Termin, Motto und Partnerland des 51. Deutschen Historikertages stehen fest
rmin, Motto und Partnerland des 51. Deutschen Historikertages stehen fest
Bereits in der antiken Geschichtsschreibung standen Mythen in einem Spannungsverhältnis mit dem Versuch der rationalen Durchdringung von Vergangenheit. Mit der Entstehung von Geschichte als Wissenschaft sind "Glaubensfragen", verstanden als unbegründete Spekulationen, aus der Historiographie ausgeschlossen worden. Gegen das bloße Fürwahrhalten eigener Wahrnehmungen und Überzeugungen, die Tradierung ungeprüfter Legenden richtete sich das disziplinenspezifische Regelwerk der Historik, welche aufgrund empirischer Erforschung der Vergangenheit und logischem Schlussfolgern nicht zu Glauben, sondern zu Wissen gelangte. Die Zurückweisung von empirisch nicht zu erhärtenden Annahmen über die Vergangenheit und von "Kathederprophetie" - so Max Webers Begriff in "Wissenschaft als Beruf" - gehört seitdem zum Kernbestand des professionellen Selbstverständnisses der Geschichtswissenschaft.
Doch sind die Grenzen zwischen Glaubens- und Wissensfragen flüssig geworden. Davon zeugt zum Beispiel der eingeführte Begriff des "religiösen Wissens", dessen zentrales Kriterium nicht die Überprüfbarkeit eines (geoffenbarten) Wissens ist, sondern die Vernetzung von Wissensbeständen und deren Akzeptanz innerhalb einer bestimmten Gruppe. Für eine kritische Reflexion der eigenen Fachgeschichte noch aufschlussreicher ist die Tatsache, dass viele Theorien, mit denen historische Prozesse analysiert werden, durchaus empirisch nicht zu falsifizierende Elemente, also "Glaubensfragen", enthalten. Dafür gibt es kaum ein besseres Beispiel als die Säkularisierungstheorie, die, ebenso wie die ihr entgegengesetzte Theorie der Persistenz von Religion im Zeichen "religiöser Pluralisierung", in der Fachdiskussion seit dem 19. Jahrhundert oft ein weitgehend empirieresistentes Narrativ mit prognostischen Annahmen darstellt.
Mit dem Historikertags-Motto "Glaubensfragen" ist nicht nur das Verhältnis von Glauben und Wissen angesprochen, sondern selbstverständlich auch Religion als Gegenstand der historischen Forschung. Einen speziellen Ertrag verspricht der 51. Deutsche Historikertag, der vom 20. bis 23. September 2016 an der Universität Hamburg stattfindet, als epochenübergreifende Veranstaltung in der Zusammenschau von antiker, mittelalterlicher und neuzeitlicher Religionsgeschichte.
Der 51. Deutsche Historikertag hat mit Indien erstmals ein Partnerland außerhalb Europas und Nordamerikas. Damit verstärkt der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands die Verbindungen zu der großen und produktiven geschichtswissenschaftlichen Community Indiens. Er trägt auch der Tatsache Rechnung, dass die Geschichtswissenschaft in Deutschland in den vergangenen Jahren zunehmend Aufmerksamkeit für die Verflechtungen der europäischen Geschichte mit der anderer Weltregionen entwickelt hat. Gerade im Hinblick auf die Wahl von Indien als Partnerland des Historikertags lädt der Hamburger Historikertag auch zu Fragen ein, welche transnationale und globalgeschichtliche Perspektiven einnehmen.
Kontakt:
Dr. Nora Hilgert, Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V., Goethe-Universität, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt, Tel.: 0173/6624432, E-Mail: hilgert@historikerverband.de
Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands ist die Interessenvertretung des Faches Geschichte gegenüber gesellschaftlichen Organisationen und staatlichen Behörden, er unterstützt die internationale Vernetzung der Geschichtswissenschaft, setzt sich für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ein und veranstaltet im zweijährigen Rhythmus den Deutschen Historikertag. Der VHD hat zurzeit 3.000 Mitglieder.
