KWA Vorstand Dr. Stefan Arend begrüßt Pflege-Dialog des Bundesgesundheitsministeriums
Pflegeexperte schlägt Umsetzung vielfältiger Maßnahmen zur Lösung des Pflegekräftemangels in Deutschland vor
(IINews) - Unterhaching, 7. Dezember 2010. Dem Statistischen Bundesamt zufolge wird mit der Alterung der Gesellschaft auch der Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung zunehmen. So könnte es laut Bundesamt in 20 Jahren bereits 50 Prozent mehr Pflegebedürftige geben. Und bis 2050 sogar eine Verdoppelung auf 4,5 Millionen Menschen. Gleichzeitig werden nach jüngsten Schätzungen bereits 2025 rund 152.000 Beschäftigte in den Pflegeberufen fehlen. Umgerechnet auf die volle tarifliche Arbeitszeit steht im Jahr 2025 einem Bedarf an 940.000 Pflegevollkräften damit lediglich eine Zahl von 827.000 auf der Angebotsseite gegenüber. Und um auch in 40 Jahren noch alle Bedürftigen betreuen zu können, muss die Branche ihr Personal sogar auf zwei Millionen verdoppeln.
Bei der Betrachtung dieser Zahlen kommt daher schnell die Frage auf: Wer soll uns künftig pflegen und wie lässt sich der enorme Bedarf an Pflegfachkräften decken? Die Sorge, wie der wachsende Bedarf an qualifizierten Fachkräften künftig gedeckt werden soll, treibt dabei vor allem soziale Dienstleistungsunternehmen in Deutschland um. „Da es auch in anderen Branchen wie beispielsweise dem Handwerk zunehmend an Fachkräften mangelt, hat sich die Wettbewerbssituation bei der Personalrekrutierung für den Pflegebereich noch weiter verschärft“, konstatiert Dr. Stefan Arend, Vorstand KWA Kuratorium Wohnen im Alter. Weil der Bedarf mit inländischen Fachkräften alleine nicht gedeckt werden kann, setzt die Branche ihre Hoffnungen auf die 2011 in Kraft tretende Arbeitnehmerfreiheit der acht EU-Beitrittsländer. Doch mittlerweile sind für viele Pflegefachkräfte andere europäische Länder wie etwa die Baltischen Staaten oder Skandinavien weitaus attraktiver als Deutschland. Dr. Stefan Arend: „Allein auf ausländische Fachkräfte sollte man also lieber nicht setzen. Zudem ist es widersinnig, das Pflegeproblem eines Landes zu lösen und damit in einem anderen Land ein Pflegeproblem auszulösen. Das ist in einem vereinten Europa nicht mehr an der Zeit. Auch die Forderung, eine niedrigere Fachkräftequote einzuführen oder diese gar aufzuweichen, ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss.“ Laut staatlicher Quoten-Regelung müssen bisher 50 Prozent des Personals in Pflegeeinrichtungen examinierte Fachkräfte sein. „Würde man die Quote oder die Kriterien, was eine Fachkraft ausmacht, herunterschrauben, würde letztlich die Pflegequalität deutlich leiden. Dieser Weg wäre folglich reine Augenwischerei.“
Um die Attraktivität des Pflegeberufs zu steigern, erhalten Pflegekräfte in Deutschland seit August auch einen Mindestlohn − 8,50 Euro in Westdeutschland und 7,50 Euro im Osten. Der Pflege-Mindestlohn gilt als Vorzeigeprojekt der Bundesregierung. Allerdings dürften weit weniger als ein Viertel der Angestellten davon profitieren, denn der überwiegende Teil wird bereits heute angemessen bezahlt. „Die Verdienstmöglichkeiten im Vergleich zu anderen Branchen ist im Pflegebereich gar nicht so schlecht, wie gemeinhin gerne angenommen wird“, betont auch Arend. „Gerade in Westdeutschland sind Bedarf und Konkurrenz so groß, dass der Verdienst entscheidend zu einer erfolgreichen Personalrekrutierung beiträgt.“ Wie diese jedoch funktionieren soll, bleibt fraglich. Denn nur rund 41.000 Pflegefachkräfte sind in Deutschland derzeit bei den Arbeitsagenturen als arbeitssuchend gemeldet. In der Folge müssen Pflegeanbieter Aufträge wegen Personalmangels ablehnen oder können neue Pflegeheime nur mit Verzögerung eröffnen.
Erschwert wird dieser Umstand durch das zum Teil negative Image des Pflegeberufs in Deutschland: Kaum mehr als fünf Prozent der Schulabgänger spielen mit dem Gedanken, in der Pflegebranche zu arbeiten. Abhilfe sollen hier Imagekampagnen wie „Herzwerker“ in Bayern schaffen. Und auch die Entscheidung, dass der erweiterte Hauptschulabschluss künftig reicht, um eine Ausbildung beginnen zu können. Dr. Stefan Arend hält dies für einen Schritt in die richtige Richtung, gibt aber zu bedenken: „Der Pflegebereich bietet neben sicheren Arbeitsplätzen auch gute Aufstiegschancen. Allerdings wurden diese Vorzüge in der Vergangenheit nicht angemessen kommuniziert. Stattdessen wurde etwa der Ruf nach Unterstützung durch AlG2-Empfänger laut, um die offenen Stellen zu besetzen. Dies ist zwar gut gemeint, aber kontraproduktiv − es wertet die Tätigkeit der Beschäftigten ab. So ist neben einer ausgezeichneten fachlichen Qualifikation der Pflegekräfte auch ein hohes Maß an sozialen Kompetenzen unerlässlich.“ Doch selbst wenn es genügend Fachkräfte gäbe, der Beruf ist körperlich und auch psychisch äußerst anspruchsvoll. „Hier sind alle Pflegeeinrichtungen gefordert, künftig gemeinsam verstärkt an einem Strang zu ziehen. Die Anstrengungen sollten darauf zielen, das öffentliche Bild des Pflegeberufs und die internen Prozesse und Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen zu verbessern“, fordert Arend. Nur so könne die Attraktivität des Pflegeberufs dauerhaft gesteigert werden. Als zielführend sieht Arend hier eine Ausbildungsinitiative, die die Ausbildung für Pflegeberufe nachhaltig sichert und verbesserte Möglichkeiten der Ausbildungsfinanzierung zu etabliert. Die von Bundesgesundheitsminister Rösler im Rahmen des Pflege-Dialogs heute vorgeschlagenen Maßnahmen hält Arend für einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. „Man muss auch darüber nachdenken, die Ausbildung zu reformieren und sie gemäß den wachsenden und sich wandelnden Anforderungen neu auszurichten“, so Arend. „Hier ist die Bundesregierung aufgerufen, schnell und gemeinsam mit Pflegeexperten zu handeln, um die Branche und ihre Beschäftigten nicht über Jahre hinweg zu verunsichern.“
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KWA Kuratorium Wohnen im Alter
KWA Kuratorium Wohnen im Alter gAG ist bundesweit der zweitgrößte Träger von Altenwohnstiften. KWA ist ein gemeinnütziges Dienstleistungsunternehmen und Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband. Bundesweit unterhält KWA 18 Einrichtungen, darunter 14 Altenwohnstifte, eine eigene Klinik für Neurologische und Geriatrische Rehabilitation, zwei Pflegestifte und ein Bildungs¬zentrum mit staatlich anerkannten Fachschulen.
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Datum: 08.12.2010 - 14:12 Uhr
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