Nur 1:1 gegen Irland!
Joachim Löw: "Das ist extrem ärgerlich, dass wir dieses Spiel nicht gewonnen haben." (AUDIO)
(ots) -
Anmoderation:
"Gegen Irland zurück zum Erfolg!". Das war der Tenor der
Berichterstattung in den letzten drei Tagen. Die deutschen Medien
hatten nach der 0:2-Niederlage im EM-Qualifikationsspiel gegen Polen
nicht zum Angriff auf Joachim Löw und seine Mannschaft geblasen,
sondern aufgezählt, welche Spieler dem Bundestrainer gerade fehlen:
Die zurückgetretenen Lahm, Mertesacker, Klose, die Verletzten
Schweinsteiger, Özil, Khedira, Höwedes und dann noch die Kranken
Kramer und Schürrle. Macht zusammen fast eine ganze Mannschaft. Unter
diesen Umständen war das 1:1 gestern Abend gegen Irland zwar
enttäuschend, aber wenigstens einigermaßen entschuldbar. Die deutsche
Mannschaft hatte über lange Strecken souverän und überlegen gespielt.
Kroos hatte die deutsche Nationalmannschaft in der 2. Halbzeit in
Führung gebracht, die Iren glichen in der Nachspielzeit aus. Joachim
Löw war nach dem Spiel verständlicherweise weniger zufrieden:
O-Ton Joachim Löw
Das ist natürlich für uns schon extrem ärgerlich, dass wir dieses
Spiel nicht gewonnen haben und sozusagen mit einer Torchance von
Irland den Ausgleich kassieren mussten, in der letzten Sekunde des
Spiels. Ich denke, das haben wir uns aber auch selber zuzuschreiben,
weil wir in den letzten Minuten, in den letzten fünf, sechs Minuten,
einfach das Spiel nicht mehr in diesem Maße unter Kontrolle hatten
wie vorher. Wir haben dann gerade in diesen letzten Minuten einige
Bälle leichtfertig verloren, im Spiel hinten raus über das
Mittelfeld. Dann haben wir den Fehler gemacht, dass wir häufig zu
Manuel gespielt haben, haben uns nicht mehr angeboten, dann kamen die
Bälle lang und wieder postwendend zurück. Und von daher hatten wir,
trotz dieser 1:0 Führung, eine gewisse Nervosität plötzlich im Spiel
in den letzten Minuten und eben das Spiel nicht mehr unter Kontrolle.
Und da haben wir schon einige Dinge zugelassen. Aber eigentlich ist
es ärgerlich, dass eben mit einer Chance für Irland der Ausgleich
fällt. (1:10)
Im Mercedes-Benz Sportpresseclub war der eher mühsame Start in die
EM-Qualifikation natürlich das beherrschende Thema. Besonders gefragt
als Gesprächspartner war Olaf Thon, Weltmeister von 1990. Er hat mit
der Nationalmannschaft nach dem Erfolg in Italien ähnliches erlebt
wie jetzt die Mannschaft von Joachim Löw:
O-Ton Olaf Thon
Ja es gab ja dann auch eine Qualifikation zur EM, und die wurde
geschafft, die wurde auch klar geschafft, aber es war holprig. Und
wir hatten auch damit zu kämpfen, dass einige aufgehört hatten, auch
der Trainer hat aufgehört, ich glaube das ist nochmal ein noch
größerer Schnitt. Und er hat dann Berti Vogts die Bürde überlassen:
Die beste Mannschaft über zehn oder zwanzig Jahre hinaus, mit den
Ost-Spielern und so weiter. Und wir wissen alle, es hat dann bis `96
gedauert, bis Berti Vogts dann den ersten Titel erkämpft hat in
England. Und von daher ist das eine nicht so einfache Zeit und da
muss man durch. (0:32)
Für Nicht-Sportler ist es wahrscheinlich schwer zu begreifen,
warum das was bei der WM funktioniert hat, jetzt nicht mehr gelingen
will. Stefan Kuntz, Europameister von 1996 weiß es noch genau, wie
schwer es nach 1996 war, wieder in den Bundesligaalltag und in den
Alltag der Nationalmannschaft zurück zu kehren:
O-Ton Stefan Kuntz
Eine Regeneration nach einem Titel, auch wenn sich das komisch
anhört, ist schwerer, weil du bist natürlich in einer Euphorie, wirst
überall herumgereicht, möchtest überall hingehen, weil du auch weißt,
dass du das den Leuten auch schuldig bist. Also das hängt noch ein
bisschen länger im Kopf danach. Man muss auch sagen, das ist
verständlich. Es gibt erst mal so ein kleines Vakuum. Es ist ja nicht
so, dass wenn jetzt gerade mit Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger
zwei wichtige Führungspersönlichkeiten und dann Per Mertesacker
sicherlich auf seine Art auch, fehlen, dass jeder da hinten dran
Stellvertreter hat. (0:33) Aber nicht nur Fußball-Profis haben
Probleme nach dem Gewinn eines großen Titels in ihren Sportalltag
zurückzufinden. Gäste im Mercedes-Benz Sportpresseclub waren auch
drei Olympioniken. Und egal ob Deutschlands bester Wasserspringer
Patrick Hausding, Weltmeister und Olympia-Silber-Gewinner oder
Gold-Ruderer Maximilian Reinelt, alle wissen, wie schwer ein Neustart
ist. Nur die Vielseitigkeitsreiterin Sandra Auffahrt kennt dieses
Gefühl nicht: O-Ton Sandra Auffahrt, Patrick Hausding und Maximilian
Reinelt Mir fällt das nicht schwer, weil die Pferde mir
unwahrscheinlich viel bedeuten und es macht einfach Spaß mit denen
jeden Tag zusammenzuarbeiten. Und man hat mit jedem Pferd eine neue
Aufgabe. Von daher bin ich sehr froh, dass ich mein Pferd als Partner
habe und die mich immer motivieren weiterzumachen. - Nach dem
Wettkampf, oder nach dem Turnier ist vor dem Turnier. Alle Zähler
sind wieder auf null gestellt. Da kann ich Weltmeister sein oder
Letzter sein, alle fangen wieder bei null an und es ist immer wieder
ein neuer Kampf sich bis nach oben durchzukämpfen. Natürlich hält man
den Weltmeistertitel in Ehren und weiß was man dort geleistet hat.
Aber die Zeit läuft weiter und auch die nächste WM kommt. - Man hat
gewonnen, für was man seines ganzes Sportlerleben bisher gearbeitet
hat, das ist der größte Erfolg, den man sich vorstellen konnte. Und
dann kommt erst mal ein Tal. Man hat alles erreicht. Und nach der
Freude kommt dann der Gedanke: Ok, eigentlich hätte ich es gerne
nochmal. (0:52)
Abmoderation:
Mach es noch einmal Jogi! Die deutschen Fans wären sicher
begeistert, wenn nach dem WM-Titel in zwei Jahren in Frankreich
Deutschland auch Europameister wird. Aber der Qualifikationsweg ist
ein langer. Gestern Abend hat die Mannschaft von Joachim Löw in ihrem
dritten EM-Quali-Spiel nur 1:1 gespielt.
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Datum: 15.10.2014 - 06:30 Uhr
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