Weser-Kurier: Kommentar von Uwe Dammann zur Bremer Weserburg
(ots) - Klaus Sondergeld ist clever. Da fordert der
Betriebsrat der Weserburg am Freitag seinen Rücktritt, weil er seinen
Posten als Vorsitzender des Stiftungsrates unzureichend wahrnehme -
schon präsentiert der Mann flugs einen mit der Kulturbehörde
vereinbarten Fünfjahresplan, der die Zukunft des Museums sichern
soll. Wie konkret diese Zukunft ist und in welcher Höhe finanzielle
Zuschüsse fließen sollen, steht allerdings noch nicht fest. Also geht
die Zitterpartie um die Zukunft des Museums weiter. Insofern ist die
Forderung des Betriebsrates der Weserburg nach seinem Rücktritt von
dem Posten vielleicht ein plakativer, aber auch zulässiger Warnschuss
zur rechten Zeit, denn Sondergelds Rolle als Stiftungsvorsitzender
war zumindest in den vergangenen Jahren nicht unproblematisch. In
einer existenziellen Krise steckt die Weserburg seit dem Rücktritt
des früheren Direktors Carsten Ahrens 2013. Ahrens'' Rückzug zu diesem
Zeitpunkt war allerdings längst fällig, da er sich mit den
Mitarbeitern und renommierten Kunstsammlern zerstritten hatte, die
nicht länger bereit waren, ihm ihre Sammlungen zur Verfügung zu
stellen. Warum Sondergeld damals dennoch den Vertrag mit Ahrens kurz
vor dem Rücktritt verlängerte, obwohl sein Abgang abzusehen war, ist
bis heute unklar. Klar ist jedoch, dass dieses undurchsichtige
Manöver viel Geld kostete und Ahrens sich nach seinem Rücktritt über
eine fette Abfindung freuen durfte. Seither wird immer wieder über
die Zukunft des Museums diskutiert, wobei sich ausgerechnet der
Stiftungsratsvorsitzende auffällig zurückhielt. Stattdessen wurden in
enger Kooperation mit der Bremer Kulturbehörde Konzepte und Lösungen
verschleppt, um sie ja nicht zur Debatte im Wahlkampf zu machen. Das
ist allerdings in diesem Fall deutlich misslungen. Zumal jetzt mit
der Expertise des Kunsthistorikers Helmut Friedel ein Gutachten
vorliegt, das offensichtlich als Plagiat zu werten ist und dem
Vernehmen nach 10 000 Euro gekostet haben soll. Das ist wiederum auf
dieser Grundlage rausgeworfenes Geld, was der Weserburg andernorts im
Alltagsbetrieb fehlt. Ganz außer Acht gelassen wird allerdings bei
der aufgeregten Debatte um die Sparkonzepte für die Weserburg, dass
insgesamt ein "Masterplan" für zeitgenössische Kunst in Bremen fehlt.
Die Stadt benötigt endlich eine eindeutige Ausrichtung, wohin die
Reise gehen soll. Wie viel Häuser für moderne Gegenwartskunst
benötigt die Stadt? Das müsste die zentrale Frage sein. Schließlich
hat Bremen mit dem Künstlerhaus, der Gesellschaft für aktuelle Kunst
(GAK), der Städtischen Galerie und etlichen privaten Galerien sowie
natürlich der Kunsthalle, die sich ebenfalls zeitgenössischer Kunst
widmet, ein sehr gutes Angebot. Will und kann man sich das in Zukunft
noch leisten, oder müssen die einzelnen Häuser und ihre Auslastung
gegeneinander abgewogen werden? Bei der Beantwortung dieser Fragen
wird und muss die Weserburg eine zentrale Rolle einnehmen.
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Datum: 10.04.2015 - 20:36 Uhr
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