Im Südsudan droht neue Hungerkrise / Nahrungsmittelpreise haben sich im Bürgerkriegsland verdoppelt / Interview (FOTO)
(ots) -
Nahezu unbeachtet von der Weltöffentlichkeit dauert der
Bürgerkrieg im Südsudan an. Allein in den vergangenen Wochen sind
100.000 Menschen vor schweren Kämpfen geflohen. Nun droht eine neue
Hungerkrise, da viele Bauern ihre im Grunde sehr fruchtbaren Felder
in der Pflanzsaison nicht bestellen konnten. Vorbote sind rasant
steigende Nahrungsmittelpreise.
Wie die die SOS-Kinderdörfer im Südsudan mitteilen, haben sich die
Nahrungsmittelpreise in dem bitterarmen Bürgerkriegsland in den
vergangenen zwölf Monaten verdoppelt. Die Schwäche des sudanesischen
Pfunds und die Verknappung des Dollars heizen die Preisexplosion an.
Auch die SOS-Familien im Not-Kinderdorf in Juba sind betroffen. Ein
Interview mit Kiros Aregawi, Mitabeiter der SOS-Kinderdörfer im
Südsudan.
Wie wirken sich die aktuellen Preissteigerungen aus?
Normalerweise kostet ein Kilo Zucker 5 SSP (5 Südsudanesische
Pfund, entsprechen ca. 1,50 Euro), heute müssen wir 16 SSP dafür
zahlen. Ein Laib Brot gab es für ebenfalls für 5 SSP, doch nun kosten
die Brote schon 6 SSP und sind kleiner. Auch die Kosten für einen
Sack Bohnen, ein Grundnahrungsmittel im Südsudan ist doppelt so viel
wie noch vor zwölf Monaten.
Worin sehen Sie die Ursachen für den Anstieg der Preise? Die
Preise waren noch nie so hoch wie jetzt. Der Anstieg der Preise liegt
vor allem daran, dass Dollars immer knapper werden. Der offizielle
Wechselkurs liegt bei 11 SSP für einen Dollar, doch man bekommt
selbst auf der Bank kaum noch Devisen. Diejenigen, die ein paar
Dollars ergattern, verkaufen sie teuer auf dem Schwarzmarkt. Das
macht die Situation noch schlimmer.
Besteht die Gefahr einer neuen Hungerkatastrophe?
Ja, die aktuelle Preisexplosion könnte der Vorläufer einer
drohenden Hungerkatastrophe sein. Unsere Bauern haben nichts zu
ernten und nichts zu verkaufen. Der Krieg hat sie aus ihrer Heimat
vertrieben, seit vergangenem Dezember konnten sie ihre Felder nicht
bestellen. Da der Südsudan nicht genügend Lebensmittel für den
Eigenbedarf produziert, sind wir auf Importe aus Ländern wie Kenia
oder Uganda angewiesen. Doch das Land hat derzeit keine Dollars um in
den Nachbarländern Nahrungsmittel zu kaufen. Haupteinnahmequelles
Südsudans ist das Öl. Doch durch den Krieg sind die Ölfördermengen um
ein Drittel zurückgegangen und die Regierung hat nicht genug
Devisenreserven."
Müssen die Menschen jetzt schon hungern?
Jeder hier ist betroffen. Viele Familien versuchen, weniger zu
essen und müssen von nur einer Mahlzeit am Tag überleben. Auch im
SOS-Kinderdorf versuchen die Mütter, Nahrungsmittel zu sparen. Und
wir rechnen damit, dass die Preise weiter steigen.
www.sos-kinderdoerfer.de/news
Pressekontakt:
Louay Yassin
Pressesprecher
SOS-Kinderdörfer weltweit
Tel.: 089/179 14-259
E-Mail: louay.yassin(at)sos-kd.org
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Datum: 05.06.2015 - 08:25 Uhr
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