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Zauberwort Coaching - Was steckt hinter sogenannten Führungskräfte-Coachings?

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Klar ist: Wer sich bilden und weiterbilden will, lässt sich schulen. Die Begriffe "Schulung" und "Fortbildung" kennt jeder. Was aber ist mit "Coaching"? Coaching ist mittlerweile fast ein Zauberwort. Viele Führungskräfte bedienen sich immer häufiger sogenannter Coaches. Ob plakativ oder ernsthaft zielführend: Ich will es wissen!

Interviewpartner Andreas Köhler (ib -die image berater-)Interviewpartner Andreas Köhler (ib -die image berater-)

(IINews) - Was ein Coach in etwa macht, wissen wir z.B. vom Fußball. Coaching ist aber mehr, als nur Trainieren. Woher kommt eigentlich der Begriff?

Coaching kommt aus dem Englischen, von Kutsche. Beim Coaching geht es darum, jemanden oder ein Team von einem Punkt zum anderen zu führen. Was aber macht ein Führungskräfte-Coach?

Ich frage Andreas Köhler von der Agentur ib -die image berater-. ib ist eine kleine aber, wie ich überall höre, sehr effektive Coaching Agentur in Solingen. Wesentliche Arbeit von Andreas Köhler ist das Coaching von Führungskräften und Politikern.

Herr Köhler, warum lassen sich viele Führungskräfte von Ihnen coachen?

Andreas Köhler: “Weil sie Ziele erreichen wollen, weil sie produktiver werden wollen, weil sie besser werden wollen, in dem, was sie machen. Es gibt viele unterschiedliche Problemstellungen und viele unterschiedliche Ziele. Führungskräfte sind selbst auch Coaches. Z.B. wenn sie ihre Mitarbeiter leiten, anleiten und motivieren wollen. Das bedarf Fingerspitzengefühl, hoher Sozialkompetenz, eines realistischen Bildes von sich selbst und eine klare Sicht auf die Dinge.“

Hat man das in einer Führungsposition nicht automatisch, Herr Köhler?

Andreas Köhler: „Nein. Je größer Ihre Verantwortung ist, je weiter Sie aufsteigen, desto mehr entfernen Sie sich von der Basis an der Front. Sozialkompetenz allein reicht nicht. Sie müssen Ihre Fähigkeiten auch gezielt und überlegt einsetzen. Ein Blick von außen und eine veränderte Sichtweise helfen da oft ebenso wie die Sensibilisierung für Menschen, deren Wahrnehmung, Denken und Verhalten sowie die Bewusstmachung und Optimierung des eigenen Handelns. Im Coaching geht es auch darum, Fähigkeiten zur vollen Entfaltung zu bringen und gezielt einzusetzen. Vieles muss aber auch aufwendig trainiert werden.“

Herr Köhler, das hört sich so an als hätte das viel mit Psychologie zu tun.

Andreas Köhler: „Das ist richtig. Es gibt aber viele Ansätze. Coaching ist für mich angewandte Psychologie: Wahrnehmungs-, Kommunikations-, Betriebs-, Organisations- und Sozialpsychologie, gepaart mit Pädagogik, Erkenntnissen aus der Sozialforschung und natürlich gesundem Menschenverstand. Viele meinen, Psychologie beschäftige sich vorwiegend mit der Seele des Menschen. Tatsächlich beschäftigt sich die Psychologie mit dem Verhalten und Erleben von Menschen. Der Coach beobachtet Verhalten, beschreibt es, sucht nach möglichen Erklärungen für bestimmtes, vielleicht ungünstiges Verhalten und arbeitet dann mit dem Klienten daran, bestimmte Verhaltensweisen zu verändern und so zu verbessern, dass die Dinge einfach besser laufen. Dabei muss oft falsch oder früher Erlerntes umgelernt und neugelernt werden.“





Herr Köhler, was macht - Ihrer Auffassung nach - einen guten Coach aus?

Andreas Köhler: “Ein guter Coach ist kein klug redender zertifizierter Theoretiker, der mit wichtigtuerischen Anglizismen plakative Tipps gibt. Ein guter Coach kennt die meisten Problemstellungen aus eigener Erfahrung. Ebenso kennt er die Fehler, die man machen kann. Wichtig ist, dass ein Coach gut zuhört und genau hinsieht. Ein guter Coach sieht nicht nur seinen Klienten, sondern auch dessen Umgebung z.B. dessen Mitarbeiter, die Zielgruppe etc. Insofern traut sich ein guter Coach, seinem Klienten die Wahrheit zu sagen, auch wenn diese vielleicht erst einmal befremdend wirkt und unangenehm ist.“

Herr Köhler, Sie coachen nicht nur Führungskräfte, sondern auch Politiker. Gibt es da einen Unterschied?

