Mit Risiken und Nebenwirkungen / Palmöl-Check 2015: Null Punkte für deutsche Pharma- und Futtermittelindustrie. WWF kritisiert Intransparenz und Ignoranz im Palmöl-Sektor.
(ots) - Berlin, 27.09.15 Selbst minimalste
Nachhaltigkeitsstandards und Transparenz bei Palmöl scheinen bei
rund 40 Prozent der großen, deutschen Unternehmen, die auf den
Rohstoff angewiesen sind, kein Thema zu sein. Das ist das Ergebnis
der nationalen Palmöl-Scorecards des WWF Deutschlands. Offenbar ist
es einigen Unternehmen immer noch egal woher ihr Palmöl kommt - oder
sie wissen es schlichtweg nicht. Die Intransparenz ist laut WWF auch
nach Jahren der öffentlichen Diskussion gravierend und das, obwohl
die ökologischen und sozialen Auswirkungen des Palmölanbaus den
Unternehmen bekannt sind.
Laut der Palmöl-Scorecard haben sechs von 200 befragten
Unternehmen gerade einmal einen Punkt, während 75 Unternehmen eine
Auskunft verweigerten oder keine genauen Angaben machen konnten.
Beides bewertet der WWF als grundlegendes Versagen in Sachen
Nachhaltigkeit und Transparenz. "Wer seine Lieferkette hingegen im
Griff hat, konnte die abgefragten Angaben leicht machen. Und wer
Nachhaltigkeit propagiert, der sollte wissen woher sein Palmöl
kommt", kritisiert die zuständige WWF-Referentin Ilka Petersen.
Besonders kritisch betrachtet WWF-Referentin Petersen die
deutschen Pharmaunternehmen und Futtermittelhersteller. Alle
befragten Unternehmen, darunter Bayer, Boehringer Ingelheim, Merck
sowie die großen Futtermittelhersteller Deutsche Tiernahrung, Cremer,
Agravis Raiffeisen und Mega verweigerten eine Auskunft. Nach einer
aktuellen Marktanalyse verbraucht der pharmazeutisch-chemische
Bereich etwa 155.000 Tonnen Palmöl, wovon gerade einmal 12 Prozent
zertifiziert sind, die Futtermittelindustrie nutzt noch einmal rund
160.000 Tonnen. Hier liegt der Anteil aus nachhaltigeren Quellen
sogar bei nur einem Prozent.
"Positiv ist, dass immer mehr Unternehmen zertifiziertes Palmöl
nutzen und sich mit ihrer Lieferkette auseinander setzen.", lobt
Petersen. Das auch die volle Punktzahl erreicht werden kann, machen
die Unternehmen Daabon und Agrarfrost vor. Insgesamt decken
inzwischen mehr als 50 Prozent der befragten Unternehmen ihren
Palmölbedarf zumindest teilweise mit zertifizierter Ware. Und während
2013 nur 29 Unternehmen ausschließlich, dass heißt zu 100%,
zertifiziertes Palmöl nutzen , waren es diesmal bereits 62. Wichtige
Zusatzkriterien, die über die Mindestanforderungen des RSPO
hinausgehen, wie etwa ein Verbot der Umwandlung von Torfböden oder
der Einsatz hochgefährlicher Pestizide, fordern allerdings nur 46
Unternehmen bei ihren Lieferanten ein. Diesem Beispiel müssten
jedoch, so die WWF-Forderung, unbedingt mehr Unternehmen folgen.
Initiativen wie FONAP oder POIG könnten dabei helfen.
Hintergrund
Egal ob Pizza, Margarine, Waschmittel, Tierfutter oder
Lippenstift, in fast jedem zweiten Produkt aus dem Supermarktregal
versteckt sich Palmöl oder Palmkernöl, das vor allem auf Plantagen in
den tropischen Regenwaldregionen Südost-Asiens angebaut wird.
Insgesamt werden in Deutschland werden jährlich rund 1,5 Millionen
Tonnen Palm- bzw. Palmkernöl verbraucht. Unser Konsum entscheidet
also über das Schicksal von Orang-Utan oder Tiger und der Menschen
vor Ort. Der WWF fragt daher in den "Palmöl Scorecards" regelmäßig
bei Unternehmen deren Einkaufspolitik ab. Derzeit sind gerade einmal
20 Prozent der globalen Palmölproduktion RSPO-zertifiziert.
Allerdings wurde davon nur rund die Hälfte nachgefragt. Vor diesem
Hintergrund ist es nach wie vor schwierig, bei Produzenten strengere
Anbaukriterien durchzusetzen. Weitere Informationen unter
www.wwf.de/palmoel
Pressekontakt:
Palmöl Scorecards 2015 Download unter www.wwf.de/palmoel2015
Ilka Petersen, Referentin Palmöl WWF, Tel.: 0151-18 85 4821,
ilka.petersen(at)wwf.de
Roland Gramling, Pressestelle WWF, Tel.: 0151-18 85 4980,
roland.gramling(at)wwf.de
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Datum: 27.09.2015 - 09:55 Uhr
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