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Europäische Zentralbank (EZB) im Spannungsfeld von volatilen Märkten und globaler Notenbankpolitik

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pre-task activities and EZB operations (Ausrichtung der Geldmarktpolitik für das Jahr 2015 by S. Valecchi)

(IINews) - Die Entwicklung an den nationalen und internationalen Kapitalmärkten wird ganz entscheidend vom Handeln der Notenbanken mitbestimmt. Dies war im Jahr 2014 der Fall und wird im Jahr 2015 nicht anders sein. Insoweit haben zahlreiche Analysten aus dem Finanz- und Bankensektor die Ankündigungen der EZB zum Ausklang des Jahres 2014 mit Spannung erfolgt. Hohe Erwartungen wurden eingepreist. In Europa erwarten die Märkte mit Blick auf die globale Ausgangslage eine weitere Lockerung der Geldmarktpolitik. Aber am Donnerstag, den 04.12.2014, konnte der Präsident der EZB, Mario Draghi, keine Nachrichten liefern, welche die volatilen Märkte hätte weiter befeuern können.


•Erwartungshorizont an die Geldmarktpolitik der EZB

„Die EZB hält an dem bisherigen Leitzins und zugleich Rekordtief von 0,05 % weiterhin fest“, so das Präsidium der EZB. Wie von vielen Marktbeobachtern erwartet, wird die Entscheidung in der Hauptsache der EZB-Notenbankpolitik weiter vertagt und zwar in das erste Quartal 2015. Dies hat niemanden überrascht, weil dies aus dem Geschäftsbereich der EZB bereits artikuliert wurde: „Wahrscheinlich wird die EZB erst im ersten Quartal 2015 einschätzen können, ob ihre Maßnahmen ausreichen werden, das selbst gesteckte Ziel die Bilanzsumme um rund eine Billion Euro auszuweiten, zu erreichen,“ kommentierte bereits Vitor Constancio (EZB-Vizepräsident).

Im Fokus der EZB-Banker steht weiterhin die Sorge um den künftigen Konjunkturverlauf in der EU. Es ist kein Geheimnis, dass die wirtschafte Erholung in der Euro-Zone aus Sicht zahlreicher Experten hinter den Erwartungen des Marktes zurückgeblieben ist. Mit der Konjunktur in der Eurozone geht es aufwärts - allerdings langsamer als erhofft. Dessen ungeachtet gibt es zunehmend Anzeichen, dass die europäische Wirtschaft einen Wendepunkt – (Turnaround) – erreicht hat.

Einen spürbaren Aufschwung erwarten die Experten für den Euro-Wirtschaftsraum erst für das Jahr 2015.






•Aufgaben der EZB und ihr Einfluss auf die Märkte

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist die Notenbank für die gemeinsame Währung Europas, den Euro. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Kaufkraft des Euro und somit Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten. Das Euro-Währungsgebiet besteht aus den 18 Ländern der Europäischen Union, die den Euro seit 1999 eingeführt haben.

Dies umschreibt die primären Aufgaben. Andererseits wird aber auch von der EZB erwartet, Stabilität und Vertrauen in die Märkte zu re-integrieren bzw. zu implementieren, um die Rahmenbedingungen für weiteres Wachstum in der Euro-Wirtschaftszone zu sichern. Und dieser Teil des Mandates der EZB ist umstritten, insbesondere in Deutschland wird dies teils scharf kritisiert (z. B. aus dem Geschäftsbereich der Bundesbank).

So betont der Präsident der EZB, Mario Draghi, immer wieder die Entschlossenheit der Notenbanker, sich mit allen denkbaren Mitteln gegen einen Preisverfall zu stemmen: „Wir werden tun, was wir müssen, um die Inflation und die Inflationserwartungen so schnell wie möglich anzuheben.“

Dies sorgt für Aufregung, Missverständnisse und bedarf der Analyse: Die vorgenannte Ankündigung von Draghi wurde am Markt als „Ankündigung für QE verstanden.“

Der Dax reagierte dementsprechend am 04.12.2014 und erreichte sein Allzeithoch (ATH) von 10.083 Punkten. Nach der Stellungnahme der EZB erfolgten Korrekturen und der Dax schloss im Minus bei der Marke von 9.835 Punkten.

Die Ziele für 2015 lauten: die Konjunktur wieder in Schwung zu bringen und gegen die Deflation anzukämpfen. Hierfür stellt die EZB „zusätzliche, unkonventionelle Maßnahmen“ für 2015 an, um – optional – in Punkto Größe, Tempo und Zusammensetzung mit Massnahmen der Geldmarktpolitik in das Marktgeschehen einzugreifen.