V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Martin Schulze Wessel (Vorsitzender) / Prof. Dr. Johannes Paulmann (Schriftführer)
(pressrelations) - Partnerland des 51. Deutschen Historikertages stehen fest
Bereits in der antiken Geschichtsschreibung standen Mythen in einem Spannungsverhältnis mit dem Versuch der rationalen Durchdringung von Vergangenheit. Mit der Entstehung von Geschichte als Wissenschaft sind "Glaubensfragen", verstanden als unbegründete Spekulationen, aus der Historiographie ausgeschlossen worden. Gegen das bloße Fürwahrhalten eigener Wahrnehmungen und Überzeugungen, die Tradierung ungeprüfter Legenden richtete sich das disziplinenspezifische Regelwerk der Historik, welche aufgrund empirischer Erforschung der Vergangenheit und logischem Schlussfolgern nicht zu Glauben, sondern zu Wissen gelangte. Die Zurückweisung von empirisch nicht zu erhärtenden Annahmen über die Vergangenheit und von "Kathederprophetie" - so Max Webers Begriff in "Wissenschaft als Beruf" - gehört seitdem zum Kernbestand des professionellen Selbstverständnisses der Geschichtswissenschaft.
Doch sind die Grenzen zwischen Glaubens- und Wissensfragen flüssig geworden. Davon zeugt zum Beispiel der eingeführte Begriff des "religiösen Wissens", dessen zentrales Kriterium nicht die Überprüfbarkeit eines (geoffenbarten) Wissens ist, sondern die Vernetzung von Wissensbeständen und deren Akzeptanz innerhalb einer bestimmten Gruppe. Für eine kritische Reflexion der eigenen Fachgeschichte noch aufschlussreicher ist die Tatsache, dass viele Theorien, mit denen historische Prozesse analysiert werden, durchaus empirisch nicht zu falsifizierende Elemente, also "Glaubensfragen", enthalten. Dafür gibt es kaum ein besseres Beispiel als die Säkularisierungstheorie, die, ebenso wie die ihr entgegengesetzte Theorie der Persistenz von Religion im Zeichen "religiöser Pluralisierung", in der Fachdiskussion seit dem 19. Jahrhundert oft ein weitgehend empirieresistentes Narrativ mit prognostischen Annahmen darstellt.
Mit dem Historikertags-Motto "Glaubensfragen" ist nicht nur das Verhältnis von Glauben und Wissen angesprochen, sondern selbstverständlich auch Religion als Gegenstand der historischen Forschung. Einen speziellen Ertrag verspricht der 51. Deutsche Historikertag, der vom 20. bis 23. September 2016 an der Universität Hamburg stattfindet, als epochenübergreifende Veranstaltung in der Zusammenschau von antiker, mittelalterlicher und neuzeitlicher Religionsgeschichte.
Der 51. Deutsche Historikertag hat mit Indien erstmals ein Partnerland außerhalb Europas und Nordamerikas. Damit verstärkt der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands die Verbindungen zu der großen und produktiven geschichtswissenschaftlichen Community Indiens. Er trägt auch der Tatsache Rechnung, dass die Geschichtswissenschaft in Deutschland in den vergangenen Jahren zunehmend Aufmerksamkeit für die Verflechtungen der europäischen Geschichte mit der anderer Weltregionen entwickelt hat. Gerade im Hinblick auf die Wahl von Indien als Partnerland des Historikertags lädt der Hamburger Historikertag auch zu Fragen ein, welche transnationale und globalgeschichtliche Perspektiven einnehmen.
Kontakt:
Dr. Nora Hilgert, Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V., Goethe-Universität, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt, Tel.: 0173/6624432, E-Mail: hilgert(at)historikerverband.de
Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands ist die Interessenvertretung des Faches Geschichte gegenüber gesellschaftlichen Organisationen und staatlichen Behörden, er unterstützt die internationale Vernetzung der Geschichtswissenschaft, setzt sich für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ein und veranstaltet im zweijährigen Rhythmus den Deutschen Historikertag. Der VHD hat zurzeit 3.000 Mitglieder.
V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Martin Schulze Wessel (Vorsitzender) / Prof. Dr. Johannes Paulmann (Schriftführer)
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Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Dr. Nora Hilgert, Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V., Goethe-Universität,
Grüneburgplatz 1,
60323 Frankfurt,
Tel.: 0173/6624432,
E-Mail: hilgert(at)historikerverband.de
Datum: 05.03.2015 - 12:15 Uhr
Sprache: Deutsch
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