Kleiner Anti-Diskriminierungs-Knigge / Aktuelle Informationen aus dem Arbeitskreis Umgangsformen International(AUI)
(ots) - 1. Bedenken Sie bei Formulierungen, bitte, stets:
Ob eine Äußerung als diskriminierend bezeichnet werden kann, hängt
keinesfalls davon ab, wie die sprechende Person sie interpretiert,
etwa: "Aber das Wort war doch in diesem Zusammenhang positiv
gemeint!" Ausschlaggebend ist immer, wie die oder der Angesprochene
etwas empfindet. Respektieren Sie die Tatsache, dass jeder Mensch ein
Recht auf sein Gefühl hat und es niemandem zusteht, dieses
anzuzweifeln oder es ihm gar abzuerkennen.
2. Versetzen Sie sich deshalb nach besten Kräften in Ihr Gegenüber
- entwickeln Sie also Einfühlungsvermögen -, ehe Sie sich für
bestimmte Wörter oder Redewendungen entscheiden.
3. Kalkulieren Sie ein, dass sowohl der Kontext als auch der
Tonfall stark mitbestimmend sind, ob zum Beispiel ein vermeintlich
"harmloses" Wort als Beleidung oder Herabsetzung erlebt werden kann
oder nicht. Beispiel: In einem harmonischen Gespräch über
verschiedene Herkunftsländer äußert jemand erstaunt. "Ach, Sie sind
Inderin? Das ist ja interessant!", nachdem sich die Angesprochene
selbst als solche dargestellt hat. Diese Äußerung wird sie vermutlich
nicht so negativ einstufen wie etwa einen Satz mit abfälligem
Unterton: "Na, ja, Sie sind eben Inderin!"
4. Vermeiden Sie von vornherein Wörter, die von vielen als
diskriminierend eingestuft oder empfunden werden, etwa "Asylanten"
oder "Behinderte". Besser ist es, von "Asylsuchenden" und "Menschen
mit Behinderung" zu sprechen. Auch der gedankenlose Gebrauch von
Floskeln wie: "Na, das ist ja wohl stark getürkt!", "Seid ihr etwa
wieder die halbe Nacht herumzigeunert?", "Das sieht doch ein Blinder
mit ''nem Krückstock!", "Ey, mach das gefälligst selbst, ich bin doch
nicht dein Neger!" unterbleibt auf jeden Fall.
5. Berücksichtigen Sie, dass auch Gesten abwertend und
diffamierend sein können. Vermeiden Sie deshalb, bitte, auch
unbedacht oder gar wissentlich praktizierte provozierende Gebärden.
6. Reflektieren Sie die Gefahr, die darin liegt, einer ganzen
Gruppe von Menschen - DIE Frauen, DIE Männer, DIE Schwulen, DIE
Flüchtlinge, DIE Sinti und Roma zum Beispiel - Pauschalurteile
überzustülpen. Diese sogenannten Stereotype sind meist Auslöser von
Fehl- und Vorurteilen. Geben Sie besser jeder einzelnen Person die
Chance, von Ihnen mit ihren tatsächlichen Qualitäten, Vorzügen und
Eigenheiten sowohl erkannt als auch anerkannt zu werden.
7. Wirken Sie dem Trend entgegen, einen Menschen oder ganze
Personengruppen aufgrund medialer Berichte vorzuverurteilen. Je
weiter verbreitet oder reißerischer diese sind, umso
schwieriger wird das. Gerade deshalb sollte der Grundsatz der
Unschuldsvermutung, der eine besondere Ausprägung des
Rechtsstaatsprinzips ist, auch im "ganz normalen Alltag" von
allen respektiert und praktiziert werden.
8. Verdeutlichen Sie sich, dass es viele unterschiedliche
Diskriminierungsmöglichkeiten gibt. Auch wenn das Allgemeine
Gleichbehandlungsgesetz Benachteiligungen nur verbietet, soweit
sie an eines der folgenden personenbezogenen Merkmale
anknüpfen: ethnische Herkunft, Geschlecht, Religion und
Weltanschauung, Behinderung, Alter und sexuelle Identität. Oft
beginnt Diskriminierung schon bei vermeintlich "kleinen,
harmlosen" Späßen wie dem Erzählen eines Blondinen-Witzes im
Beisein einer hellhaarigen Frau. Unter Jugendlichen und Kindern
reicht es für herabsetzendes und demütigendes Verhalten in
vielen Fällen schon aus, wenn nicht die "Gerade-in-Klamotten"
getragen werden oder aufgrund der ökonomischen Herkunft weder
das neueste "coole" Smartphone noch andere modische Accessoires
angeschafft werden können. Um solches zu verhindern, ist die
Vorbildfunktion aller Erwachsenen gefragt.
9. Seien Sie sich bewusst, dass wertschätzendes Verhalten mehr ist
und tiefer geht, als ausschließlich kleine Höflichkeits-Gesten
zu zeigen. Dazu zählt unter anderem erstens, alles zu
vermeiden, was ein Mensch als Diskriminierung empfinden könnte.
Zweitens, was zunehmend wichtiger wird, dies über das eigene
Tun hinaus auch anderen nahezubringen.
Pressekontakt:
Inge Wolff, Vorsitzende Arbeitskreis Umgangsformen International
Telefon 49(0)175 7441118, inge.wolff.umgangsformen(at)t-online.de
Christian Götsch, Pressereferent Swinging World e.V., Der
Unternehmerverband der Tanzschulen
49(0)40/500582-15, christian.goetsch(at)tanzen.de
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Datum: 05.10.2015 - 13:11 Uhr
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