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DER STANDARD-Kommentar: "Entspannt euch!" von Lisa Nimmervoll

ID: 1013471

(ots) - Die österreichischen Schulen waren beim
"Qualitätscheck", alle. Getestet wurde, wie es ihnen gelingt, den
Schülern in der vierten Volksschulklasse das Mathematik-Wissen zu
vermitteln, das "Standard" für alle sein soll, und wie es bei den
Schülern in der achten Schulstufe mit deren Englischkenntnissen
aussieht.

Das Ergebnis ist zum Teil no na und beruhigend: Wie anders als
klar besser sollten denn die Gymnasien, die auf eine vorsortierte
Schülerpopulation zurückgreifen können, bei einer solchen Testung
abschneiden?! Alles andere wäre absurd und alarmierend.

Die Fakten: Der Anteil von Kindern mit Eltern, die einen
Uni-Abschluss haben, ist in AHS mit 43 Prozent viermal so hoch wie in
Hauptschulen (elf) und dreimal so hoch wie in Neuen Mittelschulen
(14). Umgekehrt ist der Anteil der Kinder mit sehr hoher bzw. hoher
sozialer Benachteiligung in Hauptschulen (19 Prozent) viermal, in NMS
(25) fünfmal höher als in Gymnasien (5). Das sind Rahmenbedingungen,
die vieles erklären.

Denn noch immer sind die Schülergruppen, die abgehängt werden,
sehr klar zu identifizieren. Soziale Nachteile, die die Kinder von
außen mitbringen, manifestieren sich noch immer als schlechtere
Bildungsleistungen. Wer Eltern mit wenig Bildung hat, wird selbst
wenig Bildung haben. Und "mit Migrationshintergrund" wird es noch
schwieriger, in diesem System zu reüssieren. Das verhärtet und
reproduziert soziale Schieflagen.

Gesellschaftliche Ungleichheitslagen sind aber kein ehernes Erbe.
Die Leistungsdifferenz in Englisch, wo deutschsprachige und
nichtdeutschsprachige Kinder quasi von einer Startlinie losrennen,
erklärt sich fast zur Gänze aus Unterschieden im Sozialstatus, der
Migrationsaspekt wirkt da nicht nachteilig. Das ist ein Ansatzpunkt,
den die Politik - nicht nur die Schulpolitik, die kann es nicht
allein! - ins Zentrum holen muss.





Dass die Neuen Mittelschulen diesen sozialen Chancenausgleich
trotz schwierigerer Ausgangslage (mehr sozial stark benachteiligte
Kinder und auch mehr Schüler mit Migrationshintergrund als die
Hauptschulen) - und mit mehr Ressourcen, wohlgemerkt! -, schaffen und
in Englisch gleiche Leistungen wie die Hauptschulen zustande bringen,
zeigt: Wer sich bewusst mit der Zusammensetzung der Schüler und dem
Unterricht, noch dazu im Lehrer-Tandem, auseinandersetzen muss, macht
viel richtig. Es wirkt.

Die Analyse der Ergebnisse zeigt vor allem eines: Schule bzw.
Schulpolitik muss sich stärker mit außerschulischen Rahmenbedingungen
konfrontieren, wenn sie leisten will, was sie soll. Es bedeutet einen
gravierenden Unterschied, ob man in einer Klasse unterrichtet, in der
fast nur Kinder aus bildungsnahen, saturierten Familien sitzen oder
in einer babylonischen Versuchsanordnung, in der viele den Kopf mit
existenzielleren Problemen draußen vor dem Schultor voll haben.

Da hin müssen in Zukunft mehr Ressourcen. Mut zur Umverteilung -
und die privilegierten Eltern müssen keine Angst haben, dass ihre
Kinder benachteiligt werden könnten. Wer in einem Haus voller Bücher,
CDs und genug Geld aufwächst, dem kann die Schule gar nicht wirklich
schaden. Kein Grund zum Konkurrenzneid von oben.

Man möchte sagen: Entspannt euch! Es ist für euch und eure Kinder
letztlich viel wichtiger, als ihr vielleicht ahnt, ob die, die jetzt
in der Schule an den Pannenstreifen gedrängt werden, danach immer
noch nicht fahrtüchtig sind, um durchs Leben zu kommen.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

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Datum: 01.02.2014 - 09:36 Uhr
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Sozialen Chancenausgleich in der Schule muss niemand fürchten, aber jeder wollen (Ausgabe ET 1.2.201


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