Stern: Autoindustrie plant permanente Fahrerüberwachung
(ots) - Die Autoindustrie stößt mit Plänen zur
Datenerhebung beim automatisierten Fahren auf Widerstand. Wie das
Magazin stern in seiner am Mittwoch erscheinenden Ausgabe berichtet,
schlugen Experten des Verbands der Automobilindustrie (VDA) in einer
vom Bundesverkehrsministerium eingerichteten Lobbyistenrunde die
Installierung einer so genannten Fahreraktivitätserkennung vor. Sie
soll beim Fahren mit Autopilot, an dem unter anderem VW, Daimler und
BMW arbeiten, zum Einsatz kommen. So könnten beispielweise
Innenraumkameras verhüten, dass der Mensch hinter dem Lenkrad des
automatisch fahrenden Autos einschläft.
In einer jüngsten Sitzung des hinter verschlossenen Türen tagenden
Runden Tisches des Verkehrsministeriums gab es Kritik an diesen
Plänen. Ein Teilnehmer sagte nach Informationen des stern, eine
Dauerüberwachung per Kamera klinge nach "Big Brother". Im Resümee der
Sitzung, das dem stern vorliegt, heißt es dennoch: "Eine
Fahreraktivitätserkennung sollte zur Abwendung von vorhersehbarem
Fehlgebrauch (z.B. Schlaf) integraler Bestandteil des Gesamtsystems
sein."
Gegenüber dem stern wies der VDA den Vorwurf der Überwachung als
"abwegig" zurück. Zugleich ließ der Verband die Frage nach dem
Einsatz von Kameras offen. Man wolle "technologieoffen" vorgehen. Der
VDA wollte auch nicht die Frage beantworten, welche Informationen das
Auto künftig speichern soll. Natürlich falle eine "große Menge an
Daten" an, heißt es in einer von dem Verband miterstellten Vorlage,
die dem stern vorliegt. Aber man habe "ein berechtigtes Interesse",
diese "für die Fahrzeugentwicklung" zu nutzen.
Die geplante Fahreraktivitätserkennung würde über heutige Systeme
zur Müdigkeitserkennung, bei denen Sensoren den Lidschlag oder das
Lenkverhalten verfolgen, offenkundig deutlich hinausgehen. Es sei
"nicht akzeptabel, dass jemand die ganze Zeit den Fahrer beobachtet",
sagte der Dresdner Fahrzeugdatenexperte Jürgen Bönninger dem stern.
Die Linken-Verkehrsexpertin Sabine Leidig sagte, "der gläserne
Autofahrer" sei ein zu hoher Preis "für ein neues Geschäftsmodell"
der Autoindustrie. Auch die Verkehrsexpertin des Bundesverbands der
Verbraucherzentralen, Monika Jungbluth, warnte: Verbraucher dürften
"nicht als Versuchskaninchen missbraucht werden".
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Datum: 27.05.2014 - 08:05 Uhr
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