Geschäftserwartungen des Mittelstandes brechen ein
(ots) -
- Geopolitische Spannungen und schwaches Wachstum in der Eurozone
schlagen auf die Stimmung
- Einschätzung der Geschäftslage einigermaßen stabil aber Euphorie
vom Jahresbeginn hat sich gelegt
- Schwache Absatzpreiserwartungen nähren Befürchtungen vor
Deflation
- Beschäftigungserwartungen bleiben stabil
Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer verzeichnet im August 2014 einen
deutlichen Rückgang der mittelständischen Geschäftserwartungen von
6,4 Zählern auf nun 2,4 Saldenpunkte. Ursächlich dafür sind nicht nur
die geopolitischen Spannungen. Das Wachstum in der Eurozone
entwickelt sich schwächer als erwartet, vor allem in wichtigen
Absatzmärkten wie Frankreich und Italien. Das beeinträchtigt
insbesondere die Geschäftserwartungen des stark auf den Außenhandel
ausgerichteten Verarbeitenden Gewerbes. Einzig das mittelständische
Bauhauptgewerbe zeigt sich sowohl bei der Lagebeurteilung als auch
bei den Erwartungen stabil optimistisch.
Auch die Lagebeurteilungen im Mittelstand sind rückläufig: Sie
geben erneut, jedoch nur leicht um 0,7 Zähler auf 21,8 Saldenpunkte
nach. Damit ist die Lage noch immer gut, aber die Euphorie vom
Jahresanfang hat sich gelegt.
Das Stocken der Konjunktur macht sich aber auch in der
Lagebeurteilung der Großunternehmen bemerkbar. Nachdem sich die
Geschäftslage bereits im Juli verschlechterte, gibt sie im August um
weitere 2,6 Zähler auf 17,2 Saldenpunkte nach. Die
Geschäftserwartungen verharren nach dem Einbruch im Vormonat mit 0,4
Saldenpunkten knapp über der Nulllinie, die den historischen
Durchschnitt markiert. Das Geschäftsklima in den Großunternehmen ist
aber immer noch erheblich besser, als in der konjunkturellen
Schwächephase vom Mitte 2012 bis zum 1. Quartal 2013. Alles in allem
zeichnen damit auch die Einschätzungen der Großunternehmen ein immer
noch befriedigendes Bild der Konjunkturentwicklung.
Die Absatzpreiserwartungen im Mittelstand und in den
Großunternehmen bleiben negativ. Dies nährt begründete Befürchtungen
vor Deflation und einer daraus erwachsenden Investitions- und
Konsumzurückhaltung. Die Verbraucherpreise stiegen von 2013 auf 2014
noch um 1 %. Jedoch gehen die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte
und die Großhandelspreise seit Mitte 2013 nahezu kontinuierlich
zurück und auch die Außenhandelspreise sind gesunken.
Die Beschäftigungserwartungen bleiben weiterhin stabil. Mit
jeweils über 7 Saldenpunkten haben sich die Beschäftigungserwartungen
sowohl bei den Mittelständlern als auch bei den Großunternehmen
gegenüber dem Jahresbeginn zwar etwas verschlechtert. Offenbar wird
aber weiterhin überwiegend mit einer positiven Entwicklung gerechnet.
Tarifabschlüsse um die 3 % lassen für 2014 zudem einen Anstieg der
Realeinkommen zwischen 1 und 2 % erwarten. Durch kontinuierlichen
Anstieg der Beschäftigung und der Einkommensentwicklung werden damit
sowohl der Wohnungsbau als auch die Konsumnachfrage gestärkt.
Die Eintrübung des Geschäftsklimas der letzten Monate geht einher
mit dem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal.
"Hauptursache für den Rückgang des BIP im zweiten Quartal ist jedoch
die Normalisierung der Bautätigkeit nach dem witterungsbedingt sehr
starken ersten Quartal, das darf man nicht vergessen. In der zweiten
Jahreshälfte wird die Konjunktur wieder mehr Fahrt aufnehmen. Dennoch
lasten einige Themen auf der Stimmung: die Unternehmen brauchen einen
Kurs für Europa, mehr öffentliche Investitionen und Zuversicht in der
Energiewende. Die verbleibenden Unsicherheiten sind dann immer noch
groß genug. ", erläutert Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW.
Eine ausführliche Analyse mit Datentabelle und Grafik zum
aktuellen KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist unter
www.kfw.de/mittelstandsbarometer abrufbar.
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Datum: 10.09.2014 - 10:00 Uhr
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