Pharmaunternehmen in Deutschland: Notwendig für die Versorgung und Chance für den Standort (FOTO)
(ots) -
"Berliner Dialog am Mittag" von Pro Generika zeigt Stärken des
Standorts auf und mahnt verlässliche Gesundheitspolitik an
Mit dem Start des Pharmadialogs im September hat die große
Koalition damit begonnen, politische Maßnahmen zur Stärkung des
Forschungs- und Produktionsstandorts Deutschland für die
pharmazeutische Industrie zu entwickeln. Diesen Prozess zu begleiten,
war ein Ziel des 13. Berliner Dialogs am Mittag, den der
Branchenverband Pro Generika am 2. Dezember 2014 in Berlin
durchführte. Dabei hatten die Teilnehmer auf dem Podium zahlreiche
Übereinstimmungen in der Beurteilung. Die herausstechende: Soll die
Innovationskraft der pharmazeutischen Industrie auch weiterhin in
Deutschland erhalten bleiben, dann darf sie nicht länger nur primär
unter dem Kostengesichtspunkt betrachtet werden. Es gehe vor allem
auch um Qualität, Versorgungssicherheit und nicht zuletzt um
Planungshorizonte für die Unternehmen. Dafür sei auch mehr
Verlässlichkeit in der Gesundheitspolitik nötig.
Pharmaunternehmen mit hoher Standortrelevanz
Laut Oliver Heinrich, Bezirksleiter Berlin-Mark Brandenburg der IG
Bergbau, Chemie und Energie, steht die Bedeutung der Branche für den
Standort außer Frage. Im Raum Berlin-Brandenburg sei die
pharmazeutische Industrie mit ihren hochqualifizierten und im
Vergleich gut bezahlten Mitarbeitern der zweitgrößte industrielle
Arbeitgeber. Auch ihr Beitrag für den Forschungsstandort sei
beispielhaft. Gefahr sah Heinrich allerdings unter anderem darin,
dass der Kostendruck auf Generikaunternehmen durch Rabattverträge
immer weiter steige. Vom Pharmadialog erwartet sich der
Gewerkschafter die Schaffung langfristig angelegter Rahmenbedingen.
Denn diese seien für eine nachhaltige Standortsicherung
unverzichtbar.
Qualität hat ihren Preis
Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes, lobte
zwar das breite Arzneimittelportfolio, das den Menschen in
Deutschland zur Verfügung steht. Dies dürfe aber nicht über bereits
bestehende Lücken hinwegtäuschen. Hierzu zählte der Apotheker die
immer wieder auftretenden Lieferengpässe insbesondere bei Antibiotika
ebenso wie das Fehlen spezieller Arzneimittel für Kinder. Nicht
zuletzt die nur noch auf den Preis ausgerichteten
Arzneimittelrabattverträge hätten dafür gesorgt, dass ein Engagement
der Unternehmen auf diesem Gebiet nicht mehr honoriert werde.
"Qualität hat doch aber ihren Preis", so Becker. Einer seiner Wünsche
an den Pharmadialog ist daher, dass dieser Aspekt wieder mehr
Beachtung findet. Produktion und die Weiterentwicklung von
Arzneimitteln müssten sich auch in Deutschland lohnen.
Pharmadialog soll "pfiffige Ideen" für Standortsicherung
entwickeln
Gabriele Katzmarek, MdB, Expertin der SPD-Bundestagsfraktion für
die Gesundheits-wirtschaft erklärte, dass man heute bei weitem nicht
von einer Situation des "Land unter" sprechen könne. Allerdings seien
die Verhältnisse durchaus verbesserungswürdig. So werde der
volkswirtschaftliche Nutzen der Gesundheitswirtschaft noch zu wenig
anerkannt und gewürdigt. Katzmarek erhofft sich vom Pharmadialog
"pfiffige Ideen" wie die Standortsicherung auch über die Finanzierung
durch die Sozialversicherungssysteme hinaus gefördert werden kann.
Wie Oliver Heinrich betonte sie die Notwendigkeit von
Planungssicherheit. Diese sei auch deshalb unverzichtbar, damit sich
mehr ausländische Investoren im Standort Deutschland engagieren.
Hierzu gehört nach Überzeugung der Politikerin nicht zuletzt eine
größere Verlässlichkeit der Gesundheitspolitik.
Versorgungssicherheit braucht Forschung und Produktion in
Deutschland
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Pro Generika, Dr.
med. Markus Leyck Dieken, gab dem Standort Deutschland grundsätzliche
gute Noten. Hervorragend ausgebildete Fachkräfte, eine gute
Infrastruktur sowie ein dichtes Netz an Universitäten würden dafür
sorgen, dass an den Produktions- und Forschungsstandorten in
Deutschland trotz höherer Lohnkosten ausgesprochen effizient
gearbeitet werde. Unter anderem deshalb habe unser Land bei den
innovativen Biosimilars heute immer noch die Pole-Position inne.
Diese sei aber nicht in Stein gemeißelt, betonte der Geschäftsführer
von Teva ratiopharm.
Vor kurzem sei das erste Biosimilar aus
Südkorea in Europa zugelassen worden. Das sei ein "Glockenschlag" und
zeige auf, dass man auch auf diesem Feld in Asien rasend schnell
dazu lerne. Daher sieht Leyck Dieken gerade hier Ansatzpunkte für den
Pharmadialog, denn in diesem hoch innovativen Bereich der
Biotechnologie sei die räumliche Verknüpfung von Produktions- und
Forschungskompetenz unverzichtbar. Bei internationalen Unternehmen
gelte für die Standorte in den jeweiligen Ländern zudem ein
erheblicher Wettbewerb um Investitionen. "Da spricht es nicht nur für
Deutschland, dass zum Beispiel einige Biosimilars hier auch nach
einigen Jahren aufgrund ungelöster Marktzugangsbarrieren immer noch
nur einen kleinen Marktanteil von nur acht Prozent haben."
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe setze zu Recht auf
Qualität und Sicherheit der Versorgung. Diese können aber langfristig
nur dann gewährleistet werden, wenn eine Vielzahl von Produkten auch
in Deutschland entwickelt und produziert werden. "Gute Arbeitsplätze,
höchste Qualität und Versorgungssicherheit in Deutschland sind
politische Schätze, die Generika- und Biosimilarunternehmen in den
Pharmadialog einbringen", so Leyck Dieken. Für deren Erhaltung sei es
an der Zeit, die richtigen Signale in der Standortpolitik zu setzen.
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Datum: 03.12.2014 - 11:07 Uhr
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