Lausitzer Rundschau: Von Kindern und Kosten
Zum Neubau des Piccolo Theaters in Cottbus
(ots) - Noch nie ist ein hoffnungsvolles Talent an eine
Schauspielschule gekommen, um Zwerg Nase vorzusprechen oder das
siebte Geißlein. Kindertheater hat es von jeher schwer, sich als
eigenständige Sparte großer Kunst zu behaupten. Nur Kinder sehen das
grundsätzlich anders. Wenn die mal (Theater)Blut geleckt haben, sind
die meisten lebenslang infiziert. Kinder können sich über groben
Klamauk beölen, vor Waldgeistern graulen und um das Sterntalermädchen
heulen. Zu Höchstform laufen die Gören auf, wenn sie ihr Theater
gleich selber machen. Wer das nicht glaubt, gehe gucken: bei einer
der Theatergruppen des Piccolo, die castingfrei beweisen: Nicht nur
Grazien können tanzen lernen, nicht nur für aussichtsreiche Talente
ist Theaterspielen gut. "Das Piccolo war für mich stets
Auffangbecken: ein zweites Zuhause, ein Raum großer Inspirationen,
der den Austausch von Generationen und Kulturen ermöglicht". Das sagt
der 22-jährige Clemens Schiesko und das hat ihm kein
Kulturfunktionär, kein Sozialarbeiter in den Mund gelegt. Josefine
Schaarschmidt, 13, hat hier soziale Kompetenzen erlernt, ohne dass
sie den Begriff schon kennen müsste: "Ohne einander funktioniert es
nicht, das ist klar. Das Piccolo bedeutet für mich Spaß, nicht
allein, sondern vor allem in der Gruppe." Annemarie Bunar, 16, merkt,
dass sie mitbestimmen darf, dass ihre Ideen etwas gelten. Denise
Kleemann, 17, erlebt ihre Auftritte stets "als kleine Feier" und die
11-jährige Laura Ruclat erklärt resolut: "Ich werde immer dort
bleiben!" Kein Kommentar. Oder doch? Das ist schon ein ziemlich
großes Ding, was sich Cottbus mit dem neuen Piccolo geleistet hat.
Anderthalb Millionen, die eigentlich nicht übrig sind. Das ruft nicht
nur Neider auf den Plan, das gibt auch Anlass zu vernünftigen
Einwänden, wie dem des früheren Cottbuser Oberbürgermeisters Waldemar
Kleinschmidt, dem Kinderfeindlichkeit wirklich nicht zu unterstellen
ist. Sehr wahrscheinlich hätte ein weniger üppiger Bau seinen Zweck
auch erfüllt. Aber das Bekenntnis der Stadt zu seiner Jugend lässt
sich nicht gegen reparaturbedürftige Straßen aufrechnen, sofern die
Mittel nicht bei anderen Kultureinrichtungen abgezweigt werden.
Kinder kosten Geld, sie machen Lärm, Schmutz und Quatsch. Wer das
alles nicht will, müsste konsequenterweise gänzlich auf sie
verzichten. Oder aber wir geben alles. Ein Theater als zweites
Zuhause - was für ein Kompliment. Und was für eine Verpflichtung!
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Datum: 24.02.2011 - 22:00 Uhr
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