Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Geburten in Deutschland
(ots) - Deutsche Frauen bekommen immer später Kinder.
Eine beträchtliche Zahl bringt gar keine zur Welt, manchmal
unfreiwillig, worunter sie leiden. Die Entwicklung sollte niemand
leichtfertig kritisieren. In einer liberalen und säkularen
Gesellschaft hat jeder das Recht, sein Lebensmodell zu wählen.
Natürlich können Wissenschaftler auf die Risiken für das Sozialsystem
hinweisen, wenn weniger »Einzahler« in die Rentenkasse geboren
werden, natürlich sollte der Staat die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf erleichtern, und natürlich dürfen die Kirchen die Geburt des
Jesuskindes zelebrieren und den Wert der Ehe herausstellen, aber: Die
Entscheidung treffen die Paare. Wenn sich eine Frau erst spät dazu
entscheidet, ein Kind zu bekommen, dann hat sie dafür meist gute
Gründe. Wer die Verantwortung für ein kleines, zerbrechliches Wesen
übernimmt, möchte eine sichere Perspektive haben. Die gibt es aber in
einer Gesellschaft, die von jedem Flexibilität fordert und in der die
intakte Großfamilie als Auffangnetz alles andere als die Regel ist,
immer weniger. Stichwort Generation Praktikum: Junge Frauen, die ein
Bachelor- oder Masterstudium durchlaufen haben, finden nicht gleich
eine feste Stelle. Sie hangeln sich von einem gar nicht oder nur
schlecht bezahlten Praktikum zum nächsten, und auch Männer hängen in
Zeitverträgen fest. Wer nicht weiß, wo er in drei Jahren sein wird,
überlegt ganz genau, ob er es verantworten kann, ein Kind in die Welt
zu setzen. Die Zahl der Geburten ist in Deutschland von 830 000 im
Jahr 1991 auf 682 000 im vergangenen Jahr gesunken. Statistisch hat
jede Frau 1,4 Kinder. Jede Fünfte im Alter zwischen 40 und 44 hat gar
keine, vielfach handelt es sich dabei um Frauen mit Fachhochschul-
oder Hochschulabschluss. Je älter eine Frau wird, desto lauter tickt
die biologische Uhr, und irgendwann ist es zu spät. Jede
Bundesregierung versucht mit finanziellen Wohltaten, die Entscheidung
für ein Kind zu erleichtern. Mehr als 200 Milliarden Euro geben Bund,
Länder und Kommunen dafür aus, mehr als 150 sogenannte ehe- und
familienpolitische Leistungen wie das Kindergeld gibt es. Aber die
Wirkung ist kaum spürbar - von 2012 auf 2013 stieg die Zahl der
Geburten gerade mal um 1,3 Prozent. Zu den Zwängen der Flexibilität
kommt das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. In Illustrierten
werden junge Frauen gerade dazu ermahnt, individuelle Wünsche ganz
obenan zu stellen, traditionelle Rollenbilder zu verwerfen und sich
zur Ich-AG zu machen. Nach dem Abitur durch die Welt trampen, sich
und verschiedene Partner ausprobieren, ein ökologisches oder
freiwilliges Jahr machen, sich dem Konsum widmen - das gehört für
viele zu ihrem Lebensmodell dazu. Familie halten die meisten nach wie
vor für wichtig, aber gleichzeitig leben in mehr als einem Drittel
der Haushalte (37,2 Prozent) in Deutschland Singles. Fazit: Kinder
sind in unserem Land leider nur noch eine Option unter vielen.
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Datum: 03.09.2014 - 21:00 Uhr
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