Weser-Kurier: Zur Debatteüber die Berichterstattung zum Airbus-Absturz schreibt Moritz Döbler:
(ots) - Das Entsetzen über den Absturz von Flug 4U9525 in
den französischen Alpen ist noch nicht abgeklungen, schon tobt eine
Debatte über die mediale Berichterstattung. Die Internetseiten der
Medien und die sozialen Netzwerke sind voll mit Kritik. Im Kern steht
die Frage, ob man den Namen von Copilot Andreas Lubitz nennen und
sein Gesicht zeigen sollte. "Bild" verteidigt sich in einem langen
Facebook-Post, und "Bild"-Chef Kai Diekmann beruft sich bei Twitter
darauf, dass auch die FAZ und die angelsächsische Medienwelt den
Namen nennen und das Foto zeigen. Die "Welt", wie "Bild" aus dem
Axel-Springer-Verlag, und "Spiegel online" tun das hingegen nicht.
Zwei Argumente werden für Zurückhaltung ins Feld geführt: Ganz exakt
kennt den Tathergang niemand, und die Angehörigen von Andreas Lubitz
werden ihres Lebens nicht mehr froh. Beides stimmt. Und doch ist es
richtig, den Namen zu nennen. Es besteht kein Zweifel, dass der
Copilot das Cockpit absichtlich verriegelte und Flug 4U9525 auf den
tödlichen Kurs brachte. Was ihn dazu trieb, werden wir wohl nie
erfahren. Kein Strafprozess wird klären, ob es sich im Sinne des
Gesetzes um Mord oder ein anderes Tötungsdelikt gehandelt hat.
Deswegen ist es falsch, Andreas Lubitz - so wie es "Bild" tut - als
Mörder oder Massenmörder zu bezeichnen. Und es ist falsch,
voyeuristische Interessen zu bedienen. Aber eine historische Figur,
eine Person der Zeitgeschichte, ist Andreas Lubitz im Moment des
Absturzes geworden. Er hat 149 Menschen in den Tod gerissen, und er
hat einen Namen und ein Gesicht, auch im WESER-KURIER. Diese
Redaktion hat nicht leichtfertig entschieden, sondern abgewogen: Das
öffentliche Interesse überwiegt in diesem monströsen Fall die
Persönlichkeitsrechte. Was die Angehörigen von Andreas Lubitz
empfinden, lässt sich allenfalls erahnen. Die öffentliche Nennung des
Namens dürfte aber den kleinsten Teil ihres Leids ausmachen.
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Datum: 27.03.2015 - 21:11 Uhr
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