Kölner Stadt-Anzeiger: Olympische Spiele - Doping-Experte Wilhelm Schänzer warnt vor Vorverurteilung von Sportlern.
(ots) - Professor Wilhelm Schänzer lehnt eine pauschale
Vorverurteilung der Athleten im Zusammenhang mit Doping bei den
Olympischen Winterspielen ab. Der Leiter des Instituts für Biochemie
an der Sporthochschule Köln sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger"
(Donnerstagsausgabe): Doping ist natürlich nach wie vor ein Problem.
Aber da eine Dunkelziffer anzugeben, halte ich für schwierig."
Der Molekularbiologe Perikles Simon hatte zuvor erklärt, "60
Prozent der Sportler" seien gedopt, der Heidelberger Werner Franke
hatte die Spiele in Sotschi als "total verseucht" bezeichnet. Dazu
sagte Schänzer: "Solche Schlagzeilen verkaufen sich immer ganz gut.
Ich bin da vorsichtiger."
Schänzer sieht eine Gefahr vor allem bei den Doping-"Klassikern":
"Ich denke, es wird in erster Linie versucht, mit den Substanzen zu
arbeiten, bei denen sich über Jahre eine deutliche Wirkung gezeigt
hat. Und mit Substanzen, die eine Ähnlichkeit zu Stoffen haben, die
der Körper selbst produziert. Bei Epo und anabolen Steroiden ist das
der Fall." Ob neue, hoch gefährliche Substanzen zum Einsatz kommen,
beurteilt Schänzer zurückhaltend: "GW 1516 und Aicar sind auf die
Dopingliste gesetzt worden, weil man im Tierversuch festgestellt hat,
dass die Tiere damit ausdauernder wurden. Ob sie der große Renner
sind? Ich bin da skeptisch. GW 1516 können wir sehr gut nachweisen.
Aicar wird auch im Körper produziert, aber wir haben hier im Haus ein
Nachweisverfahren entwickelt."
Die Berlinerin Claudia Pechstein ist nach Schänzers Einschätzung
im Jahre 2009 zu Unrecht verurteilt worden: "Es gibt viele Daten, die
zeigen, dass sie auf Grund einer vererbten Anomalie ein
außergewöhnliches Blutbild hat. Aus meiner Sicht ist die Datenlage
bei Frau Pechstein nach heutigem Stand nicht ausreichend, um sie des
Dopings zu bezichtigen." Der Fall Pechstein sei einschneidend: "Ich
bin der Meinung, dass so etwas nicht passieren darf."
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Datum: 06.02.2014 - 01:00 Uhr
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