Familienstreit bei Tönnies kostet Unternehmen Millionen / Clemens Tönnies: Auseinandersetzung mit Neffen füllt 120.000 Seiten Akten
(ots) - ''Capital''-Recherchen belegen umstrittene Methoden
von Klägeranwalt Mark Binz
Berlin, 21. Mai 2015 - Die jahrelange Familienfehde im
Eigentümerkreis hat den Fleischkonzern Tönnies bislang einen
zweistelligen Millionenbetrag gekostet. Der Streit fülle im
Unternehmen mittlerweile ein Aktenvolumen von "120.000 Seiten à 300
Euro", sagte Konzernchef Clemens Tönnies dem Wirtschaftsmagazin
''Capital'' (Ausgabe 6/2015). Dabei handele es sich zu einem großen
Teil um Auskunftsersuchen der Anwälte seines Neffen Robert Tönnies.
Auch die Klagen, mit denen Mitgesellschafter Robert Tönnies die
Abberufung der Wirtschaftsprüfer sowie eines Geschäftsführers der
Tönnies-Gruppe erreichen wollte, binden Kapazitäten im Unternehmen.
Im Kampf um die Macht in Deutschlands größtem Fleischkonzern hatte
es zuletzt Zeichen einer Annäherung gegeben. Nach Informationen von
''Capital'' arbeiten die Anwälte von Clemens und Robert Tönnies derzeit
an Vertragsentwürfen für eine Familienholding, an der beide jeweils
50 Prozent halten sollen. Eine mögliche Einigung wird allerdings erst
im Laufe der nächsten Monate erwartet. In der Vergangenheit waren
Gespräche zwischen den zerstrittenen Parteien stets gescheitert -
unter anderem an der Frage, wie lange Clemens Tönnies noch die
operative Führung des Konzerns behalten darf.
An den neuen Einigungsgesprächen nimmt auch Robert Tönnies'' Anwalt
Mark Binz teil. Binz gilt als Experte für die Beilegung von
Streitigkeiten in Familienunternehmen. Recherchen von ''Capital''
belegen allerdings, dass der Stuttgarter Anwalt den Streit häufig
erst anfacht. Das Wirtschaftsmagazin hat Binz'' Vorgehen im Fall
Tönnies sowie bei früheren Mandaten bei anderen Familienunternehmen
wie Haribo, Electronic Partner (EP) und der Firma von
Ex-BDI-Präsident Jürgen Thumann untersucht.
In E-Mails und Schreiben an Mandanten, die ''Capital'' vorliegen,
beschreibt Binz, mit welchen Methoden er in Familienfehden
"Drohszenarien" aufgebaut habe, um den Druck zu erhöhen: von
Indiskretionen in der Presse bis hin zu der Drohung, Strafanzeige
gegen Vertreter der anderen Seite zu stellen. In einem Schreiben an
einen Mandanten formuliert der Anwalt: Seine Kanzlei sei "wie keine
andere in der Republik dafür bekannt, jeden Weg zu Ende zu gehen und
auch nicht davor zurückzuschrecken, im Interesse unserer Mandanten
Fehlverhalten von Granden der deutschen Wirtschaft notfalls sogar dem
Staatsanwalt anzuzeigen".
Auch im Fall Haribo gibt es Zweifel an Binz'' Vermittlerleistung -
obwohl der Jurist die Nachfolge-Regelung, die Firmenpatriarch Hans
Riegel und seine Neffen nach heftigem Streit im Jahr 2010 vereinbart
haben, als sein "Meisterstück" rühmt. Bei Haribo habe er für beide
Familien den "Königsweg" gefunden, schrieb Binz vor einigen Monaten
an den Familienunternehmer Ulrich Bettermann. Auch Hans Riegel sei
"mit sich im Reinen" gewesen. Dem widersprach Bettermann in seiner
Antwort an Binz: "Mein verstorbener Jagdfreund Hans Riegel hat sich
viele Jahre über Sie ärgern müssen." Bettermann warf Binz vor,
Familienstreitigkeiten durch Eskalation in die Länge ziehen zu
wollen, um höhere Honorare erzielen zu können.
Auch ein Haribo-Insider sagte gegenüber ''Capital'', Binz habe den
Familienkonflikt bei den Riegels erst richtig befeuert: "Er hat alle
Tabus gebrochen. Das ging sehr ins Persönliche." Am Ende sei es auch
nicht Binz gewesen, der die Einigung erreicht habe, sondern ein
Partner aus seiner Kanzlei. Auf Anfrage von ''Capital'' wollte sich
Binz nicht zu den Vorwürfen und seinen Methoden bei Streitigkeiten in
Familienunternehmen äußern.
Pressekontakt:
Thomas Steinmann, Redaktion ''Capital'',
Tel. 030 /22074-5119, Mobil 0171/ 784 88 56
E-Mail: steinmann.thomas(at)capital.de
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Datum: 21.05.2015 - 12:05 Uhr
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