Dies war auch im Krisenjahr 2012 der Fall gewesen, als der Präsident der EZB, Mario Draghi, ankündigte: „Wir werden alles tun, was nötig ist. Und glauben Sie mir, es wird ausreichen.“

Mittelfristig peilt die EZB die Zielmarke für stabile Preise bei einer Inflationsrate von bis zu 2 Prozent an.


•Handeln im Kontext globaler Notenbankpolitik

Dieser Aspekt wird oftmals unterschätzt, ist aber in unserer heutigen, globalen Weltwirtschaftsordnung ein wichtiger Gesichtspunkt, um das Handeln der Notenbanker analysieren zu können. Deshalb gleichen die internationalen Notenbanker ihre Schritte und Massnahmen in der Geldmarktpolitik ab. Für Mario Draghi, der Vizepräsident bei Goldman Sachs Group, Inc. (kurz: GS) und von 2006 bis 2011 Präsident der Italienischen Nationalbank gewesen war, bevor er seit dem 1. November 2011 das Amt des Präsidenten der Europäischen Zentralbank antrat, ist dies jedenfalls ein gewichtiger Grund.


•Federal Reserve (the central banking system of the United States)

Die Vorzeichen stehen auf Wachstum, so die Fed. Aus den 12 Notenbankdistrikten sei von einer höheren Wirtschaftsaktivität berichtet worden, vermeldet der veröffentlichte Konjunkturbericht (Beige Book) der Federal Reserve. In einer Reihe von Bezirken sei zudem Optimismus über die konjunkturelle Entwicklung zu vernehmen gewesen. Die Konsumenten seien ausgabefreudig, am Arbeitsmarkt habe es umfassende Verbesserungen gegeben. Im Verarbeitenden Gewerbe habe sich die Lage ebenso verbessert wie bei den Dienstleistern. Im Baugewerbe und am Immobilienmarkt sei es ebenfalls bergauf gegangen, allerdings in den jeweiligen Sektoren und Distrikten mit unterschiedlichem Tempo. Der allgemeine Preisauftrieb sei verhalten geblieben. Gleiches gelte für die Entwicklung der Löhne und Gehälter. Obwohl sich die Ausführungen etwas zuversichtlicher als der vorherige Konjunkturbericht von Mitte Oktober lesen, gab es an den Finanzmärkten keine nennenswerte Reaktion.

•Federal Reserve vor Zinswende

Das Wirtschaftswachstum ist robust, die Inflation unterdurchschnittlich. Analysten gehen deshalb davon aus, dass die Federal Reserve im Laufe des kommenden Jahres mit Zinsanhebungen beginnen wird. Einen genauen Zeitpunkt benennt die Fed – ebenso wie die EZB – nicht und betont, die geldpolitischen Zügel je nach Konjunkturlage straffen zu wollen.


•Zentralbank der Russischen Föderation (Bank Rossii)

Die Bank Rossii ist zur massiven Intervention gezwungen und verkaufte zum 2. Dezember 2014 Devisen im Wert von 700 Millionen US-Dollar. Dessen ungeachtet geht der Absturz der russischen Währung nahezu ungebrochen weiter. Mit 54,87 Rubel mussten am 3. Dezember soviel für einen US-Dollar gezahlt werden – wie nie zuvor. Ein Euro kostete im Handelsverlauf bis zu 67,89 Rubel, und damit fast 50 % mehr, als das noch Ende Juni 2014 der Fall gewesen war. Seit der Entscheidung der Organisation erdölexportierender Länder in der vergangenen Woche, ihre Fördermenge unverändert zu lassen, hat sich der Abwärtstrend der Währung noch einmal stark beschleunigt.

Die Notenbank – Bank Rossii – werde auf den Devisenmärkten weiter intervenieren, wenn dies nötig sei. Die Notenbank zählt mit Reserven von über 400 Milliarden US-Dollar (noch) zu den reichsten Devisenbesitzern der Welt. Experten schätzen allerdings, dass die Zentralbank bei unregelmäßigen Interventionen 5 bis 10 Milliarden US-Dollar aufwenden muss, um einen spürbaren Effekt zu erzielen.


•Schweizerischen Nationalbank (SNB)

Die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hatte sich bis zur Finanzkrise am sog. „IS-LM-Modell“ aus der Volkswirtschaftslehre orientiert. Durch die Krise waren neue Konzepte gefragt; unkonventionelle Massnahmen verschafften Handlungsspielraum.

