Deutsche Automobilindustrie sagt "Ja zu TTIP!"
Mit einem politischen Schulterschluss plädieren Hersteller und Zulieferer für ein umfassendes Handelsabkommen zwischen Europa und den USA (AUDIO)
(ots) -
Anmoderation:
Volles Haus, klare Botschaft: "JA zu TTIP" stand in grünen
Buchstaben auf dem Podium im überfüllten Pressekonferenzraum des VDA
(Verband der Automobilindustrie) in der Berliner Behrenstrasse. Die
Chefs der deutschen Automobilhersteller und der Zulieferindustrie
setzen sich für ein umfassendes Freihandelsabkommen zwischen Europa
und den USA ein. Die deutsche Automobilindustrie sieht vor allem die
großen Chancen, die mit Freihandel und TTIP verbunden sind. Im Rahmen
einer Pressekonferenz im VDA-Haus in Berlin wurden heute (Mittwoch,
28.01., 13 Uhr 30) die Potenziale einer engen transatlantischen
Kooperation umfassend dargestellt. Einen solchen politischen
Schulterschluss einer ganzen Industrie hat es noch nie gegeben.
VDA-Präsident Matthias Wissmann betonte die großen Chancen, die ein
Freihandelsabkommen Deutschland und Europa bietet:
1. O-Ton Matthias Wissmann
Die Automobilindustrie setzt sich seit langem für ein
europäisch-amerikanisches Freihandelsabkommen ein und wir wollen
heute durch die Präsenz der Vorstandsvorsitzenden großer
Automobilhersteller und Zuliefererunternehmen dieses Engagement
unterstreichen, weil wir glauben, dass ein erfolgreicher Abschluss
von TTIP eine Quelle für Wohlstand und Beschäftigung auf beiden
Seiten des Atlantiks wäre. (0:29)
Daimler-Chef Dr. Dieter Zetsche wies darauf hin, wie wichtig TTIP
für die deutsche Automobilindustrie ist. Gut 14 Prozent aller
deutschen Pkw-Exporte sind 2014 in die Vereinigten Staaten gegangen.
Das sind rund 620.000 Fahrzeuge. Damit sind die USA - nach
Großbritannien - das zweitwichtigste Exportland für die deutschen
Automobilhersteller. Gemessen am Exportwert, liegen die USA mit mehr
als 20 Milliarden Euro sogar auf Platz eins.
2. O-Ton Dr. Dieter Zetsche
Beim Anspruch sind sich Europa und die USA einig: Wir haben die
strengsten Vorgaben auf beiden Seiten. Nur im Umsetzungsdetail
unterscheiden wir uns. Und für diese Details müssen wir doppelt
entwickeln, doppelt beschaffen und doppelt zertifizieren. Deswegen
macht es Sinn, dass wir unsere Vorschriften gegenseitig anerkennen
und zukünftig gemeinsam voranbringen. TTIP bietet eine einmalige
Chance, unsere Märkte auf beiden Seiten des Atlantiks besser zu
integrieren. (0:33)
BMW-Chef Dr. Norbert Reithofer sieht im "Ja zu TTIP" eine Chance,
Handelshemmnisse wie beispielsweise Zölle abzubauen:
3. O-Ton Dr. Norbert Reithofer
Bei zwei Wirtschaftsregionen, die sich industriell auf Augenhöhe
befinden und die zugleich immer stärker integriert sind, wirken Zölle
vor allem in eine Richtung: Sie wirken wachstumshemmend. So zahlt
allein die deutsche Automobilindustrie mehr als eine Milliarde Euro
im Jahr an Zöllen. Dieses Geld könnten wir viel besser in neue
Technologien investieren. (0:22)
Audi-Chef Professor Rupert Stadler erwartet vom
Freihandelsabkommen mit den USA, dass nicht nur bei den Zöllen
Chancen Hemmnisse abgebaut werden, sondern auch die unterschiedlichen
Standards und Vorschriften in den USA und in Europa:
1.O-Ton Prof. Rupert Stadler
Reifen haften auf beiden Seiten des Atlantiks gut. Lenkradhebel
lassen sich hier und dort einwandfrei bedienen.
