BVR-Gutachten zu Regulierungsauswirkungen: Kleinere und mittlere Bankenüberproportional belastet
(ots) - Die durchschnittlichen Regulierungskosten liegen
bei kleineren und mittleren Banken oft um ein Vielfaches höher als
bei großen Instituten. Vor allem im Meldewesen und im Anlegerschutz
ist die Ressourcenbelastung am Größten. Bei sehr kleinen Banken
übersteigen die für Dokumentationen im Kontext des Anlegerschutzes
geschätzten Kosten sogar den Rohertrag aus dem
Wertpapierberatungsgeschäft. Regulatorische Themen binden bei
kleineren Banken inzwischen einen erheblichen Anteil der Arbeitszeit
des Vorstandes.
Dies ergab ein Gutachten, das die Professoren Roman Inderst und
Andreas Hackethal von der Goethe-Universität Frankfurt im Auftrag des
Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR)
zur Auswirkung der Regulatorik auf mittelständische Banken am
Beispiel der deutschen Genossenschaftsbanken erstellten. Die Autoren
analysierten und quantifizierten regulatorische Kosten durch eine
Erhebung unter über 500 Genossenschaftsbanken und verknüpften diese
mit Daten aus dem internen Rechnungswesen. So erhoben sie allein für
zusätzliche Dokumentationspflichten im Bereich des Anlegerschutzes
über alle betrachteten Genossenschaftsbanken hinweg jährliche
Gesamtkosten von rund 100 Millionen Euro.
"Die Erhebung belegt, wie stark die Regulierung die operativen
Ressourcen in den Instituten bindet", sagt BVR-Präsident Uwe Fröhlich
bei der Vorstellung des Gutachtens am Mittwoch, "dabei sollte das
Kundengeschäft zu den wichtigsten Aufgaben einer mittelständisch
orientierten Bank gehören - und weniger die Regulierungsfragen."
Fröhlich blickt dennoch optimistisch in die Zukunft: "Wir wollen die
Politik wachrütteln mit diesem Gutachten und darauf hinweisen, dass
Regulierung sicherlich sinnvoll war und ist, um das Finanzsystem zu
stabilisieren. Dennoch fordern wir die Regulierer auf, sich stärker
mit der Zielgenauigkeit und dem Zusammenwirken aller Maßnahmen zu
beschäftigen." Noch immer seien die Auswirkungen der
Finanzmarktregulierung nicht in vollem Umfang untersucht. Fröhlich
regt an, Gesetzesvorhaben grundsätzlich auf ihre Auswirkungen auf die
Struktur des Marktes zu überprüfen. "Die relativ stärkere Belastung
kleinerer Banken kann nicht gewollt sein - dagegen wehren wir uns",
so Fröhlich.
Mit dem erfolgreichen genossenschaftlichen Geschäftsmodell, dem
Kundenzuspruch und der Eigenkapitalausstattung seien allerdings die
Voraussetzungen für einen erfolgreichen Umgang mit anstehenden
Herausforderungen gut. In den zurückliegenden sechs Jahren habe man
trotz krisenhafter Rahmenbedingungen an den Märkten historisch gute
Ergebnisse generiert und die Eigenkapitalsubstanz der Ortsbanken um
25 Milliarden Euro auf 75,2 Milliarden Euro weiter deutlich ausbauen
können. Dies entspreche einer harten Kernkapitalquote inklusive 340f
HGB Reserven von 17,1 Prozent. Auch Phasen erhöhter Risiken oder
reduzierter Erträge seien gut verkraftbar. Dies decke sich auch mit
der jüngsten Feststellung der Bankenaufsicht, es seien hinreichend
stille Reserven und Überschusskapital vorhanden, um zum Beispiel auch
der Niedrigzinsphase zu begegnen.
Die aktuelle Marktsituation der Kreditgenossenschaften im zweiten
Quartal 2015 ist durch nochmals steigende Marktanteile im Kredit- und
Einlagenbereich gekennzeichnet. So verzeichnen die Volksbanken und
Raiffeisenbanken im Kundenkreditgeschäft per Ende Juni 2015 einen
Marktanteil von 15,5 Prozent. Er lag damit um 0,4 Prozentpunkte über
dem Vorjahreswert. Im Einlagengeschäft konnten die
Kreditgenossenschaften ihren Marktanteil von 17,4 Prozent im
Vergleich zum Vorjahresquartal um 0,4 Prozentpunkte steigern.
Zugleich betreiben die Genossenschaftsbanken ein aktives
Kostenmanagement.
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Datum: 30.09.2015 - 11:25 Uhr
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