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Kölner Stadt-Anzeiger: Medienethiker Filipovic hält Medienkritik für überzogen und schädlich
Berichterstattung zum Absturz von 4U9525 "im Großen und Ganzen gut und anständig"

ID: 1201515

(ots) - Der Medienethiker Alexander Filipovic hält die
Medienkritik nach dem Absturz des Germanwings-Flugs 4U9525 am 23.
März für überzogen und schädlich. "Es gibt heute bei jedem größeren
Geschehnis, über das Medien berichten, sozusagen den Live-Ticker des
Medienkritikers parallel zum Live-Ticker selbst", sagte der Münchner
Wissenschaftler dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag-Ausgabe). "Das
alles im Modus der Empörung, was das Karussell der Emotionen am Ende
eher noch beschleunigt als bremst. Diese Art der Medienkritik
verschlimmert die Dinge, statt sie zu bessern." Angesichts der
veränderten Bedingungen journalistischer Arbeit mit Digitalisierung
und Echtzeit-Kommunikation sprach sich Filipovic für eine
Überarbeitung des Pressekodex aus. "Dabei könnte man ihn am besten
gleich umbenennen: ''Pressekodex'', das klingt doch nach Weimarer
Republik, nicht nach 21. Jahrhundert." Allerdings sei mit einer
Neuformulierung des Pressekodex allein "natürlich noch nicht die Welt
des Qualitätsjournalismus gerettet". Redaktionen sollten in
angespannten Situationen "einen Gang herunterschalten", empfahl
Filipovic. "Was sollen unendliche Live-Strecken zu einem Ereignis, zu
dem die Reporter nichts Neues zu zeigen und zu sagen haben?" Im
Großen und Ganzen, so Filipovic weiter, hätten die Journalisten nach
der Absturz-Katastrophe "gut und anständig" gearbeitet, trotz
unbestreitbarer "Fehlleistungen". Als Beispiel nannte Filipovic "die
Art, in der Journalisten den trauernden Mitschülern der Absturzopfer
in Haltern auf die Pelle gerückt" seien. Er verstehe, dass diese
Bilder "eine gewisse Abscheu auslösen". Ebenso aber sei
nachvollziehbar, dass eine Redaktion ihre Reporter an solche
Schauplätze schicke. "Hinschauen und wissen-Wollen sind
professionelle Reflexe des Journalisten."



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Datum: 21.04.2015 - 01:00 Uhr
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