, beispielsweise besuchen nur noch acht Studierende. Und für
Doktorandin Anni Schulze ist klar: Eine berufliche Zukunft hat sie
nur im Ausland. "Aber wenn so was wie in Fukushima noch einmal
passiert, wollen wir dann nur dem glauben, was uns Japaner oder
Franzosen oder Amerikaner erzählen oder wollen wir eigene Recherchen
machen. Wenn wir das wollen, müssen wir auch Reaktorsicherheit und
Reaktorsicherheitsforschung betreiben", mahnt Allelein.
Im Rahmen von "Wissenschaft am Donnerstag" widmet sich die
Gesprächssendung von Gert Scobel im Anschluss (21.00 Uhr) um Tabus im
allgemeinen. In der Sendung "scobel - Das tut man nicht!" diskutiert
Gert Scobel mit seinen Gästen - die Historikerin Alexandra
Przyrembel, Autorin des Buchs "Verbote und Geheimnisse. Das Tabu und
die Genese der europäischen Moderne" und der Analytiker und
Kunstsammler Hartmut Kraft, Autor des soeben erschienen Buchs "Die
Lust am Tabubruch" - über die Entstehung von Tabus.
Hinweis für Journalisten: Den Video-Stream der Dokumentation "Tabu
Kernforschung" und weitere Informationen erhalten Sie unter folgender
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Weitere Informationen zur Sendung "scobel - Das tut man nicht"
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Datum: 28.10.2015 - 12:45 Uhr
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