Sicherheitsgurtsysteme schützen Autofahrer und die Passagiere in der
EU und in Amerika gleichermaßen. Und trotzdem ist es bisher nicht
möglich, ein in Europa zugelassenes Auto einfach auch in den USA
zuzulassen. Autofahren können die Menschen hüben wie drüben. Warum
müssen dann die Autos unterschiedlich sein? (0:31)
Chancen durch TTIP sehen auch die Vertreter der Zuliefer-Industrie
im VDA. Arndt Kichhoff, Gesellschafter des gleichnamigen Zulieferers
aus Iserlohn und Bosch-Chef Dr. Volkmar Denner:
4. O-Ton Arndt Kirchhoff / Dr. Volkmar Denner Kirchhoff: Wegen der
hohen Kosten entscheiden sich derzeit noch viele Mittelständler gegen
den Einstieg in neue Märkte. TTIP hingegen würde den US-Markt gerade
auch kleinen und mittelständischen Firmen öffnen. Sie könnten sich
den bürokratischen Aufwand und die hohen Verwaltungskosten sparen,
die durch unterschiedliche Vorschriften und Standards entstehen. Sie
könnten sich den Markteintritt in den USA endlich leisten. Das bringt
mehr Umsatz und viele neue Jobs. Denner: Gerade für uns als global
führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen ist es sehr
aufwändig, unsere Produkte an jeden Markt individuell anzupassen.
Parallelentwicklungen verursachen Kosten, die vermeidbar sind. Ein
Handelsabkommen zwischen der EU und den USA spart Zeit und Geld, das
viel besser in neue Produkte und Arbeitsplätze investiert werden
könnte. Um eines klarzustellen: Niemand will die hohen Sicherheits-
und Umweltstandards verwässern. (1:02)
Dass das Freihandelsabkommen auch Auswirkungen für die
Zukunftsfähigkeit des Automobils hat, unterstrich Porsche-Chef
Matthias Müller am Beispiel der Elektromobilität:
2.O-Ton Matthias Müller, Porsche
Nicht nur für uns Hersteller, sondern auch für die Gesetzgeber in
Europa und den USA ist die Elektromobilität neues Terrain. Das
bedeutet, dass wir bei der Elektromobilität von Anfang an
international einheitliche Standards setzen könnten. Egal, ob es um
Vorgaben für die Kennzeichnung, Prüfung oder Sicherheit von Batterien
geht oder um standardisierte Stecker, Ladebuchsen oder Ladeverfahren.
(0:32)
"Ja zu TTIP" diese klare Botschaft hat heute die
Automobilindustrie ausgesandt. Für Europa, so Ford-Chef Bernhard
Mattes, hat das Freihandelsabkommen mit den USA eine eindeutig
politische Dimension:
3.O-Ton Bernhard Mattes, Ford
Die Wachstumsschwerpunkte, Sie verschieben sich in andere
Regionen. Die politische Weltkarte verändert sich. Bis 2050 wird die
Weltbevölkerung auf rund 9 Milliarden Menschen wachsen. Die EU stellt
dann nur noch sieben Prozent der Bevölkerung dar. Deutschland als
einzelne Nation weniger als ein Prozent. Deutschland braucht mithin
ein starkes Europa und Europa starke transatlantische Beziehungen um
die geopolitische Weltkarte als Schwergewicht aktiv mitgestalten zu
können. TTIP bietet dafür eine einmalige Chance. Wir sollten das Feld
nicht anderen überlassen, sondern selber gestalten. Denn ohne TTIP
werden sich die USA auf Partnerschaften Richtung Pazifik
konzentrieren. (0:46)
Abmoderation:
Die Chefs der deutschen Automobilhersteller und ihr Dachverband
der VDA haben heute einhellig ein Freihandelsabkommen zwischen Europa
und den USA gefordert.
ACHTUNG REDAKTIONEN:
Das Tonmaterial ist honorarfrei zur Verwendung. Sendemitschnitt bitte
an ots.audio(at)newsaktuell.de.
Pressekontakt:
VDA, Eckehart Rotter, 030 897842 120
all4radio, Hermann Orgeldinger 0711 3277759 0
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Datum: 28.01.2015 - 14:48 Uhr
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