Wie Europa Science 2.0 (nicht) versteht – ZBW veröffentlicht Landkarte wissenschaftlicher Positionen
ZBW-Analyse europäischer Positionspapiere zur öffentlichen EU-Konsultation zu „Science 2.0: Science in Transition“ zeigt: Europäische Sprachverwirrung bezüglich Science 2.0
(IINews) - Kiel/Hamburg, den 3. März 2015: Die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (www.zbw.eu) forscht mit dem Schwerpunkt auf Science 2.0. Vor diesem Hintergrund haben ZBW-Wissenschaftler um den Direktor der ZBW, Prof. Dr. Klaus Tochtermann, 26 Positionspapiere wissenschaftlicher Organisationen zum Thema Science 2.0 in Europa untersucht. Der jetzt veröffentlichte Bericht zeigt: Innerhalb der Europäischen Union gibt es kein einheitliches Verständnis zu Science 2.0. Zudem gehen die Wünsche nach politischer Regulierung stark auseinander.
Verstärkt seit 2010 beschäftigt sich die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (www.zbw.eu) multiperspektivisch mit dem Thema Science 2.0. Jetzt haben sich Wissenschaftler der ZBW um den Direktor der ZBW, Prof. Dr. Klaus Tochtermann die 26 Positionspapiere angesehen, die die Europäische Kommission im Rahmen der Diskussion zur öffentlichen Konsultation zu „Science 2.0: Science in Transition“ veröffentlicht hat. Herausgekommen ist eine Landkarte europäischer Positionen zum Thema Science 2.0.
Die zentralen Erkenntnisse:
•Innerhalb Europas Wissenschaftseinrichtungen gibt es kein zentrales Verständnis davon, was Science 2.0 bedeutet. Die Europäische Kommission muss definieren, was genau unter diesem Begriff subsumiert werden soll, um eine sinnvolle Diskussion führen zu können.
•Open Access und Open Research Data werden generell als wissenschaftspolitische Bewegungen begrüßt. Gleichzeitig wird aber für wissenschaftliche Publikationen ein klares Regelwerk gefordert, das eine strenge Qualitätssicherung gewährleistet.
•Um datenintensive Wissenschaft angemessen realisieren zu können und um weltweit aufschließen zu können, fordern sämtliche Positionspapiere einerseits eine Modernisierung des Urheberrechtes innerhalb der EU. Andererseits schlagen sie vor, dass die Europäische Kommission Ausnahmen erlaubt, die Text und Data Mining (TDM) ermöglichen.
•Science 2.0 ist eine Bottom-up-Bewegung, die von den Forschenden gelebt wird. Ganz gleich wie mögliche Steuerungsinstrumente zukünftig aussehen werden, muss dieser Charakter erhalten bleiben. Andernfalls geht die Akzeptanz für die Steuerungsinstrumente unter den Forschenden verloren.
•Social-Media-Dienste werden generell als sinnvoll für die Verbreitung wissenschaftlicher Ergebnisse gesehen. Aber es wird dezidiert davor gewarnt, dass sich das Wissenschaftssystem über diese Distributionskanäle abhängig macht von privat-wirtschaftlichen Betreibern von Social-Media-Diensten.
•Die Kommentatoren in den 26 Positionspapieren sind sich darüber einig, dass alternative Messindikatoren in den Rekrutierungs- und Bewertungsprozess von Forschenden zusätzlich zu bestehenden Indikatoren eingeführt werden müssen.
Zum Hintergrund:
Die öffentliche Konsultation zu ‘Science 2.0: Science in Transition’ der Europäischen Kommission endete am 30. September 2014. Im Anschluss validierten die EU-Abteilungen „Research and Innovation” (RTD) und “Communications Networks, Content and Technology” (CNECT) die Ergebnisse mit zentralen Anspruchsgruppen wie der League of European Research Universities (LERU) oder Science Europe innerhalb von vier Workshops.
Gleichzeitig veröffentlichte die Europäische Kommission ausgewählte Positionspapiere dieser Anspruchsgruppen. Insgesamt wurden 26 Dokumente aus 24 Einrichtungen veröffentlicht. Vgl. http://ec.europa.eu/research/consultations/science-2.0/consultation_en.htm
Download der ZBW-Analyse „Science 2.0 – Mapping European Perspectives”: http://www.zbw.eu/fileadmin/pdf/forschung/2015-report-s20-public-consultation.pdf
Das Dokument steht zur kollaborativen Weiterentwicklung
hier für Interessierte zur Verfügung:
https://wiki.leibniz-science20.de/display/lfvscience20public/Science+2.0+Public+Consultation+Report
Die Ergebnisse der öffentlichen Konsultation zu ‘Science 2.0: Science in Transition’ der Europäischen Kommission werden erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt auf der diesjährigen International Science 2.0 Conference, die vom 25. bis 26. März 205 in Hamburg stattfindet. Den Vortrag wird Jean-Claude Burgelman, Head of Unit A6 “Science Policy, Foresight and Data” der Europäischen Kommission halten.
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Über die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft:
Die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft ist das weltweit größte Informationszentrum für wirtschaftswissenschaftliche Literatur. Die Einrichtung beherbergt rund 4 Millionen Bände und ermöglicht den Zugang zu Millionen wirtschaftswissenschaftlicher Online-Dokumente. Allein 2013 wurden 3,8 Millionen digitale Volltexte heruntergeladen. Daneben stellt die ZBW eine rasant wachsende Sammlung von Open-Access-Dokumenten zur Verfügung. EconStor, der digitale Publikationsserver, verfügt aktuell über 75.000 frei zugängliche Aufsätze und Working Papers. Mit EconBiz, dem Fachportal für wirtschaftswissenschaftliche Fachinformationen, können Studierende oder Wissenschaftler/innen in über 9 Millionen Datensätzen recherchieren. Zudem gibt die ZBW die beiden wirtschaftspolitischen Zeitschriften Wirtschaftsdienst und Intereconomics heraus. Die ZBW ist eine forschungsbasierte wissenschaftliche Bibliothek. Drei Professuren und eine internationale Doktorandengruppe beschäftigen sich transdisziplinär mit dem Thema Science 2.0. Die ZBW ist in ihrer Forschung international vernetzt. Hauptsächliche Kooperationspartner kommen aus dem Leibniz-Forschungsverbund Science 2.0 sowie aus dem EU-Großprojekt EEXCESS. Die ZBW ist Teil der Leibniz-Gemeinschaft und Stiftung des öffentlichen Rechts. Die ZBW wurde 2011, 2012 und 2013 für ihre innovative Bibliotheksarbeit ausgezeichnet mit dem internationalen LIBER Award. 2014 wurde die ZBW zur „Bibliothek des Jahres“ gekürt.
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Datum: 05.03.2015 - 10:36 Uhr
Sprache: Deutsch
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