Zur wichtigsten Massnahme der SNB wurden Wechselkursinterventionen. Dahinter steht die Überlegung, dass die Geldpolitik nicht nur über das Zinsniveau auf den gesamtwirtschaftlichen Output wirkt, sondern auch über den Wechselkurs. Vereinfacht gesagt hat die SNB das IS-LM-Modell um die Komponente «Aussenwirtschaft» erweitert. Die Neujustierung des geldpolitischen Kompasses auf den Wechselkurs zeigt Wirkung, hat aber auch Neben- und unerwünschte Wechselwirkungen.


•Bank of England (the central bank of the United Kingdom)

Die britische Notenbank hält an ihrer lockeren Geldpolitik fest. So berichtet London am 04. Dezember 2014, dass der Leitzins mit 0,5 % auf dem Rekordtief verweilt, womit Analysten aus dem Bankensektor bereits gerechnet hatten. Auch das Anleiheankaufprogramm (Volumen von 375 Milliarden Pfund) wurde nicht verändert.


•Bank of Japan (BoJ)

Die Bank of Japan (BoJ) hat ihre Geldpolitik weiter gelockert und hierbei das Programm zum Ankauf von Wertpapieren ausgeweitet, um die Deflation stärker zu bekämpfen. Auch in Tokio ist diese Notenbankpolitik – die nicht unerwartet kam – umstritten und wird als ein drastischer Schritt bewertet.


•Was wird die EZB im Jahr 2015 den Märkten liefern? „Kauft die EZB alles?“

Nein, die EZB wird nicht alles aufkaufen, denn dafür besteht kein vernünftiger, sachlicher Grund. In der Sachprüfung steht die mögliche Ausweitung auf Unternehmensanleihen. „Die EZB wird nicht zur Bad Bank“, konstatiert ZEIT ONLINE (Bettina Schulz) in einer aktuellen Lageanalyse. „Der heutige europäische Markt für Kreditverbriefungen lässt sich jedoch nicht mit der verantwortungslosen Kreditvergabepolitik der amerikanischen Subprime-Krise vergleichen. Anders als die amerikanischen Finanzinstitute halten die europäischen Banken ihre Kreditrisiken oft jahrelang in der Bilanz stehen. Sie müssen also vorsichtiger bei der Kreditvergabe sein“, so ZEIT ONLINE.
„Es ist daher nicht korrekt, das Instrument der Kreditverbriefungen von vornherein als schlecht zu bezeichnen“, meint Alexander Batchvarov (Bank of America Merrill Lynch).

„Breit angelegte Anleihekäufe der Notenbank sind wohl nur noch eine Frage der Zeit“, so Ökonom Christoph Weil (Commerzbank AG). „Der Dax wird im nächsten Jahr positiv überraschen und auf 10.800 Punkte steigen“, prognostizieren die Analysten der Commerzbank AG. Der Beginn der Anleihekäufe der EZB dürfte dem Leitindex einen Schub geben. Die Ausschüttung der Dax-Unternehmen werde um 12 Prozent auf rund 30 Milliarden Euro steigen. Mit einer Dividendenrendite aller Dax-Titel von 3,1 % im kommenden Jahr 2015 werden Bundesanleihen nicht mithalten können.

Goldman Sachs Group prognostiziert sogar eine kleine Rally bei europäischen Aktien. Im nächsten Jahr könnten Anleger beim Stoxx 600 mit einem Ertrag von 11 Prozent rechnen. „Die Lage muss nicht gut sein, damit der Markt einen vernünftigen Ertrag liefert“, so die Lagebeurteilung der Analysten um Peter Oppenheimer in einer Studie. Die Gewinne plus eine erwartete Dividendenrendite von 3,5 Prozent würden die Aktienkurse stützen, wobei die Bewertung nur geringfügig steigen werde, da die Risikoprämie sinke, so die Experten.

Und dass sich der vormalige Vizepräsident von Goldman Sachs Group, Inc. (GS), Mario Draghi, davon nicht leiten lassen würde, glaubt keiner. Dies bedeutet, dass die EZB im Kontext globaler Notenbankpolitik handeln wird.
Sandro Valecchi, Business Analyst & Markets


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Bereitgestellt von Benutzer: Sandro Valecchi
Datum: 05.12.2014 - 11:51 Uhr
Sprache: Deutsch
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