Andreas Köhler: „Ja, obwohl ein Politiker, dem Begriff nach, ein „Mann des Volkes“ ist, lassen sich Politiker weniger gern auf die Finger schauen als Führungskräfte aus der freien Wirtschaft. Das hat viel mit Ihrem Umfeld und ihrer Partei zu tun, aber auch mit ihrem Selbst- und Fremdbild sowie ihren individuellen Motiven, die etwas anders gelagert sind, als z.B. die von Führungskräften privater Unternehmen.“

Sind Politiker denn keine Führungskräfte, Herr Köhler?

Andreas Köhler: “Politiker sind spätestens seit 1945 nicht als Führer gewählt, sondern als Volksvertreter. Dafür müssen Politiker speziell sensibilisiert werden. Wie Sie allein bei Medienauftritten immer wieder sehen, fehlt einigen Politikern leider diese Sensibilität. Bei einigen ist sie wiederum zu stark ausgeprägt. Sie drehen ihre Fähnchen im Wind. Bei anderen kommt die Sensibilität durch einen politischen Aufstieg und ihre Ämter abhanden. Viele Politiker verwechseln Pressestimmen mit der Stimme des Volkes. Das ist sehr fragwürdig. Ein großer Unterschied zu Führungskräften wird auch im Coaching deutlich. Charisma und Image spielen im Coaching von Politikern eine größere Rolle als bei Führungskräften, nicht etwa, weil Politiker das so wollen, sondern weil es einfach wichtiger ist.

Herr Köhler, warum sind Charisma und Image bei Politikern denn wichtiger als bei Führungskräften?

Andreas Köhler: „Wähler haben ganz andere Motive und Ziele als Mitarbeiter und Kunden. Sie haben - aus ihrer Rolle heraus - eine andere Sicht der Dinge. Das kann man nicht wirklich vergleichen. Da meine Klienten nicht nur ins Blaue hinein gecoacht werden wollen, sondern zusätzlich noch ganz bestimmte Ziele umgesetzt wissen wollen, muss man in meiner Arbeit zwischen unterschiedlichsten Zielgruppen meiner Klienten differenzieren. Mein spezielles Coaching dreht sich daher nicht nur allein um den Klienten. Das Umfeld in dem er sich bewegt und in dem er erfolgreich sein will, muss unbedingt mit berücksichtigt werden, wenn´s erfolgreich sein soll.“

Ist denn Coaching immer erfolgreich, Herr Köhler?

Andreas Köhler: „Wenn der Klient die Coaching-Inhalte versteht und umsetzen kann, ja! Die Regeln von Wahrnehmung, Verhalten und Wirkung sind relativ klar. Es gibt Knöpfe, auf die gedrückt wird und Hebel, die gezogen werden und dann funktionieren die Dinge einfach besser. Wenn die Knöpfe nicht gedrückt und die Hebel zu spät oder zu lässig gezogen werden, dann funktioniert es eben nicht. Wichtig ist die Regelmäßigkeit des Coachings. Wichtig ist auch, dass die Coaching-Inhalte vom Klienten entsprechend umgesetzt werden. Dazu braucht es Einsicht und Disziplin. Jeder Veränderungsprozess durchläuft daher auch kritische Phasen, immerhin müssen alte Verhaltensmuster, an die man sich längst gewöhnt hat, zugunsten des Notwendigen abgelegt werden. Dies kann auch mal schmerzvoll sein und geht oft nur in kleinen Schritten und durchläuft ggf. Phasen der Sinn- und Mutlosigkeit, in denen der Coach stärkt und stabilisiert.“

Werden Führungskräfte generell gecoacht, Herr Köhler?

Andreas Köhler: „Für viele ist Coaching lediglich eine Floskel. Für die arbeiten dann aber auch schon mal Coaches, die entsprechend an der Oberfläche bleiben, es einem bequem machen oder einem nach dem Mund reden. So kommt man aber nicht wirklich vom einen Punkt zum anderen. Nein, Coaching bedarf eines Motives und der entsprechenden Motivation. Viele sehen das Motiv aber nicht und ihnen fehlt die Motivation.

Insbesondere da, wo der Bedarf am Höchsten ist, gibt es in der Regel die geringste Nachfrage, da dort auch die geringste Einsicht oder zumindest ein geringes Verständnis für Coaching besteht. Es fehlt der Blick für das Motiv und dann natürlich auch die Motivation. Selbst wenn dort plakativ von Coaching die Rede ist, wird dort nicht jemand gesucht, der hilft, weiter zu kommen oder gar ein Problem zu lösen, sondern jemand der einen lediglich bestätigt. Das ist aber nicht Sinn der Sache.“

Können Sie mir ein Beispiel nennen, Herr Köhler?

