Neue Roland Berger Studie: Internationale Luftfahrt- und Verteidigungsbranche ist optimistisch, sieht aber auch Herausforderungen
(ots) -
- Top-Manager erwarten für die kommenden fünf Jahre starkes
Wachstum in der zivilen Luftfahrt (73%)
- Zulieferer könnten jedoch mit ihrer mangelnden
Investitionsbereitschaft den geplanten Produktionsausbau der
wichtigsten Marktteilnehmer ausbremsen
- Globale Krisenherde und geopolitische Krisen könnten zudem den
Aufwärtstrend in der zivilen Luftfahrt beenden
- Für die Verteidigungsindustrie könnten diese Entwicklungen
dagegen einen weiteren Schub darstellen
- Experten rechnen mit einem Ende der Sparpolitik in den
Verteidigungshaushalten
- Strategisches Personalmanagement ist ein zentrales Thema, um
Probleme durch Fachkräftemangel zu vermeiden
Die globale Luft- und Raumfahrtbranche sowie die
Verteidigungsindustrie blicken optimistisch in die Zukunft. Das zeigt
eine Umfrage unter 150 internationalen Top-Managern der Branche, die
Roland Berger Strategy Consultants für das "Aerospace & Defence
Management Issues Radar 2015" befragt hat. 73 Prozent der
Umfrageteilnehmer glauben, dass das starke Wachstum in der zivilen
Luftfahrtindustrie mindestens noch fünf Jahre anhalten wird. Trotzdem
investieren nur 58 Prozent der Unternehmen in zusätzliche Kapazitäten
und davon wiederum sind drei Viertel darauf bedacht, keine
Überkapazitäten aufzubauen. Dies könnte dazu führen, dass die
Zulieferer den geplanten Produktionsausbau bei wichtigen
Marktteilnehmern ausbremsen.
67 Prozent der Manager aus der Verteidigungsindustrie erwarten ein
Ende der Kürzungen der Verteidigungsbudgets in Europa. Gründe sind
die schlechtere geopolitische Lage sowie Sicherheitsbedenken im
eigenen Land.
"Die großen Investitionen für die Entwicklung neuer Programme in
der zivilen Luftfahrt wurden in den letzten Jahren getätigt", sagt
Manfred Hader, Partner von Roland Berger Strategy Consultants. "Jetzt
geht es darum, Produktionsprozesse und Lieferketten zu optimieren, um
Lieferengpässe zu vermeiden. Wenn man bedenkt, dass das
Auslieferungsniveau für große Verkehrsflugzeuge schon jetzt 52
Prozent über dem bisherigen Spitzenwert der Branche liegt, muss man
sich durchaus um die Kapazität sorgen. Gleichzeitig bedeutet das
Ausbleiben neuer Programme, dass auf jeden Fall etwas getan werden
muss, um die technische Entwicklungskompetenz aufrechtzuerhalten."
Europa und USA bleiben die wichtigsten Produktionsstandorte
Obwohl die Stimmung in der zivilen Luftfahrtbranche gut ist,
wollen nur 15 Prozent der Befragten signifikant in neue
Produktionskapazitäten investieren. 44 Prozent dagegen sind
zurückhaltend, um keine Überkapazitäten aufzubauen. Trotz der
erfreulichen Aussichten glaubt rund ein Drittel, dass sich die
geopolitische Lage im Nahen Osten sowie in Russland und der Ukraine
weiter verschlechtern wird und die zivile Luftfahrtindustrie darunter
leiden könnte. Als zweitgrößte Gefahr sehen die Befragten einen
Abschwung der chinesischen Wirtschaft, gefolgt von einem Abflauen der
europäischen Wirtschaft. "Asien bleibt aber insgesamt der am
schnellsten wachsende Markt. Hier werden in den nächsten Jahren
weiterhin die meisten Flugzeuge ausgeliefert", erklärt Hader. "Zudem
sind die Kunden der OEMs weltweit gut verteilt, so dass lokale Krisen
nur begrenzte Auswirkungen auf andere Märkte haben." So haben 70
Prozent der befragten Unternehmen in den vergangenen Jahren Standorte
in Niedriglohnländern aufgebaut. Aufgrund langer Lieferzeiten,
fehlender Fachkenntnisse und schwindender Lohnvorteile sind einer
solchen Verlagerung in Niedriglohnländer allerdings klare Grenzen
gesetzt.
