Konjunkturbericht Rumänien: Gute Wirtschaftsentwicklung - Strukturelle Herausforderungen bleiben
Rumänien überraschte 2013 mit einem bedeutenden Wachstum von 3,5%, dem größten unter den EU-Staaten / Die Wirtschaftsdaten Rumäniens verdichten sich zu einem stabilen, positiven Wirtschaftsumfeld
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1. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
In den meisten Regionen Mittel- und Osteuropas verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum oder blieb auf einem niedrigen Niveau. Rumänien hingegen überraschte 2013 mit einem bedeutenden Wachstum von 3,5%, dem größten unter den EU-Staaten und der besten wirtschaftlichen Entwicklung der letzten fünf Jahre. Die Landwirtschaft und die Industrieproduktion/Exporte haben entscheidend zum BIP-Wachstum beigetragen, während der Handelssektor und die Baubranche sich noch nicht richtig von der Krise erholt haben. Für das Jahr 2014 wird ein Wachstum von 2 bis 2,3% prognostiziert.
Obwohl sich 2013 zusammenfassend als ein gutes wirtschaftliches Jahr bezeichnen lässt, mit Blick auf die strukturellen Herausforderungen, denen Rumänien gegenübersteht, sind viele wichtige Entscheidungen leider nicht angepackt worden. Dazu gehört die Privatisierung von Staatsbetrieben bzw. die Einführung von privaten Management-Strukturen in Staatsbetrieben.
Ein weiterer wichtiger Punkt für Investoren ist die Vorausschaubarkeit der Steuergesetzgebung. Ein Beschluss, der durch Dringlichkeitsverordnung umgesetzt wird, lässt den Geschäftsleuten keine Zeit, sich darauf vorzubereiten. Ein anderes wichtiges Anliegen deutscher Investoren ist der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Mit nur 645 km Autobahn liegt Rumänien im europäischen Vergleich weit hinten. Das ist ein erheblicher Nachteil für den Investitionsstandort, denn er führt dazu, dass die bekannten Lohnkostenvorteile durch unnötig hohe Transportkosten gemindert werden.
2. Konjunkturbeurteilung: Positive Entwicklung der Geschäftslage
Zwar schätzen nur 7% der befragten deutschen Unternehmen in Rumänien die wirtschaftliche Lage des Landes als gut ein, doch werden für 26% die Aussichten als besser eingeschätzt. Hinsichtlich der eigenen Geschäftslage für das laufende Jahr sind die Erwartungen positiv. Die Anzahl der Befragten, die die Geschäftslage ihres Unternehmens als gut beurteilen ist auf 50% gestiegen (2013: 36%, 2012: 42%) und mehr als die Hälfte der Unternehmen meinen, dass sich die Lage im laufenden Jahr verbessern wird (2013: 50%).
Bezüglich der Zukunftsaussichten der jeweiligen Branche, erwartet mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen eine Verbesserung der Konjunkturlage ihrer Branche 2014 im Vergleich zum Vorjahr.
3. Standortqualität - Bewertung wichtiger Standortfaktoren
Zu den wichtigsten Investitionskriterien für Unternehmen gehören besonders die verfügbaren Arbeitskräfte am potenziellen Standort. Niedrige Arbeitskosten, das heißt deutlich unter dem Niveau in Westeuropa, sind nur eines der Motive für Investitionen in Rumänien. Es geht vielmehr um eine Kombination aus Kosten, Qualifikation und Produktivität, die den Standort interessant machen. Kosten und Produktivität stehen nach Ansicht der meisten Befragten in einem guten Verhältnis, was für deutsche Firmen einen maßgeblichen Anreiz darstellt, in Rumänien tätig zu werden.
Bei den Themen Berufsbildung, Qualifikation der Arbeitnehmer sowie Verfügbarkeit von Fachkräften hat sich die Lage leicht verbessert im Vergleich zum Vorjahr, die Anzahl der zufriedenen Unternehmen ist leicht angestiegen. Rumänien liegt hier über den MOE-Durchschnitt. Weitere Standortfaktoren betreffen das operative Geschäftsumfeld. Die gering ausgebaute Infrastruktur in Rumänien ist einer der Punkte, den die deutschen Investoren am meisten bemängeln, dementsprechend liegt Rumänien hier an letzter Stelle unter den MOE-Staaten. Nur 7% der Befragten sind in dieser Hinsicht zufrieden, während 41% unzufrieden und 28% sogar sehr unzufrieden sind, der Rest ist unentschieden. Bei der Verfügbarkeit der Zulieferer hat sich Rumänien leicht gesteigert im Vergleich zum Vorjahr (30% sind zufrieden, 2013: 20%).
