Experten rechnen mit Kostenexplosion bei Rio 2016 / Teuerste Sommerspiele der Olympia-Geschichte? / Kritik an Organisatoren: Verzögerung des Sportstättenbaus als Finanzstrategie
(ots) - Experten in Brasilien rechnen bei den Vorbereitungen
auf die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro mit einer
Kostenexplosion. Christopher Gaffney, US-Geograph und Gastprofessor
für Städtebau an der Universidade Federal Fluminense in Rio, teilt
der ARD-Recherche-Redaktion Sport mit: "Wir erwarten Kosten für
Olympia von 14 bis 20 Milliarden US-Dollar. Aber es gibt keine
Transparenz. Und wir wissen einfach nicht, wie viel die Spiele am
Ende kosten werden. Aber die Verwirrung über das Budget wird
absichtlich erzeugt. Schon bei den Panamerikanischen Spielen 2007 in
Rio de Janeiro wurde das Budget am Ende zehnfach überschritten. Für
Olympia sind jetzt zum Teil dieselben Leute wieder am Werk. Und wenn
es wieder so läuft, könnte es eines der teuersten Spiele überhaupt
werden."
Auch Alberto Murray Neto, Rechtsanwalt aus São Paulo und
ehemaliges Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees Brasiliens
(COB), kritisiert die Olympia-Organisatoren. Der
ARD-Recherche-Redaktion Sport sagt er auf Anfrage: "Die enorme
Verzögerung beim Bau der Sportstätten ist auch eine Finanzstrategie
der Organisatoren. Weil, wenn es schnell gehen muss und nur noch
wenig Zeit bleibt, ist es vom Gesetz her möglich, auf öffentliche
Ausschreibungen zu verzichten. Und dann beauftragen sie Freunde, die
Sportstätten zu bauen, und die Kosten steigen in die Höhe. Und es
passiert, was bei den Panamerikanischen Spielen passiert ist."
Die Bauarbeiten an den Olympischen Sportstätten laufen - nach den
zum Teil enormen Verspätungen im Frühjahr - laut
Organisations-Komitee inzwischen auf Hochtouren. Auch das deutsche
Unternehmen Stechert hofft bald auf einen Großauftrag. Die Firma aus
Wilhermsdorf in Mittelfranken stellt unter anderem Stadionstühle her
und hat schon bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien fünf
Arenen mit insgesamt fast 200.000 Sitzen ausgestattet. Wie
Geschäftsführer Franz Stegner der ARD-Recherche-Redaktion Sport
mitteilt, rechnet sich das Unternehmen jetzt auch bei den
Ausschreibungen für Rio 2016 Chancen aus: "Die kennen uns und unsere
Stühle. Und es gibt drei Modelle, die mit Sicherheit genommen werden.
Das teuerste Modell 'Copacabana' kostet bis zu 220 Euro pro Stück. Es
sind sogar gekühlte Stühle - mit einem integrierten Ventilator - im
Gespräch. Die sind dann nochmal etwa 80 Euro teurer. Also, ich denke
wir werden einen Umsatz von bis zu 20 Millionen Euro machen." Wie
viele Sitze das Organisations-Komitee am Ende dann tatsächlich
bestellen wird, stehe aber noch nicht fest.
Zitate gegen Quellenangabe "ARD-Recherche-Redaktion Sport" frei.
Pressekontakt: Wolf-Günther Gerlach, Tel.: 06131 929-33293,
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Datum: 08.08.2014 - 11:54 Uhr
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