Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Dagmar Unrecht zur Spendenbereitschaft der Deutschen
(ots) - Vor einem Jahr hat die bisher schlimmste
Ebola-Epidemie in Westafrika begonnen. Fast unbemerkt zu nächst.
Obwohl die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" schon im März vor
einer Ausbreitung "in einer nie dagewesenen Größenordnung" gewarnt
hatte, dauerte es Monate, bis die Hilfe der internationale
Gemeinschaft in Fahrt kam. Erst als die ersten Europäer und
Amerikaner erkrankten, erwachte das Interesse. Dennoch ist die
Bereitschaft, für den Kampf gegen die Seuche zu spenden, in
Deutschland relativ gering. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat 1,2
Millionen Euro dafür eingesammelt, "enttäuschend" sei das, sagte
DRK-Präsident Rudolf Seiters kürzlich. Dabei ist Helfen für alle eine
Wohltat - für Geber und Empfänger. Seiters macht vor allem das Fehlen
von "anrührenden Bildern" für die geringe Spendenlust verantwortlich.
Damit trifft er einen wunden Punkt: Wegen der hohen Ansteckungsgefahr
reisten Journalisten zunächst kaum in die Ebola-Gebiete. Doch
Menschen lassen sich besonders dann zum Geben motivieren, wenn sie
sehen, dass ihre Unterstützung auch ankommt. In der Ebola-Katastrophe
war zu lange nicht klar, wer überhaupt helfen soll und ob diese Hilfe
nicht staatlich finanziert werden würde. Je diffuser eine Notlage, um
so geringer ist die Spendenbereitschaft. Ähnlich schwierig ist es
daher für Hilfsorganisationen, Geld für Menschen in
Bürgerkriegsgebieten zu sammeln. Dort ist oft unklar, wer Opfer und
wer Täter ist. Die Sorge, dass Geld in den falschen Händen landen
könnte, dämpft die Spendenfreude erheblich. Bei Naturkatastrophen ist
das anders: Betroffene, deren Hab und Gut von Wassermassen oder
Stürmen weggerissen wurde, sind einfacher zu erkennen. Auch die
Bilderflut ist meist gewaltig. Daher waren die Spendeneinnahmen im
vergangenen Jahr besonders hoch, gerade auch beim DRK: Die
Hochwasserkatastrophe vom Sommer 2013 an Donau und Elbe oder der
Taifun auf den Philippinen wurden medial auf breiter Front
vermittelt. Auf die Spendenbereitschaft wirkte sich der Rummel
positiv aus. Doch auch die leisen Katastrophen fordern ihren Tribut.
Die Spendenlust der Deutschen ist seit Jahren konstant mittelmäßig -
mit leicht steigender Tendenz. Zwischen sechs und sieben Milliarden
Euro werden nach Angaben des Deutschen Instituts für soziale Fragen
jedes Jahr gegeben. Damit liegt die Bundesrepublik international nur
im Mittelfeld. Dabei tut jeder, der anderen in Not hilft, auch sich
selbst etwas Gutes. Mitgefühl und Solidarität sind tief in uns
verwurzelt und haben auch in allen Weltreligionen einen festen Platz.
Allerdings ist beim Spenden nicht nur der Gutmensch am Werk. Auch
Eigennutz spielt eine Rolle. Das ist nicht neu, schon beim
Ablasshandel ging es darum, das schlechte Gewissen zu beruhigen und
sich fürs Jenseits eine bessere Startposition zu erkaufen.
Soziologische Studien zeigen aber, dass das Spenden beim Geber
Glücksgefühle hervorruft. Das führt wiederum zu weiteren Gaben, denn
zufriedenere Menschen geben auch mehr. Ärmere haben im Relation zu
ihren finanziellen Möglichkeiten übrigens mehr für andere übrig als
Reiche. Regionale Projekte wie zum Beispiel der Kinderbaum Regensburg
oder die Leukämiehilfe Ostbayern leben ebenfalls von der
Unterstützung der Bürger. Hier ist die Bereitschaft, zu geben, groß,
auch, weil jeder sich darauf verlassen kann, dass die Gaben ankommen.
Empathisch ist aber nicht nur die Geldspende, sondern auch
ehrenamtliches Engagement. Angesichts der vielen Hilfebedürftigen,
die derzeit aus Krisengebieten zu uns flüchten, ist das mindestens
ebenso wichtig wie der Griff ins Portemonnaie.
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