Mit vielen Bereichen der Wirtschaftspolitik sind die Unternehmen in Rumänien, aber auch in den meisten anderen MOE-Staaten, weiterhin unzufrieden.
4. Fokusthema: Dringender Handlungsbedarf im Bereich Vergabepraxis bei öffentlichen Ausschreibungen
Die Vergabepraxis öffentlicher Ausschreibungen ist und bleibt ein Bereich in Rumänien, in dem dringender Handlungsbedarf hinsichtlich Transparenz und klaren, effizienten Rahmenbedingungen besteht. Rumänien liegt hier unter dem MOE-Durchschnitt mit 66% negativen Antworten, aber noch vor Tschechien oder Bulgarien.
Nicht nur bei größeren, öffentlichen Projekten sehen sich deutsche aber auch rumänische Unternehmen unfairen Wettbewerbsbedingungen ausgesetzt. Eine fehlerhafte Arbeitsweise in der Vergabe öffentlicher Aufträge oder, im Gegenteil, deren Entwicklung und Optimierung wirken sich negativ bzw. positiv aus auf die Anziehung von EU-Fonds und auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.
Um den Wettbewerb nicht einzuschränken, wäre zum Beispiel der Erlass einer Anweisung notwendig, in der ausdrücklich als Regel angegeben wird, dass die technischen Spezifikationen des Lastenhefts nicht einschränkend sein sollen und die Möglichkeit gegeben wird, in den Ausschreibungen alternative Lösungen anbieten zu können. Somit wird dem Wettbewerb mehr freier Lauf ermöglicht.
Das Management der Regiebetriebe, der Landesgesellschaften und -unternehmen soll nach fachlichen Kriterien und für mindestens 4 Jahre gewählt werden, damit eine Kontinuität der Strategie gewährleistet wird. Außerdem sollten die Professionalitätskriterien bei der Auswahl der für die Erstellung der Lastenhefte zuständigen Beraterfirmen verschärft werden.
Wenn das Prinzip "es gewinnt der preislich und qualitativ beste Anbieter" nicht eingehalten wird, so kann das dazu führen, dass veraltete Technologie zu erhöhten Preisen zum Einsatz kommt. Das kostet dann den rumänischen Staat unnötig Zeit und Ressourcen, die anderswo nutzbringend eingesetzt werden könnten. All dies schadet nicht zuletzt auch dem Standort Rumänien.
5. Attraktivität des Investitionsstandorts: Unternehmen insgesamt zufrieden
Auch wenn zahlreiche deutsche Unternehmen mit einzelnen Standortfaktoren unzufrieden sind, würden die meisten (83%) Rumänien als Investitionsstandort wieder wählen. Rumänien bleibt auf Platz 11 in der Rangliste der attraktivsten Investitionsländern Mittel- und Osteuropas.
Die Deutsch-Rumänische Industrie- und Handelskammer (AHK Rumänien), gegründet im September 2002, zählt rund 530 Mitglieder und ist somit die größte bilaterale Wirtschaftsvereinigung in Rumänien. Durch ihre Dienstleistungen und Tätigkeiten unterstützt die AHK Rumänien deutsche Unternehmen bei ihrem Markteintritt und Standortaufbau in Rumänien und versteht sich gleichzeitig als Partner für rumänische Unternehmen, die an den deutschen Markt interessiert sind. Weitere Informationen unter: www.ahkrumaenien.ro.
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Die Deutsch-Rumänische Industrie- und Handelskammer (AHK Rumänien), gegründet im September 2002, zählt rund 530 Mitglieder und ist somit die größte bilaterale Wirtschaftsvereinigung in Rumänien. Durch ihre Dienstleistungen und Tätigkeiten unterstützt die AHK Rumänien deutsche Unternehmen bei ihrem Markteintritt und Standortaufbau in Rumänien und versteht sich gleichzeitig als Partner für rumänische Unternehmen, die an den deutschen Markt interessiert sind. Weitere Informationen unter: www.ahkrumaenien.ro.
Datum: 30.07.2014 - 14:56 Uhr
Sprache: Deutsch
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