Köhler: „Erst kürzlich hatte ich wieder ein Gespräch mit einem der Geschäftsführer eines mittleren Gewerbebetriebes. Von mehreren Mitarbeitern, die sich aus dem Unternehmen fortbewerben wollten, war mir zu Ohren gekommen, dass innerbetrieblich scheinbar einiges im Argen ist bzw. dass seitens der innerbetrieblichen Kommunikation etwas schief läuft. Entscheidend dafür ist zumeist das Verhalten oder Unterlassen der Führungskräfte. Wir sprachen über die Möglichkeit eines entsprechenden Führungskräfte-Coachings. Das erste Problem: Der Geschäftsführer war ungläubig, schließlich hatte er von seinen Führungskräften eben diese Informationen nicht. Das zweite Problem: Es sollte über ein Führungskräfte-Coaching nachgedacht werden, aber eben ohne auf das eigentliche Problem eingehen zu wollen. Das dritte Problem: Über den Bedarf eben dieses Führungskräfte-Coachings sollten laut Auffassung des verantwortlichen Chefs genau jene Führungskräfte selbst entscheiden, die das Problem vermutlich selbst verursacht haben.

Genau da liegt die Crux: Wer, der selbst fehlerhaft handelt, sieht das überhaupt selbst? Wer gesteht sich mögliche Schwächen ein? Wer möchte sich gerne ändern, erst recht ändern lassen? Das sind zumeist nur die, die von vorne herein die richtige Grundeinstellung haben. Viele fühlen sich aber selbst im tiefsten Sumpf pudelwohl. Sie sehen ihn nicht. Warum dann da weg? Warum sich verändern?“

Welche Grundeinstellung meinen Sie, Herr Köhler? Was verstehen Sie unter der richtigen Grundeinstellung?

Andreas Köhler: „Sie müssen schon von einem Punkt zum anderen wollen! Dazu müssen Sie den Ausgangspunkt begreifen und auch ein Ziel haben. Nicht jeder sieht klar, wo er steht und wohin er in Wirklichkeit könnte. Coaching setzt die Erkenntnis voraus, dass "etwas nicht stimmt", dass man sich oder etwas verändern möchte. Dieses Bewusstsein ist der allererste Schritt, ohne den ein Coaching nicht zustande kommt. Natürlich bedarf es dann noch der Bereitschaft, Veränderungen zu erarbeiten und diese diszipliniert umzusetzen, auch in kritischen Alltags-Phasen. Das bedarf Regelmäßigkeit und Durchhaltevermögen. Wankelmut wäre hier ebenso fehl am Platz wie wichtige Coachings und Veränderungen aufzuschieben.

Coaching setzt grundlegende Sozialkompetenz und Intelligenz sowie Motivation und Mut zur Veränderung voraus. Dazu gehört auch Einfühlungsvermögen, das richtige Rollenverständnis und die Fähigkeit, etwaige Widersprüche locker zu ertragen. Auch muss man sich über persönliche Erfolge freuen können. Diese grundlegenden Kompetenzen sind leider nicht zwingend selbstverständlich. Sie sind aber wichtig, um von einem Punkt zum anderen zu kommen und um erfolgreich handeln zu können."

Was kann beim Coaching sonst noch hinderlich sein, Herr Köhler?

Andreas Köhler: „Unsere Denkmuster. Oft lehnen wir Menschen neue Denkmuster ab, weil wir das bisher Gelernte und Erfahrene als das einzig Richtige ansehen. Ich muss mich aber auf Gedankenspiele einlassen können und offen dafür sein, zu überlegen, was alles möglich wäre, wie ich und andere sein könnten. Stattdessen gehen viele aber von unveränderbaren Tatsachen aus. Sie blockieren sich damit selbst von vorne herein. Wer so denkt, bei dem geht nicht viel Neues rein. Neues Wissen allein reicht im Übrigen nicht, wie viele meinen. Man muss es verinnerlichen.“

Vielen Dank Herr Köhler. Mir ist klar: Coaching ist also kein Zauberwort. Ernsthaftes zielführendes Coaching ist erst recht keine Floskel. Coaching bedarf einer Grundeinstellung. Wer sich coachen lässt und den Sinn versteht, kann effizienter und erfolgreicher sein. Aber er braucht ein Motiv und dazu die entsprechende Einsicht und Motivation. Erst dann kann ein Coach helfen, weiter zu kommen. Dann funktionieren die Dinge einfach besser.

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Datum: 05.08.2013 - 13:09 Uhr
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