Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur kinderfreien Zone im Biergarten ein Pro und Kontra
(ots) - Pro:
Klar ist der erste Reflex, den Düsseldorfer Wirt zu verdammen und
ihm den Shitstorm an den Hals zu wünschen, der ihn gerade bei
Facebook ereilt. Wer sein Lokal zur kinderfreien Zone erklärt, hat
es schließlich nichts anders verdient. Bitte einmal tief durchatmen
und den ersten Reflex ignorieren! Denn eigentlich richtet sich das
Verbot doch gar nicht gegen Kinder, sondern gegen ihre Eltern.
Nicht gegen alle, aber wohl gegen jene, die meinen, ihren Kleinen
keine Grenzen setzen zu müssen, auch wenn andere darunter leiden.
Kinder brauchen Freiheit, ja, und natürlich hat niemand ein Recht
auf ein Leben ohne Kinderlärm. Aber das kann eben nicht immer und
überall gelten. Wenn ein Kind minutenlang quengelt und das ganze
Restaurant die ebenso lauten wie konsequenzlosen
Beruhigungsversuche der Eltern miterlebt, ohne dass diese erkennen,
dass es reicht und sie ihre Kuschelpädagogik besser draußen
fortsetzen sollten - ja, dann ist der Punkt gekommen, an dem man
sich schon Mal eine kinderfreie Zone wünschen kann. Schließlich
haben nicht nur Kinder Rechte.
Kontra:
Kinder haben auf einer Strandfläche nichts Besseres zu tun, als
Erwachsene mit Sand zu bewerfen oder Bänke mit Schlamm
vollzuschmieren: Diesen Eindruck erweckt der Düsseldorfer Gastwirt,
der einen kinderfreien Bereich im Biergarten eingerichtet hat. Nein,
falsch! Eine kinder- und hundefreie Zone. Diese Gleichsetzung auf
dem Verbotsschild ist der Gipfel: Das ist unsensibel und
inakzeptabel. Natürlich ist es unsäglich, wenn Eltern zugucken,
während sich der Nachwuchs danebenbenimmt. Mit dem Verbot bestraft
der Wirt aber nicht nur diese Eltern, sondern alle, auch diejenigen,
die einfach ausgehen wollen - im Beisein des Nachwuchses. Das muss
ihnen selbstverständlich möglich sein. Wer über die Stränge schlägt,
kann einen gezielten Platzverweis bekommen. Das gilt für Kinder wie
Erwachsene, denn nach fünf Bier lassen auch Ältere nicht selten jeden
Benimm vermissen. Die Maßnahme des Wirtes ist ein Paradebeispiel
mangelnder Kinderfreundlichkeit und ein schlechtes Signal. Wenn das
Schule macht, braucht sich niemand mehr über geringe Geburtenzahlen
zu beklagen.
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Datum: 19.06.2015 - 21:10 Uhr
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