Deutsche Autobauer starten durch: Bis 2021 legt Produktion in China um ein weiteres Drittel zu
(ots) - Deutsche Automobilhersteller produzieren
bereits 30 Prozent ihrer Fahrzeuge in China / SUV-Segment wird sich
bis 2021 verdoppeln / Kapazitätsauslastung liegt heute bei über 80
Prozent / Wertschöpfungskette in China wird weiter ausgebaut
China ändert zusehends seine Rolle für die globale
Automobilindustrie. Das Land ist inzwischen der mit Abstand
wichtigste Markt und Produktionsstandort: Laut einer Analyse von
Autofacts, dem Automotive Forecasting Center von PwC, verdoppelt sich
die Zahl der in China hergestellten Fahrzeuge von 16,4 Millionen
(2011) auf 31,2 Millionen im Jahr 2021. Allein die deutschen
Hersteller erweitern ihre Produktion in China innerhalb der nächsten
Jahre um ein weiteres Drittel. "Dabei dürfen sich die
Automobilhersteller nicht nur auf die Errichtung von zusätzlichen
Werken in China konzentrieren, sondern müssen mittel- bis langfristig
weitere Teile ihrer Wertschöpfungskette im Land etablieren, um das
Marktpotenzial voll auszuschöpfen und von den Kostenvorteilen zu
profitieren", sagt Felix Kuhnert, Partner und Leiter des Bereichs
Automotive bei PwC in Deutschland und Europa. "Sicherlich wird der
chinesische Staat jene Unternehmen gerne sehen, die weitere Teile
ihrer Wertschöpfung für nachhaltiges und qualitatives Wachstum im
Land aufbauen. Die Größe des Marktes rechtfertigt solche
Überlegungen."
Absatzchancen in China verändern sich stark
Um auch in Zukunft auf dem extrem wettbewerbsintensiven
chinesischen Absatzmarkt erfolgreich zu sein, müssen die Hersteller
ihre Strategie weiter anpassen. In den sogenannten Tier-1-Städten, zu
denen Metropolen wie Peking oder Shanghai zählen, stößt der
Autoabsatz an seine Grenzen. Aufgrund der übermäßigen
Luftverschmutzung und des starken Verkehrsaufkommens sind jedoch
zunehmend Verkaufsbeschränkungen möglich. Dabei wird sich die
Nachfrage voraussichtlich zu höherwertigen Fahrzeugen des Premium-
und Luxussegments verlagern. So wird deutlich, dass sich die
Produktion von Sports-Utility-Fahrzeugen (SUVs) deutscher Hersteller,
die heute rund eine halben Million beträgt, bis 2021 auf über eine
Million verdoppelt.
Für die Volumenhersteller ist stattdessen das Potenzial in den
Städten aus der zweiten und dritten Reihe (Tier 2 und 3) besonders
hoch. Bei diesen Städten, die auch im Zentralbereich und im Westen
Chinas angesiedelt sind, steht in den kommenden Jahren jener
Aufholprozess an, den die Metropolen schon hinter sich haben. Laut
Autofacts-Analyse sind diese Städte in den letzten Jahren am
stärksten gewachsen und trugen über 30 Prozent zum Gesamtwachstum des
Marktes bei: "In den Tier-2- und Tier-3-Städten finden die Hersteller
die besten Absatzchancen. Sie werden in Zukunft der Haupttreiber des
chinesischen Marktes sein. Gerade dort gibt es viele Erstkäufer mit
Interesse an kleinen und kompakten Fahrzeugen, aber auch an
Mittelklasse-Fahrzeugen", so Kuhnert. Der Aufbau entsprechender
Vertriebswege in den Tier-2- und Tier-3-Städten zur Erschließung des
Absatzes wird immer wichtiger. Auch die Tier-4- und Tier-5-Städte,
vergleichsweise weniger entwickelte Städte mit einem niedrigen
Lebensstandard, bieten enorme Chancen. Hier wächst ein großer
Absatzmarkt für kostengünstige Fahrzeuge.
Dabei verschärft sich der Konkurrenzdruck in China, weil dort
nahezu jeder Produzent präsent ist. "Die deutschen
Automobilhersteller haben aufgrund ihres breiten Produktportfolios
gute Chancen, sich auf dem chinesischen Markt weiter zu behaupten und
Marktanteile zu gewinnen", betont Kuhnert. Dabei bietet sich für
Volumenhersteller die Chance, ihr Produktportfolio entsprechend der
Wünsche der Kunden anzupassen. "Für Premiumhersteller geht es dagegen
darum, wie bisher global aufzutreten und sich auch in Zukunft
weiterhin als hochwertige Marken zu präsentieren", so Christoph
Stürmer, Global Lead Analyst bei PwC Autofacts.
Breitere Aufstellung deutscher Automobilhersteller in China
Die deutschen Automobilbauer bauen ihre Produktionskapazitäten in
China weiter aus, um den steigenden Bedarf zu decken. So entstehen
bis 2017 mindestens vier weitere Werke. Sie werden bis 2021 nach
PwC-Berechnungen 30 Prozent ihrer Fahrzeuge in China fertigen - 2011
waren es 20 Prozent. Auch bei den deutschen Premiummarken Audi, BMW
und Mercedes-Benz ist eine ähnliche Entwicklung erkennbar: Lag der
Anteil Chinas an ihrer Gesamtproduktion 2011 noch bei 11 Prozent,
wird er bis 2021 auf 21 Prozent steigen. Zwischen 2011 und 2021, also
in einem Zeitraum von nur zehn Jahren, erweitern die deutschen
Premiummarken ihre Produktion in China um über das Doppelte oder rund
1,1 Millionen Einheiten auf 1,5 Millionen Fahrzeuge. Entsprechend
wird der Anteil der Produktion in Deutschland von 68 Prozent auf dann
45 Prozent sinken. Aber auch in Deutschland investieren die
Premiumhersteller weiter: sie erhöhen ihre Kapazitäten um 330.000
Einheiten auf 3,3 Millionen Fahrzeuge.
Insgesamt verfolgen die deutschen Automobilhersteller konsequent
eine Lokalisierungsstrategie. Sie produzieren in Zukunft vor allem
dort, wo sie attraktive Absatzmärkte vorfinden. Dabei belegt China
den Spitzenplatz: Dort schaffen sie bis 2021 zusätzliche Kapazitäten
für zwei Millionen Einheiten und werden damit insgesamt 6,3 Millionen
Fahrzeuge pro Jahr fertigen können. In Deutschland wird der Zuwachs
nach PwC-Prognosen lediglich bei 400.000 Einheiten auf knapp sechs
Millionen Einheiten liegen. Darüber hinaus erweitern die deutschen
Hersteller ihre Kapazitäten an anderen Produktionsstandorten weltweit
um 2,6 Millionen Einheiten auf knapp zehn Millionen Fahrzeuge. Nach
China liegt Mexiko mit einer Verdoppelung von 540.000 Einheiten auf
1,1 Millionen Einheiten auf dem zweiten Platz. Auf Platz drei der
Liste stehen die USA: Hier dürfte die Kapazität um rund 430.000
Einheiten oder 59 Prozent auf rund 1,2 Millionen Einheiten steigen.
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Datum: 16.04.2015 - 10:02 Uhr
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