Westdeutsche Zeitung: Westdeutsche Zeitung zu: Korruptes Fifa-System
(ots) - Kommentar Das korrupte Fifa-System unter Druck
Es braucht jetzt radikale Ideen
Olaf Kupfer
olaf.kupfer(at)wz-plus.de Am Donnerstag hat der WDR-Rundfunkrat trotz
ausdrücklich "großer Bedenken" dem Erwerb der Übertragungsrechte an
der Fußball-WM 2022 in Katar durch ARD und ZDF zugestimmt. Eine
bemerkenswerte Formulierung für einen in den vergangenen Jahrzehnten
völlig gewöhnlichen Vorgang: ARD und ZDF zeigen die Fußball-WM. Das
war nie anders, darf aber offenbar keine Selbstverständlichkeit mehr
sein. Tatsächlich sind diese Bedenken begründet: Es ist der Respekt
vor dem Gebührenzahler, dessen Geld auf ziemlich direktem Weg von den
Sendern an den Fußball-Weltverband Fifa durchgereicht werden.
Abermillionen für die TV-Rechte. Geld, mit dem der Zuschauer - und
das schwant auch dem WDR-Rundfunkrat - ein erwiesen korruptes System
finanzieren muss, das wieder neue Blüten treibt - und in diesen Tagen
tatsächlich an seine Grenzen stoßen könnte. Die Fifa hat die
skandalumtoste Doppel-Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 an
Russland und 2022 an Katar für unproblematisch erklärt, besser:
erklären lassen. Korruption? Ein bisschen. Aber alles im Rahmen. Was
ein Skandal ist, weil selbst der Chefermittler Michael Garcia diese
Deutung für unzulässig hält - und das auch munter kundtut. Es finden
sich inzwischen reichlich Menschen, die das Wort gegen die Praktiken
der Fifa deutlich hörbar erheben. Die Veröffentlichung des
Untersuchungsberichts rückt nahe, das FBI ermittelt, in den
nationalen Verbänden entstehen Bewegungen, die die Fifa sogar
isolieren wollen. Wie wohltuend die Aussage Reinhard Rauballs,
Präsident der deutschen Fußball-Liga, der eine Abspaltung des
europäischen Verbandes Uefa von der Fifa in den Ring warf. Wie
deprimierend, dass er dafür von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach
sofort zurückgepfiffen worden sein soll. Es braucht solch radikale
Ideen, um den Druck aufrechtzuerhalten, der jetzt auf diesem System
lastet. Gestern meldete sich Jerome Champagne zu Wort. Der Mann will
am 29. Mai 2015 Blatter als Fifa-Boss ablösen. Er wolle, sagte
Champagne, die Fifa reformieren. Er hoffe auf ein transparentes
Wahlverfahren, glaube aber nicht daran. Worte, die deutlich machen,
das "große Bedenken" nicht mehr ausreichen.
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Datum: 21.11.2014 - 19:30 Uhr
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