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Kulturmetropolen-Studie: Berlin auf Augenhöhe mit London, Paris, New York / Berlins Kulturpolitik muss Zweiklassen-Förderung überwinden

ID: 1266205


(ots) - Berlin als Kulturmetropole ist heute mit London,
Paris, New York und Toronto durchaus vergleichbar. Aber nicht nur,
was die Vielfalt und die Bedeutung des Kultursektors angeht, auch mit
Blick auf Herausforderungen und kulturpolitischen Reformbedarf können
sich die Städte auf Augenhöhe vergleichen - und voneinander lernen.
Die Studie "Berliner Kulturpolitik in international vergleichender
Perspektive" des Centre for Cultural Policy der Hertie School of
Governance stellt die genannten Städte und ihre Kulturpolitik
erstmals systematisch einander gegenüber. Aus den Ergebnissen leitet
Prof. Dr. Helmut K. Anheier, akademischer Direktor des Centres, unter
anderem folgende Thesen ab:

In keiner Stadt ist die Ungleichbehandlung zwischen etablierten
Einrichtungen der Hochkultur, in die 95 Prozent der Kulturausgaben
fließen, und so genannter Freier Szene so ausgeprägt wie in Berlin.
Um die kontraproduktive Abschottung der Sphären voneinander zu
überwinden, sollte die Kulturpolitik auf eine permanente
Schnittstelle setzen. Neben die klassische öffentliche Förderung
sollten zivilgesellschaftlich organisierte Förderformen treten, wie
es beispielsweise Toronto mit einem Arts Council und einer Arts
Foundation vormacht.

Der Mangel von finanzierbarem Arbeits- und Wohnraum für
Kulturschaffende ist in den Vergleichsstädten weit größer als in
Berlin, doch auch hier ist er deutlich spürbar. Diesen Trend
insgesamt aufzuhalten ist eine Illusion. Stattdessen sollte die
Politik die innerstädtische Mobilität von Künstlern und das Entstehen
neuer kultureller Hotspots fördern.

Auch die kulturelle Verarmung der Randbezirke und der Rückgang
kultureller Bildungsangebote an Schulen sind Entwicklungen, mit denen
alle Metropolen zu kämpfen haben. Berlin sollte diesem Trend jetzt
entschieden entgegentreten, statt später verlorene Strukturen und




niedrigschwellige Angebote mit weit höherem Aufwand wieder aufbauen
zu müssen.

Der digitale Wandel und die wachsende Diversität der
Stadtbevölkerung (23-50% mit Migrationshintergrund, Berlin: 27%) sind
Phänomene mit unmittelbarer Bedeutung für Kunst und Kultur. Sie
werden jedoch in den analysierten Städten allenfalls ansatzweise von
der Kulturpolitik aufgegriffen. Berlin hat gute Voraussetzungen, um
diese Themen auf seiner kulturpolitischen Agenda nach oben zu setzen.

Die Verteilung kulturpolitischer Aufgaben innerhalb der Verwaltung
muss überdacht werden. Insbesondere die Trennung zwischen
kulturpolitischer Zuständigkeit in der Senatskanzlei für kulturelle
Angelegenheiten und einer Zuständigkeit für Kultur- und
Kreativwirtschaftspolitik beim Wirtschaftssenat erschwert ein
Zusammendenken der Bereiche. Stattdessen sollte eine enge Verzahnung
zwischen Kultur, Kreativwirtschaft und Wissenschaft gefördert werden.

London, New York und Toronto sammeln kulturpolitisch relevante
Daten auf breiter Basis und unter Einbindung zahlreicher Akteure. Die
öffentlich zugänglichen Daten erhöhen die Transparenz der
Kulturpolitik und sind Vorstufe langfristiger strategischer Planung -
ein Ansatz, der auch für Berlin empfehlenswert ist.

Diskussion im rbb inforadio "Zwischen dynamischem Chaos und
Planbarkeit: Was bringt die Berliner Kulturpolitik voran?"

Am 24. September um 18.00 Uhr diskutiert Harald Asel (rbb
inforadio) über die Ergebnisse der Studie mit Helmut K. Anheier
(Hertie School), Martin Roth (Victoria & Albert Museum, London),
Hermann Parzinger (Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Christophe
Knoch (Koalition Freie Szene) und Jochen Sandig (Radialsystem V).
Ort: Hertie School of Governance, Friedrichstraße 180, 10117 Berlin.
Die Veranstaltung ist öffentlich, die Teilnahme kostenlos. Um
vorherige Anmeldung an events(at)hertie-school.org wird gebeten.

Die Studie "Berliner Kulturpolitik in international vergleichender
Perspektive" von Janet Merkel, Postdoctoral Fellow, sowie begleitende
Thesen von Helmut K. Anheier, Direktor des Centre for Cultural
Policy, Hertie School of Governance, finden sich unter
www.hertie-school.org/kulturstudie

Die Hertie School of Governance ist eine staatlich anerkannte,
private Hochschule mit Sitz in Berlin. Ihr Ziel ist es, herausragend
qualifizierte junge Menschen auf Führungsaufgaben im öffentlichen
Bereich, in der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft
vorzubereiten. Mit interdisziplinärer Forschung will die Hertie
School zudem die Diskussion über moderne Staatlichkeit voranbringen
und den Austausch zwischen den Sektoren anregen. Die Hochschule wurde
Ende 2003 von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gegründet und wird
seither maßgeblich von ihr getragen.



Pressekontakt:
Regine Kreitz, Head of Communications, Tel.: 030 / 259 219 113,
Fax: 030 / 259 219 444, E-Mail: pressoffice(at)hertie-school.org


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Datum: 23.09.2015 - 12:48 Uhr
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