"Export der Nutztierhaltung ist keine Lösung für Landwirtschaft und Tierschutz" - DBV: Empfehlungen des Wissenschaftlichen Beirats sind leichtfertig und praxisfern
(ots) - (DBV) Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht das
heute vom Wissenschaftlichen Beirat an Bundeslandwirtschaftsminister
Christian Schmidt übergebene Gutachten zur Nutztierhaltung in weiten
Teilen außerordentlich kritisch. "Die Analyse der derzeitigen
Situation, deren methodische Grundlagen und Bewertungen haben
erhebliche Schwächen. Die Empfehlungen der Wissenschaftler sind in
Anbetracht der Konsequenzen für die Nutztierhaltung, die
Bauernfamilien und für den ländlichen Raum unverantwortlich
leichtfertig", kritisierte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken das
Gutachten in einer ersten Bewertung. Wissenschaftliche Bewertungen
müssten auf umfassenden und abgesicherten Bestandsaufnahmen beruhen
und nicht auf lautstarken Zurufen oder einer allgemeinen Beschreibung
von Befindlichkeiten. Fragwürdig sei, wenn auf solcher Grundlage
Empfehlungen von existenzieller Tragweite für die Landwirtschaft und
für den Tierschutz gegeben werden.
Einen sehr wichtigen Zusammenhang zeige das Gutachten zwar richtig
auf: Höhere Standards führen in offenen Märkten zuerst zu
Produktionsverlagerungen ins Ausland. "Aus dieser Einsicht werden
aber nicht die notwendigen Schlussfolgerungen gezogen", erklärte
Krüsken. "Die im Gutachten postulierte Zahlungsbereitschaft der
Verbraucher für noch höhere Tierschutzstandards gründet auf zu
optimistischen Annahmen", urteilte der DBV-Generalsekretär. Der
wissenschaftliche Beirat gehe von einer "beachtlichen Zielgruppe für
Produkte aus tierfreundlicherer Haltung" aus. "Gemessen an den
Marktanteilen von Labels für eine solche Tierhaltung wird diese
Annahme von der Realität im Lebensmittelhandel nicht bestätigt",
stellte Krüsken fest. Auch müsse die tatsächliche Nachfrage der
Verbraucher als ein Kriterium für die gesellschaftliche Akzeptanz
gesehen werden.
Zudem würden die Kosten des empfohlenen Umbaus der Tierhaltung zu
optimistisch gesehen. Die Gutachter beziffern sie auf lediglich 3 bis
5 Milliarden Euro oder 3 bis 6 Prozent der Verbraucherausgaben.
"Diese Rechnung unterschlägt unter anderem die volkswirtschaftlichen
Kosten durch die Entwertung von Investitionen und die Abwanderung der
Wertschöpfung aus der Tierhaltung", schlussfolgerte Krüsken.
Die von der Landwirtschaft in den zurückliegenden Jahren auf den
Weg gebrachten Weiterentwicklungen der Tierhaltung werden vom
Gutachten im Grundsatz bestätigt, so zum Beispiel bei der Initiative
Tierwohl, dem Tiergesundheitsmonitoring und der Weiterentwicklung des
QS-Systems. "Ein radikaler Umbau mit der Brechstange führt die
Landwirtschaft ins Abseits und bringt den Tierschutz nicht weiter.
Wir setzen statt dessen auf weitere Optimierung der Tierhaltung, der
sich an gesellschaftlichen Anforderungen, aber auch an der
Umsetzbarkeit im Markt, beim Verbraucher und nicht zuletzt an der
praktischen Sinnhaftigkeit für den Tierschutz in den Betrieben
orientiert", erklärte Krüsken.
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Datum: 25.03.2015 - 14:53 Uhr
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