Westfalen-Blatt: zu zehn Jahre Marta Herford
(ots) - Für viele Menschen in der Region ist das Museum
Marta das, wofür bundesweit die Elbphilharmonie steht. In beiden
Fällen geht es um Finanzplanungen, die nicht eingehalten wurden, um
Missmanagement. Aber es geht auch um Leuchttürme, die über die
einzelne Stadt hinausweisen sollen. Und - dieser Punkt wird in
Diskussionen über das Marta schnell vergessen - es geht um Kunst, um
zeitgenössische Kunst, die oft polarisiert. Dass es in Herford auch
nach zehn Jahren Vorbehalte gegen das Museum gibt, hat mit dem
Geburtsfehler der Überschreitung des Bau-Etats um das Doppelte zu
tun. Wie aus 30 Millionen Mark 30 Millionen Euro wurden, hat den
Bürgern bis heute kein Politiker erklärt. Gleichwohl ist das Marta
demokratisch legitimiert. Mehrheitlich hat sich der Rat dafür
entschieden. Wenn populistische Stimmen immer wieder anführen, die
Herforder seien nicht befragt worden, so lässt sich erwidern: Wann
haben Bürger jemals direkt über den Bau eines Museums abgestimmt?
Auch der Hinweis, es werde von den Herfordern nicht wirklich genutzt,
ist als Kritikpunkt nicht stichhaltig. Welches Museum kommt auf eine
lokale Besucherfrequenz, die auf eine mehrheitliche Zustimmung
schließen lässt? Das Marta nicht, aber auch kein anderes Haus, sei es
ein Kunst- oder ein Geschichtsmuseum. Auch quotenträchtige
Kulturangebote erreichen nicht den Mainstream. Selbst die
Massenkultur eines Dieter Bohlen deckt - auf den Querschnitt der
Bevölkerung umgerechnet - nur einen Teil ab. Insofern dürfen die
Erwartungen an ein Museum für zeitgenössische Kunst nicht zu
hochgestochen formuliert werden. Ein Marta, das allen Menschen
gefällt, wird es nicht geben und soll es auch nicht geben. Bloß keine
Beliebigkeit! Womit das Thema Profilierung angesprochen wäre: Unter
Kunstinteressierten genießt das Marta einen guten Ruf. Wer wegen des
Hauses nach Herford kommt und die besichtigte Ausstellung für gut
befindet, behält auch die Stadt in positiver Erinnerung. Ob das
Museum Herford auf die Weltkarte gebracht hat, wie manche Befürworter
behaupten? Die Antwort bleibt Ermessenssache. Würden die Herforder
Fußballer in der Champions League statt in der Westfalenliga spielen,
wäre der Popularitätsschub für die Stadt größer. Aber auch hier gilt
es, keine falschen Erwartungen zu schüren. Der Imagefaktor für eine
Kommune oder Region kann niemals als das entscheidende
Kultur-Kriterium dienen. Denn andere Bereiche sind werbeträchtiger.
Aber ein solches Haus bedeutet auch Glanz und Glamour, ja
Weltläufigkeit. Die Möglichkeit, die aktuellen Strömungen der
Weltkunst in Ostwestfalen erleben zu können und dafür nicht in die
Metropolen reisen zu müssen, stellt ein großes Privileg dar. Das
Marta, es ist nicht nur ein Leuchtturm mit Anlaufschwierigkeiten,
sondern vor allem ein Museum, in dem bisher viele gute Ausstellungen
zu sehen waren.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Themen in diesem Fachartikel:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Datum: 05.05.2015 - 21:00 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1208485
Anzahl Zeichen: 0
Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner:
Stadt:
Bielefeld
Telefon:
Kategorie:
Kunst & Kultur
Anmerkungen:
Dieser Fachartikel wurde bisher 164 mal aufgerufen.
Der Fachartikel mit dem Titel:
"Westfalen-Blatt: zu zehn Jahre Marta Herford"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
Westfalen-Blatt (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).