VDA-Präsident Matthias Wissmann: "Deutschland muss seine Wettbewerbsfähigkeit wieder stärken" (AUDIO)
(ots) -
Erstes Halbjahr für die deutsche Automobilindustrie erfolgreich
verlaufen - Globale Präsenz weiter gefestigt und auf allen
Wachstumsmärkten gut positioniert (MANUSKRIPT MIT O-TÖNEN)
Anmoderation:
Positive Nachrichten von der deutschen Automobilindustrie: Bei der
Halbjahres-Pressekonferenz in Berlin verkündete VDA-Präsident
Matthias Wissmann heute, dass das erste Halbjahr für die deutschen
Autobauer und die Zulieferbetriebe erfolgreich gelaufen ist. Die
globale Präsenz deutscher Autos wurde weiter gefestigt und die
deutschen Hersteller sind auf allen Wachstumsmärkten gut
positioniert.
O-Ton Matthias Wissmann
Wir freuen uns natürlich, dass sich der westeuropäische Markt
wirklich erholt und wir auch in Ländern, die lange Zeiten große
Schwierigkeiten im Automobilverkauf hatten wie Spanien und Italien,
positive Zahlen sehen, in Spanien zweistellige Zuwachsraten, auch in
Italien ein erheblicher Zuwachs. Und wir freuen uns natürlich auch,
dass der deutsche Markt mit plus 5 Prozent in den ersten Monaten
dieses Jahres nach oben geht. Das ist wichtig, weil wir natürlich am
Standort Deutschland vor allem für den europäischen Markt produzieren
und ein guter westeuropäischer markt hilft natürlich auch unserem
Standort und unserer Beschäftigung. (0''38)
Die Beschäftigungslage ist gut in der deutschen
Automobilindustrie. Im ersten Halbjahr wurden wegen der gestiegenen
Nachfrage an den deutschen Standorten Tausende neuer Mitarbeiter
eingestellt:
O-Ton Matthias Wissmann
Wir haben noch einmal 18.000 mehr Stammbeschäftigte, liegen also
jetzt bei 800.000 Stammbeschäftigten in der deutschen
Automobilindustrie, und dass ist natürlich schon sehr erfreulich, wie
wir überhaupt die einzige traditionelle große europäische
Automobilindustrie sind, die nicht nur im Ausland Produktion
aufgebaut hat in den letzten zehn Jahren, sondern auch zu Hause. Wir
fertigen in diesem Jahr in Deutschland wohl rund 5,7 Millionen
Fahrzeuge und im Ausland knapp 10 Millionen Fahrzeuge, während in
anderen Ländern die Auslandsproduktion dazu geführt hat, dass es zu
Hause immer weniger wurde, konnten wir die heimische Produktion von 4
Millionen auf 5,7 Millionen Fahrzeuge steigern in den letzten 10, 15
Jahren, und das hat natürlich auch der heimischen Beschäftigung
geholfen. (0''50)
Für das Gesamtjahr 2015 erwartet der VDA-Präsident einen Anstieg
der Inlandsproduktion um rund 2 Prozent auf 5,7 Millionen Fahrzeuge.
Der Export wird vermutlich um 5 Prozent auf 9,8 Millionen Autos
ansteigen. Doch bei allen guten Nachrichten, Matthias Wissmann nutzte
die heutige Pressekonferenz auch, um darauf hinzuweisen, dass sich
die deutsche Industrie darauf einrichten muss, dass der Gegenwind
zunimmt und der Standort Deutschland gut daran tut, seine
Wettbewerbsfähigkeit wieder zu steigern:
O-Ton Matthias Wissmann
Wir haben ja zur Zeit einen wunderschönen Sommer, und um in diesem
Bild zu bleiben: Auch die Automobilindustrie hat zur Zeit einen
schönen Sommer. Aber wenn man am Dach eines Hauses, am First zum
Beispiel, ein Leck hat, dann sollte man im Sommer das Dach decken,
und nicht dann, wenn es dauert regnet. Und so ist es auch mit einer
Volkswirtschaft. Wenn es ihr gut geht, dann sollte man sehen, wo die
Gefahren sind, wo die Lecks sind und sollte da korrigieren. Da gibt
es eine Reihe von Themen: dass die Energiekosten in Deutschland
inzwischen doppelt so hoch sind wie in den USA, dass die Flexibilität
für Werk- und Zeitverträge immer eingeschränkt werden soll, dass wir
wieder wachsende Lohnstückkosten haben, was zwischen 2005 und 2012
anders war. All das zeigt uns, dass wir nicht übermütig werden
dürfen, denn wir wollen ja auch in 10 Jahren in Deutschland noch eine
gute Beschäftigung haben. Die größten Fehler macht man nicht, wenn es
regnet, sondern wenn die Sonne scheint. (1''00)
Mit nachhaltiger Investitionstätigkeit müsse - so Wissmann - der
heimische Standort gestärkt werden und rasch Maßnahmen ergriffen
werden, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit wieder zu
steigern. Dazu bedarf es gemeinsamer Anstrengungen von Unternehmen,
der Politik und der Tarifpartner:
O-Ton Matthias Wissmann
Wenn Sie - das gilt jetzt nicht für die Automobilindustrie - die
vielen Streiks der letzten Zeit sehen, teilweise auch von
Spartengewerkschaften, spricht das dafür, dass sich nicht alle der
Tatsache bewusst sind, dass wir einen schönen Sommer haben mit sehr
guter Beschäftigung, aber dass wir nicht die Fehler früherer Sommer
wiederholen dürfen, also in der Zeit zu wenig zu tun für die
Stabilisierung unseres Standorts, für Effektivität und Leistungs- und
Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe. Wir müssen die Politik auch
warnen, nicht nur an die Verteilung zu denken, sondern viel stärker
wieder an die Frage: Wie können wir als Standort so stark bleiben,
wie können wir etwas erwirtschaften? Denn nur dann können wir später
auch sinnvoll verteilen. (0''45)
Abmoderation:
Halbjahresbilanz der deutschen Automobilindustrie: Die ersten
sechs Monate sind für die deutsche Automobilindustrie erfolgreich
gelaufen. Der VDA-Präsident warnt aber vor "Party-Stimmung" und
fordert, dass der Standort Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit
wieder steigern muss.
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Datum: 02.07.2015 - 13:15 Uhr
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