Stickstoff in der Umwelt: DBU begrüßt Sondergutachten des SRU und unterstützt praxisnahe Lösungen
(ots) - Stickstoffeinträge in die Umwelt deutlich
verringern
DBU begrüßt heute veröffentlichtes Sondergutachten des SRU
"Stickstoff als Umweltproblem" und unterstützt praxisnahe Lösungen
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das heute in
Berlin veröffentlichte Sondergutachten und die Forderung des
Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) nach einer deutlichen
Verringerung des Stickstoffstoffeintrags in die Umwelt. "Stickstoff
ist für Menschen, Tiere und Pflanzen überlebenswichtig und als
zentraler Baustein von Eiweiß ein wichtiger Wachstumsmotor und
Bestandteil von Pflanzendünger. Doch seit Jahren gelangt besonders
beim Düngen und aus der Tierhaltung gefährlich viel Stickstoff in
Wasser, Luft und Böden. Laut Umweltbundesamt stammen zwei Drittel der
Stickstoffemissionen aus der Landwirtschaft. Es ist zu einem der
zentralen Umweltprobleme des 21. Jahrhunderts geworden", warnt
DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann. Die von der Europäischen
Union vorgegebenen Grenzwerte würden in Deutschland noch längst nicht
eingehalten. Bottermann: "Die DBU sieht hier seit Jahren dringenden
Handlungsbedarf und fördert Dünge-, Tierhaltungs- und
Fütterungsmethoden, mit denen deutlich weniger Stickstoffverbindungen
in die Umwelt gelangen."
Die Ursachen und Folgen zu hoher Stickstoffeinträge sind
vielfältig. Gefährlich seien freigesetzte gesundheits- und
umweltschädliche Stickstoffverbindungen wie Nitrat, Ammoniak oder
Lachgas. Mit dem auf gedüngtem Ackerland versickernden Regenwasser
gelange Nitrat in das Grundwasser oder durch Erosion und
Oberflächenabfluss in Bäche, Flüsse und Seen. Dies führe zum
beschleunigten Wachstum von stickstoffliebenden Arten, die dann
konkurrenzschwächere Arten, die mit zu viel Stickstoff nicht
zurechtkommen, zurückdrängten. Die Folge: Auf den landwirtschaftlich
genutzten Flächen komme es zu einer Artenverarmung und die Vielfalt
der Pflanzen- und Tierarten werde geringer. Ammoniak wiederum
entweiche beim Einsatz von Düngemitteln und in der Tierhaltung
gasförmig in die Atmosphäre und trage zur Versauerung von Böden und
Oberflächengewässern bei. Lachgas entstehe beim Zersetzen von Gülle,
Mist und Mineraldünger durch Mikroorganismen zwar nur in kleinen
Mengen, trage aber durch die im Vergleich zu Kohlendioxid 300 Mal
höhere Treibhauswirksamkeit zum Klimawandel bei.
Laut SRU waren 2009 fast die Hälfte der natürlichen und naturnahen
Ökosysteme von Überdüngung und einem ''Zuviel'' an Nährstoffen
betroffen. Etwa 26 Prozent des Grundwassers seien wegen eines zu
hohen Nitratgehaltes in schlechtem Zustand, was die
Trinkwassergewinnung erschwere. Bottermann: "Wir stimmen dem SRU zu,
dass die nationalen Emissionshöchstmengen für Stickstoffoxide und
Ammoniak dringend gesenkt werden müssen, um die kritischen Grenzwerte
ansatzweise einhalten zu können".
"Nur etwa 60 Prozent der gedüngten Stickstoffmengen finden sich in
Deutschland später auch in den geernteten Produkten wieder, weltweit
sind es noch weniger. Deshalb ist die Effizienz der Stickstoffdüngung
aus Umweltschutzgründen stark verbesserungsbedürftig", sagt Prof. Dr.
Werner Wahmhoff, Abteilungsleiter für Umweltforschung und
Naturschutz. Ansatzpunkte dafür sehe er insbesondere bei den
Düngungsverfahren für Gülle und Mist: "Schon im Stall, aber auch beim
Lagern und Ausbringen geht Stickstoff in Form von gasförmigem
Ammoniak verloren. "Der heute übliche Umgang mit diesen Düngern muss
grundsätzlich überdacht werden."
"Das Ziel muss darin bestehen, die unerwünschten
Stickstoffverluste auf ein Minimum zu reduzieren und die angebauten
Pflanzen für Nahrungs- und Futtermittel dennoch optimal mit
Nährstoffen zu versorgen, um genügend Lebensmittel für die Versorgung
der Bevölkerung anbauen zu können", betont Bottermann. Ein
vollständiger Verzicht auf Stickstoff würde hingegen dazu führen,
dass mehr Fläche für den Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln
benötigt würde. Um die Emissionswerte von Stickstoff zu verringern,
verfolge die DBU seit Jahren verschiedene Lösungsansätze, die
einerseits auf verbesserte Düngetechnik und Lagerung von Dünger,
andererseits auf eine stickstoffarme Tierhaltung abzielen, erklärt
Dr. Holger N. Wurl, Referatsleiter für umweltgerechte Landnutzung und
nachwachsende Rohstoffe.
Unter anderem soll bundesweit ein modellbasiertes Beratungssystem
für die Stickstoffdüngung von Winterweizen etabliert werden, das an
der Christian-Albrechts-Universität Kiel erarbeitet wird. Die
Technische Universität München optimiere das Stickstoffmanagement im
Rapsanbau mit einem Düngesystem, bei dem die Ökoeffizienz erhöht
werden könne. Dabei erfassen Sensoren an den Landmaschinen
berührungslos den Versorgungszustand der Pflanzen mit Stickstoff.
Auch das an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
weiterentwickelte Gülle-Strip-Till-Verfahren für den Einsatz
organischer und mineralischer Düngung sei sehr erfolgversprechend.
Die Georg-August-Universität Göttingen und die Firma Kotte
Landtechnik (Rieste) entwickeln ein System zur sogenannten
Unterfußinjektion, mit dem bei der organischen Düngung von Mais bis
zu 90 Prozent weniger Ammoniak in die Atmosphäre gelange. Wegweisend
seien auch Konzepte zum sogenannten güllelosen Stall, dem "Stall der
Zukunft", wie Wurl erläutert: "Wir wollen Stallbaukonzepte zum
Verringern von Ammoniak-Emissionen unterstützen, bei denen von
Vornherein Kot und Harn getrennt werden, Gülle und folglich die damit
verbundenen Stickstoffemissionen also gar nicht erst entstehen."
Schließlich gebe es aber auch Handlungsmöglichkeiten für die
Verbraucher. Die DBU greift den Hinweis des SRU auf, wonach
Stickstoffüberschüsse nur dann ausreichend verringert werden können,
wenn höhere Umweltanforderungen an die Landwirtschaft in Deutschland
mit veränderten Konsummustern einhergehen. Bottermann: "Der
gegenwärtig hohe Konsum tierischer Produkte wie Fleisch, Eier und
Milch könnte gesenkt und Lebensmittelabfälle sollten verringert
werden." Verbraucherinformation sei wichtig. Nicht nur bei der
Produktion tierischer Nahrungsmittel können unerwünschte
Stickstoffemissionen entstehen. Zum Beispiel verursache auch der
Gemüseanbau erhebliche Stickstoffeinträge in die Umwelt.
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Datum: 14.01.2015 - 11:23 Uhr
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