Deutsche-Bank-Chef Fitschen im stern: "Das Fatale ist, dass einen manche schon vorverurteilen"
(ots) - Kurz vor dem Beginn des Gerichtsprozesses gegen
ihn äußert sich Jürgen Fitschen, Co-Chef der Deutschen Bank, im
stern: "Das Fatale ist, dass einen manche schon vorverurteilen", sagt
Fitschen. Er habe sich nichts vorzuwerfen. "Ich war ja aufrichtig",
sagt er. "Und ich verstehe den Vorwurf nicht: Hätte ich den anderen
verbieten sollen, ihre Sicht der Ereignisse vorzutragen?"
Fünf Top-Banker werden von kommendem Dienstag, 28. April, an in
München vor Gericht stehen. Ihnen wird versuchter Betrug in einem
besonders schweren Fall vorgeworfen. Auch die ehemaligen Bank-Chefs
Rolf Breuer und Josef Ackermann, der frühere Aufsichtsratschef
Clemens Börsig sowie das Ex-Vorstandsmitglied Tessen von Heydebreck
sind angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft den vier Managern vor,
sich 2011 im Prozess gegen die Erben des Medienunternehmers Leo Kirch
abgesprochen und falsch ausgesagt zu haben. Fitschen habe zwar nicht
gelogen, sich aber durch seine Aussage laviert und die falschen
Angaben der anderen nicht korrigiert.
Im Vorfeld gab es Gerüchte über einen möglichen Vergleich in
seinem Fall. Fitschen sagt dem stern, das habe er nicht in Erwägung
gezogen, auch wenn es Ruhe gebracht hätte. "Es wird jetzt eben ein
bisschen ungemütlich", sagt er. "Ich hätte mich mit einem Vergleich
nicht gut gefühlt. Ich habe ein Grundvertrauen in die Justiz und bin
zuversichtlich." Der Prozess wird voraussichtlich bis September
dauern. Den Angeklagten drohen Strafen von bis zu fünf Jahren
Gefängnis.
Auch zur Strategiediskussion in der Deutschen-Bank nimmt Fitschen
im stern Stellung. Zum oft geäußerten Vorwurf, die Investmentbanker
um seinen Co-Chef Anshu Jain würden die Richtung vorgeben und er
nicht genügend Paroli bieten, sagt Fitschen: "Ich bin kein Dompteur
oder so etwas. Wir sind Partner." Er werde oft auf Jains Vertraute -
genannt Anshus Army - angesprochen. "Dann fragt man mich: Where is
your army? Ich sage: I don''t need an army!" Jain würde wohl das
Gleiche sagen, denn das Gerede über Armeen sei "Kokolores". Die neue
Strategie müsse von beiden unterschrieben werden. "Anshu und ich
unterschreiben nichts, hinter dem wir nicht beide hundertprozentig
stehen."
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Datum: 22.04.2015 - 16:00 Uhr
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