Verteidigungsindustrie im Aufschwung
"Die Verteidigungsindustrie ist besorgt über die Entwicklung an
Krisenherden wie der Ukraine oder im Nahen Osten", sagt Roland
Berger-Partner Manfred Hader. Deshalb erwarten zwei Drittel der
Befragten in den westlichen Ländern keine weiteren Ausgabenkürzungen,
sondern eher steigende Verteidigungsbudgets. "Die
Nato-Mitgliedsstaaten stehen zunehmend unter Druck, die vereinbarten
zwei Prozent ihres Bruttoinlandproduktes für Verteidigung auszugeben.
Russland plant, seinen Rüstungshaushalt um 30 Prozent zu steigern, um
ihn wieder auf das Niveau vor der Auflösung der Sowjetunion zu
bringen", so Hader.
Als attraktivste Exportregion gilt bei den europäischen
Top-Managern der Nahe Osten. Auch wenn die USA der größte
Verteidigungsmarkt sind, rangiert Nordamerika nur an zweiter Stelle
auf der Beliebtheitsskala, während Indien wegen langwieriger,
komplexer und undurchsichtiger Entscheidungsprozesse auf den vierten
Rang zurückgefallen ist.
Personalmanagement muss langfristiger planen
Rund drei Viertel der Befragten glauben, dass das Thema
Personalmanagement in den kommenden zehn Jahren an Bedeutung gewinnen
wird und sie sich dabei strategischer ausrichten müssen. Das Wachstum
sowie die zunehmende Globalisierung und Digitalisierung der
Luftfahrtbranche sorgen für einen steigenden Fachkräfte- und
Kompetenzmangel. Gut ausgebildete, international orientierte
Luftfahrtspezialisten wie z.B. Wartungstechniker sind schon heute auf
dem Arbeitsmarkt eher rar. Vor allem in Wachstumsmärkten und
Schwellenländern wird es immer schwieriger, geeignete Fachkräfte zu
finden.
74 Prozent der Befragten glauben deshalb, dass das
Leistungsspektrum der Personalabteilung ihres Unternehmens ausgebaut
werden muss. Allerdings ist das derzeitige Kompetenzniveau ihrer
Personalabteilung nur für 17 Prozent der Befragten ein
Differenzierungsmerkmal zum Wettbewerb. Bisher galt die
Personalabteilung hauptsächlich als ausführendes Organ der
Geschäftsplanung, während die strategische und langfristige Planung
vernachlässigt wurde. Jetzt müssen Personalsuche und -entwicklung,
Leistungsmessung und Vergütung direkter mit den Geschäftszielen
verknüpft werden. Besonders die Mobilität der eigenen Mitarbeiter
gilt es zu fördern, damit sie verschiedene Funktionen erfüllen können
und das Unternehmen schneller auf Veränderungen reagieren kann.
"Die internationale Luft- und Raumfahrtbranche und die
Verteidigungsindustrie haben in den vergangenen Jahren die mit der
Entwicklung neuer Programme und der Globalisierung verbundenen
Herausforderungen zwar insgesamt gut gemeistert", fasst Hader
zusammen. "Doch langfristig werden nur die Unternehmen erfolgreich
sein, die es jetzt schaffen, operative Prozesse effektiv zu managen,
effizient zu produzieren und ihre Personalressourcen strategisch
weiterzuentwickeln."
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Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist die
einzige der weltweit führenden Unternehmensberatungen mit deutscher
Herkunft und europäischen Wurzeln. Mit rund 2.400 Mitarbeitern in 36
Ländern ist das Unternehmen in allen global wichtigen Märkten
erfolgreich aktiv. Die 50 Büros von Roland Berger befinden sich an
zentralen Wirtschaftsstandorten weltweit. Das Beratungsunternehmen
ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von
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Datum: 10.06.2015 - 09:30 Uhr
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