Westfalen-Blatt: zur»Oscar«-Verleihung
(ots) - Wie sagte doch Ellen DeGeneres bei der
Moderation der »Oscar«-Gala 2014: »''12 Years A Slave'' gewinnt. Zweite
Möglichkeit: Ihr seid alle Rassisten.« Bester Regisseur wurde Alfonso
Cuarón. Viva Mexico! Bester Film wurde »12 Years A Slave«. Black
Power! Zwei der wichtigsten Preise brav geteilt, wunderbar. Die
zweite Möglichkeit wäre eine Rassismusdebatte gewesen. In diesem Jahr
droht uns diese Debatte nicht nur, wir haben sie bereits.
Afroamerikanische Hollywood-Experten sind erbost: David Oyelowo, der
im Menschenrechtsdrama »Selma« den Martin Luther King spielt, wurde
gar nicht erst nominiert. Genauso wenig wie die schwarze
»Selma«-Regisseurin Ava DuVernay. Deutsche Beobachter ahnen schon das
Schlimmste: »Selma« kriegt den »Oscar« für den besten Film, und das
ist dann eine Wahl, die vom schlechten Gewissen diktiert wurde.
Ausdruck eines Schuldkomplexes. Der »Oscar« als Trostpreis für
Afroamerika. Der ganze Schlamassel rührt daher, dass die Mitglieder
der Academy erstens fast alle weiß sind, schwarze Schauspieler also
kaum voneinander unterscheiden können, zweitens fast alle Männer
sind, also eigentlich nur verfilmte Comics künstlerisch beurteilen
können, und drittens so alt sind, dass sie die Brüder Lumière noch
persönlich kennengelernt haben. Ihre Welt ist der Stummfilm in
Schwarz-Weiß (deswegen der »Oscar« 2012 für »The Artist«). Die Greise
checken einfach nicht, was bei den »Golden Globes« längst Alltag ist:
Der Film ist weitergezogen ins Fernsehen und in die
Streaming-Dienste. Steven Soderbergh hat 2013 seinen Liberace-Film
»Behind the Candelabra« gleich für den Bezahlsender HBO gedreht. Elf
»Emmys« (14 Nominierungen), zwei »Globes« (vier Nominierungen). Kein
»Oscar«. Nicht mal eine Nominierung. »Zu schwul für Hollywood«,
befanden die Greise. Soweit der Smalltalk. Nun zu den wichtigen
Dingen: zur Sitzordnung. Die Sitzordnung im Dolby Theatre ist so
geheim, dass nicht einmal Alan Turing, der die Nazis im Alleingang in
die Knie zwang, wie der Film »Imitation Game« zu beweisen trachtet
(acht »Oscar«-Nominierungen), diese Ordnung hätte entschlüsseln
können. Es gilt aber folgendes: Nominierte aus einundderselben
Kategorie sitzen nie nebeneinander, damit die Kamera nicht womöglich
zeigt, wie der Unterlegene schmollt. Favoriten sitzen am Ende einer
Reihe, damit sie im Erfolgsfall schnell auf die Bühne springen
können. Unbekannte in den Sitzreihen sind sogenannte Seatfiller: Sie
halten Promis den Platz frei, die gerade an der Bar Schampus aus
Highheels schlürfen oder auf der Toilette eine Linie sniffen. Und wer
holt den »Oscar«? Nun, das steht schon seit dem 24. Januar fest. Da
haben nämlich Amerikas Produzenten »Birdman« auf den Schild gehoben.
Und die Producers Guild hat, seit es ihre Gala gibt, fast immer die
späteren »Oscar«-Sieger gewählt.
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Datum: 20.02.2015 - 21:00 Uhr
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