Projekt am Marienhospital: Röntgenkontrastmittel sollen nicht mehr ins Abwasser gelangen
Marienhospital Gelsenkirchen und Emschergenossenschaft führen gemeinsam eine neue Kampagne durch
(PresseBox) - Über Spurenstoffe im Wasser wird in der Öffentlichkeit viel diskutiert - besonders, seit die Analytik seit wenigen Jahren auch geringe Konzentrationen nachweisen kann. Die Emschergenossenschaft verfolgt das Ziel, bereits an der "Quelle" anzusetzen und Mikroverunreinigungen - wie etwa Rückstände von Arzneimitteln oder Röntgenkontrastmittel - erst gar nicht ins Abwasser gelangen zu lassen. In Gelsenkirchen führt die Emschergenossenschaft nun im Rahmen des EU-Forschungsprojekts "noPILLS" gemeinsam mit dem Marienhospital eine sogenannte Urin-Separationskampagne durch. Das Ziel: Patienten der Radiologie sollen Röntgenkontrastmittel nicht über die Toilette ausscheiden, sondern über spezielle Urin-Beutel - die dann über den Müll entsorgt werden. Der Wasserkreislauf würde somit nicht mit den Spurenstoffen belastet.
Die Kampagne, an der die Patienten freiwillig teilnehmen können, beginnt am 15. September und dauert zwei Wochen. Vor dem Röntgen bzw. vor der Computertomographie nehmen die Radiologie-Patienten in der Regel Röntgenkontrastmittel zu sich. Dieses wird hinterher binnen eines Tages wieder auf natürlichem Wege aus dem Körper ausgeschieden.
Freiwillige Teilnahme
Im Rahmen der Urin-Separationskampagne werden die freiwilligen Teilnehmer gebeten, bei den ersten fünf Toilettengängen nach dem Röntgen den Urin in besonderen Beuteln aufzufangen. In diesen wird er mit einem speziellen Gel verfestigt und über den Müll entsorgt. Auf diese Weise kann verhindert werden, dass Röntgenkontrastmittel überhaupt erst ins Abwasser des Marienhospitals - und schließlich in die Emscher-Gewässer - gelangen.
Parallel dazu analysiert die Emschergenossenschaft das Krankenhausabwasser, um die Wirksamkeit der Urin-Separationskampagne nachzuweisen. Die Ergebnisse sollen anschließend in einer wissenschaftlichen Publikation veröffentlicht werden.
"noPILLS" ist ein Folgeprojekt von "PILLS" (Pharmaceutical Input and Elimination from Local Sources). Mit diesem Projekt wurde in den vergangenen Jahren erstmalig eine dezentrale Behandlungsanlage an Krankenhäusern zur gezielten Spurenstoffelimination großtechnisch umsetzt. Mit dem Bau der PILLS-Kläranlage erprobte die Emschergenossenschaft neue Verfahrensweisen in der Klärtechnik.
Die rund 200 Kubikmeter Abwasser, die pro Tag im Marienhospital mit seinen rund 560 Planbetten, rund 75.000 Patienten pro Jahr und 1200 Mitarbeitern anfallen, wurden zuvor in die städtische Kanalisation eingeleitet. Diese mündet in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses in den Schwarzbach, der derzeit noch als offener Abwasserkanal betrieben wird. Im Zuge des Umbaus des Emscher-Systems wird der Bach entflochten und als dann abwasserfreies Gewässer ökologisch verbessert.
Die PILLS-Kläranlage arbeitet (übrigens auch heute noch) in drei Stufen, bis das Wasser gereinigt wieder austreten kann. In der ersten Phase kommt eine biologische Membranfiltration zur Verwendung, bei der das Abwasser von organischen Stoffen befreit wird. Das nun fast schon klare Wasser wird in der zweiten Stufe mit Ozon behandelt. Ozon ist ein starkes Oxidationsmittel, das bestehende Spurenstoffe gezielt aufbricht. Um sicherzustellen, dass keine Medikamentenrückstände im Abwasser verbleiben, erfolgt in der dritten Phase der Klärung eine so genannte Aktivkohlefiltration.
Aktivkohle in Pulverform wirkt als effizienter Adsorbierstoff, an dem auch die letzten Arzneimittelreste haften bleiben. Mit einem Filter werden die Kohlepartikel - und damit nun auch die Spurenstoffe - in der PILLS-Kläranlage zurückgehalten, während das nun saubere Wasser erst in den Schwarzbach und dann später in die Emscher fließen kann.
Die PILLS-Kläranlage wurde auf einem rund 250 Quadratmeter großen Grundstück errichtet, das vom Gelsenkirchener Marienhospital zur Verfügung gestellt wurde. Die Projektkosten betrugen rund zwei Millionen Euro.
Hintergrund: Spurenstoffe
Über Spurenstoffe im (Ab-)Wasser wird in der Öffentlichkeit viel diskutiert - besonders, seit die Analytik seit wenigen Jahren auch geringe Konzentrationen nachweisen kann. Über ihre Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen weiß man auch heute noch nicht genug. Die Quellen für solche Mikroverunreinigungen sind vielfältig: Es kann sich um Hormone, Arzneimittel, Kosmetika, Pflanzenschutzmittel, industrielle Grundstoffe und Veredelungsstoffe wie Flammschutzmittel und Beschichtungen handeln. Insgesamt sind rund 100.000 verschiedene Chemikalien in der EU gemeldet, hinzukommen etwa 3000 zugelassene Arzneimittelstoffe.
Dort, wo diese Stoffe in hohen Dosen auftreten, sollte eine Zuleitung ins Abwasser vermieden werden. Zu solchen "Hot spots" können z. B. Krankenhäuser gehören, deren Abwässer einen hohen Anteil von Arzneimittelrückständen und Röntgenkontrastmitteln enthalten.
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Datum: 04.09.2014 - 12:05 Uhr
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