Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur deutschen "Oscar"-Hoffnung
(ots) - In diesem Jahr gelten hierzulande 15 deutsche
Filme als »Oscar«-würdig. Damit wir uns recht verstehen: Nicht etwa
würdig des »Oscars« für den besten Film überhaupt, sondern nur in der
Rubrik »Bester fremdsprachiger Film«. Die Auslandsvertretung German
Films wird heute aus diesen 15 Hoffnungsträgern einen aussuchen. Dann
entscheiden Amerikaner, ob der Beitrag eine »Oscar«-Nominierung wert
ist. Und danach befinden ebenfalls Amerikaner darüber, ob der Film
die Trophäe wirklich bekommt. Folglich sind German Films gut beraten,
wenn sie in Erfahrung bringen, was US-Juroren sehen wollen. Das weiß
man tatsächlich: Historisches ist Trumpf. Was das angeht, hat
Deutschland die Nase vorn, schon was seine berüchtigten zwölf Jahre
angeht (jedenfalls wenn man den Medienrummel zum Maßstab nimmt).
Allein vier Filme unter den 15 Kandidaten behandeln das Grauen des
Nationalsozialismus, in einigen Fällen ernsthaft (»Wolfskinder«),
anderswo in Form ganz übler Geschmacklosigkeiten (»Finsterworld«).
Historisch ist auch Schillers enge Beziehung zu den Schwestern
Charlotte (die er heiratete) und Caroline, aber ob man an der
amerikanischen Westküste je von dem Dichterfürsten gehört hat, darf
man füglich bezweifeln. Mithin ist German Films von der Wahl von
Dominik Grafs Literaturdrama »Die geliebten Schwestern« dringend
abzuraten. Dasselbe gilt für den Bundeswehr-in-Afghanistan-Film
»Zwischen den Welten«, der im Minenfeld seiner guten Absichten
verendet. Und die deutsch-deutsche Thematik, wie sie in »Westen« neu
beatmet wird, hat sich bereits 2007 ihren »Oscar« abgeholt (»Das
Leben der Anderen«). Im Prinzip bleibt also nur Edgar Reitz''
Auswanderer-Epos »Die andere Heimat«, das aber leider in Schwarz-Weiß
gedreht wurde. Über Filme in Schwarz-Weiß jedoch runzeln Amerikaner
nur die Stirn und fragen, wozu sie denn wohl in grauer Vorzeit den
Farbfilm erfunden hätten. Außerdem dauert »Die andere Heimat« knapp
vier Stunden, ein Unding, seit die Amerikaner den 90-Minuten-Film,
na, Sie wissen schon, seit sie den auch erfunden haben. In dem Maße,
in dem die Optionen schrumpfen, rückt die Action ins Blickfeld. Das
hätte Charme: Wir schlagen die Amerikaner auf ihrem ureigenen
Spielfeld. Zwar waren deutsche Actionfilme bisher bloß peinlich
(Til-Schweiger-Gucker wissen, wovon die Rede ist), aber mit dem
ungehemmt trashigen »Stereo« wird das betuliche Erzählkino endlich in
Rente geschickt. Hatte Dominik Graf nicht genau das schon vor zwei
Jahren (beim Deutschen Filmpreis) gefordert, bevor er mit Schiller &
Co. doch wieder rückfällig wurde? Hinfort mit dem Qualitätskino, rief
Graf damals ins Mikro. Recht hatte er! Schluss mit der German
gemutlichkeit! Her mit krach!, bumm!, peng!, besser bekannt als
crash!, boom!, bang! Und im Februar 2015 dann nehmen wir das Dolby
Theatre in L.A. im Sturm.
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Datum: 26.08.2014 - 21:00 Uhr
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